Marcel Bezençon – oder die Geburt des Eurovision Song Contest
Wie der Schweizer Europa mit Musik zusammenbrachte
Alle Jahr wieder im Mai findet der Eurovision Song Contest statt. Als Gründervater gilt heute der Schweizer Fernsehpionier Marcel Bezençon.
Die Erfolgsgeschichte des Musikwettbewerbs beginnt im einem kleinen Städtchen Orbe in der Westschweiz, wo Marcel Bezençon aufwächst. Nach einem Studium in Kunstgeschichte und Literatur arbeitete er als Kunst -und Theaterkritiker bevor es ihn zum Radio zog. 11 Jahre lang war Bezençon Direktor des Senders Radio Suisse Romande.
Als sich in den 50er Jahren die Transistorradios durchzusetzen begannen, wechselte Bezençon als Generaldirektor zur Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG). Es war eine Zeit des Umbruchs: Mit den Transistorradios wurde das Radio ortsunabhängig und das Fernsehen setzte sich langsam durch. Unter der Leitung von Marcel Bezençon führte die SRG 1953 einen offiziellen Fernsehbetrieb ein und sendete an fünf Abenden der Woche ein einstündiges Programm.
1954 wurde er Vorsitzender der Programmkommission der Europäischen Rundfunkunion (EBU) und war damit verantwortlich für die Gründung des Programmnetzwerks Eurovision. Mit diesem Netzwerk kommen wir dem Eurovision Song Contest schon etwas näher. Ziel der Eurovision war der Austausch von Hörfunk- und Fernsehprogrammen mit den acht Gründungsländern.
Bei einer Konferenz des Eurovision 1955 schlug er vor, einen Musikwettbewerb ähnlich wie das Sanremo-Festival in Italien einzuführen. Nur Monate später beschloss die Generalversammlung der EBU die Veranstaltung eines «Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne», ein Wettbewerb, der später als Eurovision Song Contest bekannt wird.
Die erste ESC-Gewinnerin war Lys Assia für die Schweiz.
Bereits 1956 fand der ESC damit zum ersten Mal statt. Unter der Leitung von Marcel Bezençon war damit das SRF der erste Sender, der den Eurovision Song Contest hostete. Gastgeberland war natürlich die Schweiz, Austragungsort Lugano. Was für ein Meilenstein die erste Ausgabe des ESC war, wird einem erst bewusst, wenn man bedenkt, dass es zu der Zeit in Lugano noch keine Fernseher gab. Die erste Gewinnerin des ESC war Lys Assia mit «Refrain» für die Schweiz.
Und obwohl das Fernsehen noch eine sehr teure Angelegenheit war, übertrugen sieben verschiedene Sender die Übertragung live und weitere dreizehn mit Verzögerung. Noch heute wird dem Gründervater jedes Jahr während des Eurovision Song Contests gedenkt. Der Marcel-Bezençon-Preis wird seit 2002 für das beste Lied, die beste Performance und die beste Komposition verliehen.
2019 bekam ihn z.B. Mahmood aus Italien für «Soldi» als beste Komposition. Er tritt auch im Jahr 2022 wieder ein, mit Duettpartner (MANNSCHAFT berichtete).
Unterstütze LGBTIQ-Journalismus
Unsere Inhalte sind für dich gemacht, aber wir sind auf deinen Support angewiesen. Mit einem Abo erhältst du Zugang zu allen Artikeln – und hilfst uns dabei, weiterhin unabhängige Berichterstattung zu liefern. Werde jetzt Teil der MANNSCHAFT!
Das könnte dich auch interessieren
People
Bill Kaulitz: «Der Mann an meiner Seite muss Eier haben»
Begegnung mit einem Pop-Phänomen
Von Martin Busse
TV
Musik
Unterhaltung
Sponsored
Strapse und Sci-Fi: Die Rocky Horror Show ist zurück!
Brad, Janet und Dr. Frank N. Furter sind bis Februar 2025 im Theater St. Gallen zu sehen.
Von Christina Kipshoven
Bühne
Kultur
Kultur
Björn Ulvaeus: Trump hört bei Abba-Musik wohl nicht genau hin
Donald Trump hat auf seinen Wahlkampfveranstaltungen Musik von Abba gespielt. Bandmitglied Björn Ulvaeus findet das schrecklich.
Von Newsdesk/©DPA
Musik
Kultur
Breymers Weg zur Selbstakzeptanz
«When I Get Through» beschäftigt sich mit ihrer Beziehung zu Geschlecht und Identität.
Von Christina Kipshoven
Musik