Wie queer ist … Oprah Winfrey?
Oprah Winfrey gehört zu den reichsten und berühmtesten Frauen der Welt. Sie ist die Königin der Talkshows; die von 1986 bis 2011 laufende «Oprah Winfrey Show» ist bis heute die meistgesehene Daytime-Talkshow der USA.
Oprah Winfrey baute sich – aus mehr als bescheidenen Verhältnissen kommend – ein Medienimperium auf, das heute unter anderem ein eigenes Magazin, eine Filmproduktionsfirma und einen eigenen Fernsehsender umfasst.
Und obwohl die 71-jährige seit bald 40 Jahren mit dem Geschäftsmann Stedman Graham liiert ist, erlauben wir uns natürlich die Frage: Wie queer ist Ally und Gay Icon Oprah Winfrey eigentlich?
#1 Die Farbe Lila Bereits ab den 1970er Jahren arbeitete Winfrey als Nachrichtensprecherin und Fernsehmoderatorin bei diversen Lokalsendern. Doch wirklich berühmt wurde sie schliesslich 1985 durch ihre erste Rolle als Schauspielerin: an der Seite von Whoopi Goldberg stand sie vor der Kamera von Steven Spielberg und spielte in dessen Verfilmung von «Die Farbe Lila» die Rolle der Sofia.
Die Queerness des gleichnamigen Romans von Alice Walker nahm in dieser ersten Adaption nicht allzu viel Raum ein. Doch Winfrey – die für ihre schauspielerische Leistung eine Oscar-Nominierung erhielt – sorgte später als Produzentin dafür, dass sie sowohl im erfolgreichen Broadway-Musical als auch in dessen Verfilmung 2023 (u.a. mit Colman Domingo) etwas präsenter war.
#2 Die beste Freundin Durch die gemeinsame Fernseharbeit lernte Winfrey 1976 die etwa gleichalte Gayle King kennen, die seither ihre beste Freundin. So eng ist die Beziehung der beiden, dass Gerüchte, die beiden seien eigentlich ein Liebespaar, nie ganz verstummen wollten.
«die Mutter, die ich nie hatte, die Schwester, die jeder gerne hätte, und die Freundin, die jeder verdient hat. Ich kenne keinen besseren Menschen»
Oprah Winfrey
Wenn das so wäre, hätte sie kein Problem damit, das zu sagen, versicherte Winfrey allerdings stets und beschreibt King stattdessen lieber als «die Mutter, die ich nie hatte, die Schwester, die jeder gerne hätte, und die Freundin, die jeder verdient hat. Ich kenne keinen besseren Menschen».
Doch 2024 sagte sie bei einer Preisverleihung: «In der Zeit und der Umgebung, in der wir aufwuchsen, hatten wir nicht die Sprache, um über Sexualität und Gender-Identität so zu verstehen oder darüber zu sprechen, wie wir es heute tun. Ich wusste damals nicht, wie tief die internalisierte Scham sass, die mein Bruder angesichts seines Schwulseins empfand. Ich wünschte, er hätte miterleben können, wie viel freier die heutige Zeit diesbezüglich ist.»
«Ich wusste nicht, wie tief die internalisierte Scham sass, die mein Bruder angesichts seines Schwulseins empfand. Ich wünschte, er hätte miterleben können, wie viel freier die heutige Zeit ist.»
Oprah Winfrey
#4 Die Talkshow Nicht einmal Winfrey selbst weiss heute noch, in wie vielen der 4561 Folgen der «Oprah Winfrey Show» LGBTIQ-Themen besprochen wurden. Doch sie wisse sehr wohl noch, wie erstaunt und sie erschüttert sie jedes Mal war, wenn es darauf empörte Reaktionen gab, sei es in Form von aufgebrachten Meinungsäusserungen im Publikum oder anschliessender Hass-Post.
Wie wichtig die Präsenz queerer Menschen (ob prominent oder nicht) in Talkshows allgemein und speziell der von Winfrey in Sachen Sichtbarkeit und Akzeptanz war, ist in jedem Fall hinlänglich dokumentiert, sei es in Joshua Gamsons Buch «Freaks Talk Back: Tabloid Talk Shows and Sexual Nonconformity» von 1998 oder Dokumentarfilmen wie «Disclosure».
#5 Ellen DeGeneres Als Komikerin Ellen DeGeneres 1997 ihr vielbeachtetes öffentliches Coming Out hatte, spielte Winfrey dabei eine entscheidende Rolle. Und das in mehrerlei Hinsicht. In der längst legendären, zweiteilen Folge «The Puppy Episode», mit der sich zunächst DeGeneres‘ Serienfigur in der Sitcom «Ellen» als lesbisch outete, spielte Winfrey deren Therapeutin.
Nachdem dann auf dem Cover des Time Magazines («Yep, I’m gay») auch ihr persönliches Coming Out folgte, gab DeGeneres in der «Oprah Winfrey Show» ihr erstes Fernsehinterview. Dass der Komikerin später das grosse Comeback ausgerechnet mit einer eigenen Talkshow gelang, nahm Winfrey sportlich – und war selbst 14 mal zu Gast in der «Ellen DeGeneres Show».
#6 Lee Daniels Zu den vielen queeren Menschen, mit denen Winfrey regelmässig zusammenarbeitet, gehört auch der schwule Regisseur Lee Daniels. Nicht nur beteiligte sie sich als Executive Producer an seinem Oscar-prämierten Film «Precious», sondern stand später auch für seinen Historienfilm «Der Butler» vor der Kamera. Die Rolle gehört bis heute zu Winfreys meistbeachteten als Schauspielerin und brachte ihr unter anderem eine Nominierung für den renommierten SAG Award der US-Schauspielgewerkschaft ein.
#7 Die Serien Viele der Serien, die Winfrey bislang mit ihrer Firma Harpo Films für ihren Sender OWN produziert hat, rücken queere Figuren und Handlungsstränge ins Zentrum. In «Queen Sugar» etwa, der Geschichte dreier entfremdeter Geschwister in Louisiana, geht es unter anderem um die bisexuelle Journalistin und Aktivistin Nova (gespielt vom queeren «True Blood»-Star Rutina Wesley).
Zum Ensemble gehörte auch der schwule Schauspieler Nicholas Ashe, und die fünfte Staffel wurde z.B. ausschliesslich von queeren Regisseurinnen inszeniert. Auch die Serie «Greenleaf» thematisierte teilweise Queerness und Homophobie, während die Coming-of-Age-Geschichte «David Makes Man» eine Schöpfung des schwulen Drehbuch- und Theaterautors Tarell Alvin McCraney, auf dessen Story auch der Oscar-Gewinner «Moonlight» basiert.
#8 Der Buchclub Lange bevor Reese Witherspoon und Co. es ihr nachtaten, etablierte Winfrey in ihrer Talkshow einen Buchclub – und war damit so erfolgreich, dass sie über 15 Jahre lange jede Menge Bücher zu echten Bestsellern machte.
Neben Klassikern von Tolstoi, Faulkner oder Toni Morrison empfahl «Oprah’s Book Club» vor allem Neuerscheinungen, darunter auch «Middlesex» von Jeffrey Eugenides oder Werke von queeren Autorinnen wie Carson McCullers oder Ann-Marie MacDonald.
#9 Der Glaad Award Auch Glaad, die einflussreiche US-amerikanische Nonprofit-Organisation von LGBTIQ-Aktivist*innen, die sich vor allem gegen Diskriminierung und für eine faire, korrekte und inklusive Darstellung queerer Menschen in Kultur und Medien einsetzt, kommt natürlich an Winfrey nicht vorbei. 2024 erhielt sie – wie vor ihr u.a. Cher, Liza Minnelli, Janet Jackson oder Taylor Swift – den Vanguard Award für besonders verdiente Allies, womit GLAAD sie quasi zur Ehren-Queer krönte.
«Total Eclipse Of The Heart» und «Holding Out For A Hero» zählen zu Bonnie Tylers grössten Hits. Auf ihrer Tour will sie auch neue Lieder präsentieren, wie sie im MANNSCHAFT-Interview verriet. Zudem sprachen wir über das Geheimnis ihrer Ehe und ihren Edelfan Prinz William.
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