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40 Jahre AIDS (4): Am Anfang war die Angst – HIV in TV und Film

Die fiktionale Aufarbeitung setzte sehr früh ein

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Mit «Philadelphia» gewann Tom Hanks seinen ersten Oscar. (Bild: TriStar Pictures)

Vor vierzig Jahren nimmt die AIDS-Epidemie mit Beschreibungen einer seltenen Lungenentzündung ihren Anfang (MANNSCHAFT berichtete). Die ersten Fälle häufen sich im Frühjahr 1981 an der amerikanischen Westküste, und schnell heisst es, die Krankheit trete vor allem bei homosexuellen Männern auf. Kurz darauf erhält auch das Virus, das sie verursacht, einen Namen: HIV. Teil 4 unserer Serie «40 Jahre AIDS»

Genau vier Jahrzehnte später sind HIV und Aids in Film und Fernsehen so präsent wie lange nicht mehr, und besonders die Anfänge des Virus und der Epidemie geraten wieder verstärkt in den Blick. Mit «It’s a Sin» startete unlängst eine von der Kritik hoch gelobte Miniserie zum Thema beim britischen Sender Channel 4 (MANNSCHAFT berichtete).

Erzählt wird darin vom ersten Auftreten des HI-Virus in England und einer Gruppe schwuler Jugendlicher, die sich gegen die diskriminierende Politik von Margaret Thatcher stellt. Im Rahmen der Berlinale feierte die Serie von «Queer as Folk»-Schöpfer Russell T Davies im deutschsprachigen Raum Premiere.

Auch der Fernsehfilm «The Normal Heart» aus dem Jahr 2014 oder die 2018 gestartete Serie «Pose» behandeln die sprunghafte Ausbreitung des HI-Virus in den späten Achtzigerjahren. Doch die fiktionale Aufarbeitung von HIV und Aids setzt schon sehr früh ein und blickt auf eine entsprechend lange Geschichte zurück.


Knapp vier Jahre nach Bekanntwerden der Krankheit wird mit «An Early Frost» der erste Fernsehfilm zum Thema ausgestrahlt und konfrontiert 1985 ein breites Publikum vor allem mit den sozialen Folgen der Diagnose. Der Film erzählt von einem homosexuellen Anwalt (Aidan Quinn), der sich bei seinem Partner mit dem Virus infiziert und daraufhin seine Familie informiert. Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung des Emmy-prämierten Films hatten sich bereits über 12’000 Amerikaner*innen mit HIV infiziert.

Die erste Fernsehserie, die einen Aids-Patienten zeigt, ist die beliebte Arztserie «St. Elsewhere». Zugleich ist sie eine der ersten im amerikanischen Fernsehen, in der sich mit dem Arzt Dr. Caldwell auch eine heterosexuelle Figur mit dem HI-Virus ansteckt. Ansonsten sind frühe HIV-positive Serienfiguren fast ausschliesslich homosexuell und festigen das seinerzeit vorherrschende Bild einer «Homosexuellenkrankheit».

Vergleichsweise progressiv geht man in Deutschland in der «Lindenstrasse» mit dem Thema um, wo sich der heterosexuelle Benno Zimmermann über eine Bluttransfusion mit dem Virus ansteckt und 1988 der erste Aidstote im deutschen Fernsehen ist.


Die Angst vor einer Ansteckung ist eines der bestimmenden Sujets in der frühen fiktionalen Aufarbeitung von HIV und Aids und wird sogar von Comedyserien mit gebührendem Ernst behandelt. In einer 1990 ausgestrahlten Episode der Serie «Golden Girls» glaubt auch Rose (Betty White), sich durch eine Bluttransfusion mit dem Virus angesteckt zu haben. Was folgt, sind bange Tage des Wartens auf ein Testergebnis. Auch wenn Rose am Ende negativ ist, so ist die Aussage der Folge seinerzeit überaus wichtig: Es kann jede*n treffen – ungeachtet des Alters oder Lebenswandels. Die Fernsehserien der Neunzigerjahre zeigen denn auch vermehrt heterosexuelle Figuren, die HIV-positiv sind, und das Stigma der «Homosexuellenkrankheit» wird über die Jahre abgeschwächt.

Mit dem Kinofilm «Philadelphia» nimmt sich 1993 schliesslich eine grosse Hollywood-Produktion der Themen HIV und Aids an. Der Film bringt Schauspieler Tom Hanks seinen ersten Oscar ein und die Epidemie ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. Durch das Aufkommen neuer, wirksamer Medikamente, die Betroffenen ein weitgehend normales Leben ermöglichen, verliert das Thema ab Mitte der Neunziger in Film und Fernsehen zunehmend an Bedeutung.

Aktuelle Produktionen, die an die Anfänge der Epidemie erinnern, zeigen, wie weit wir in Sachen Therapie und dem Abbau von Vorurteilen gekommen sind. Sie zeigen aber auch, was wir verloren haben und woran wir selbst vierzig Jahre später noch arbeiten müssen. Laut britischen Medien bewog die Serie «It’s a Sin» eine überdurchschnittliche Anzahl von Brit*innen dazu, einen HIV-Test zu machen. So erfüllt sie eine wichtige Aufgabe und vermittelt, dass wir es nicht bei einer Rückschau belassen, sondern uns auch weiterhin mit HIV und Aids befassen sollten.

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