David Miranda kämpft für die Queers, für die Schwarzen und für die Armen. In Brasilien gegen die politische Elite anzutreten ist jedoch aufreibend, unter dem rechtsextremen Präsidenten Bolsonaro sogar lebensgefährlich. Das kriegte der 35-Jährige bereits am eigenen Leibe zu spüren. Nach einem filmreifen Aufstieg aus dem Armenviertel setzt sich der Politiker nun für ein progressives und gerechteres Land ein.
Als David Miranda am späten Nachmittag der Pride Parade von São Paulo, der angeblich grössten Pride der Welt, oben auf einem Wagen steht, da wirkt er endlich wieder entspannt. Seine Rede hat er hinter sich gebracht, die Regenbogenfahne auf seiner Wange ist verwischt, der Bart voll Glitzer vom vielen Gedrücktwerden. Miranda tanzt, lacht, hüpft, er winkt den Menschen da unten, die ihm zukreischen, wirft ihnen Kusshände zurück. Er zittert nicht mehr wie am Vorabend im Auto. Drei der vier Leibwächter, die den ganzen Tag an ihm klebten und nervös die Menge scannten, sind gar nicht erst mit auf den Wagen gestiegen, und selbst der Oberleibwächter gibt ihm jetzt ein bisschen Freiraum. Es scheint, als sei es ihm endlich gelungen, für einen Moment die Morddrohungen zu vergessen, die homophoben Beschimpfungen und die Tatsache, dass der Staatspräsident höchstpersönlich Verschwörungstheorien über ihn verbreitet.