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Nach neuen Vorwürfen: Ellen entschuldigt sich bei ihrer Crew

«Queen of Nice» oder doch eher «Queen of Mean»?

Ellen DeGeneres
Ellen DeGeneres (Bild: Instagram)

Oft haben es Hollywood-Promis mehr oder weniger zwischen den Zeilen durchsickern lassen: Ellen DeGeneres ist hinter den Kulissen wohl nicht immer so nett wie vor der Kamera. Mit anonymen Aussagen von Mitarbeiter*innen ihrer Show haben die Vorwürfe jedoch eine neue Dimension angenommen. Die Produktionsfirma Warner Media untersucht nun das Arbeitsklima auf dem Set. Mittlerweile hat sich der TV-Star bei der Crew schriftlich entschuldigt.

Über 3’000 Episoden ihrer Talkshow hat Ellen DeGeneres bereits moderiert. Fast drei Millionen Menschen schalten jeweils ein und erleben die 62-Jährige, die sich 1997 als lesbisch geoutet hat, als fröhliche und grosszügige Person. Ihr Motto lautet: «Be kind», was auf Deutsch etwa so viel heisst wie «Sei nett». Ein Slogan, der vielen Mitarbeiter*innen der Ellen-DeGeneres-Show zynisch vorkommen muss. Sie fühlen sich auf dem Set nämlich überhaupt nicht nett behandelt, wie einige von ihnen in einem Interview mit BuzzFeed verraten haben.

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Angst und Einschüchterung
Die dort geäusserten Vorwürfe richten sich primär gegen die Executive Producer Ed Glavin, Mary Connelly, Kevin Leman und Andy Lassner. Ellen wird kritisiert, weil sie gleichgültig die Vergiftung des Arbeitsklimas zugelassen hätte.

Die elf Personen, ehemalige und noch angestellte Mitarbeiter*innen der Show, beschrieben ein Klima der Angst und Einschüchterung. So habe es Kündigungen gegeben, wenn jemand wegen einer Beerdigung eines Familienmitgliedes oder aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Arbeit erscheinen konnte.


«Alles nur für die Show»
«Diesen ganzen Sei-nett-Bullshit machen sie nur vor der Kamera», sagte ein ehemaliger Angestellter gegenüber BuzzFeed. «Ich weiss, sie schenken Leuten Geld und helfen ihnen, aber das ist alles nur für die Show.» Eine Mitarbeiterin berichtete ausserdem, sie habe sich monatelang rassistische Sprüche von den Produzent*innen anhören müssen. Diese zeigten sich in einer Mitteilung «untröstlich» über die negativen Erfahrungen und gelobten Besserung.

Viele der Interviewten kritisieren indes Ellen dafür, dass sie für die Arbeitsbedingungen keinerlei Verantwortung übernehmen möchte. Es sei einigen Mitarbeiter*innen der Show sogar untersagt, Ellen anzusprechen, wenn sie sie sähen. Die Produktionsfirma Warner Media startete nun eine interne Untersuchung in Zusammenarbeit mit einem externen Unternehmen.

Ellen entschuldigt sich
Mittlerweile hat Ellen ihr Schweigen gebrochen. Wie BuzzFeed in einem Update am gestrigen Freitag berichtete, entschuldigte sich die amerikanische Schauspielerin bei ihrer Crew. In dem geleakten Schreiben nimmt sie Bezug auf die massiven Vorwürfe gegen ihre Produzent*innen. «Es tut mir leid.» Alle, die sie kennen, wüssten, dass dies das Gegenteil sei von dem, an das sie glaube. Sie sei fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass diese Vorkommnisse nie wieder passieren würden.


Die bisherigen Vorwürfe scheinen nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Inzwischen sind nämlich noch mehr ehemalige Crewmitglieder anonym an die Öffentlichkeit gegangen. Nun ist auch von massiven sexuellen Belästigungen die Rede. So soll Produzent Kevin Leman einen Mitarbeiter auf der Toilette um Oralsex gebeten haben. Auch soll es für ihn normal sein, sexuelle Kommentare abzugeben.

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Image bröckelt
Diese Vorwürfe gegen Ellen DeGeneres sind jedoch bloss die neusten in einer langen Reihe. Das Image der vermeintlich grosszügigen «Queen of nice» bröckelt schon seit einiger Zeit. Im April klagte ihre Crew über mangelnde Kommunikation während des Lockdowns. Sie hätten nicht gewusst, wie es um ihren Lohn und um die Show stünde.

Wie andere TV-Hosts hat die Moderatorin dann kurzerhand eine Show in ihrer Villa aus dem Boden gestampft. Nur beauftragte Ellen dafür laut ihrer Crew ein neues, nicht gewerkschaftlich organisiertes Team. Ihre Mitarbeiter*innen habe sie wochenlang ignoriert und im Ungewissen gelassen. Dass Ellen die Show von Zuhause aus neu lancierte, hätten sie via Social Media erfahren.

300 Lästergeschichten
Im März bezeichnete auf Fox News ein ehemaliger Bodyguard Ellen als «sehr kalt» und «erniedrigend». Nur Gutes konnte er hingegen über Ellens Frau Portia de Rossi erzählen. Mit ihr habe er ein angenehmes Gespräch geführt. Zuvor berichtete trans Bloggerin und Youtuberin Nikkie de Jager von ihrem Besuch bei Ellen im Januar 2020. Sie habe backstage «distanziert» gewirkt und ihr nicht mal «hallo» gesagt.

Richtig Freude am Lästern über Ellen hatte Kevin T. Porter. Der Ex-Angestellte der Show versprach auf Twitter, für jeden Bericht einer von Ellen begangenen Gemeinheit 2 Dollar zu spenden.

Für ihn ist Ellen «eine der gemeinsten Personen überhaupt». Auch andere schienen mit dem TV-Star negative Erfahrungen gemacht zu haben und twitterten fleissig los. Am Ende überwies Porter für die fast 300 Antworten wie versprochen 600 Dollar an die LA Regional Food Bank.

Ob nur für die Show oder nicht: Ellen hat in den über 3’000 Sendungen Positives bewirkt. Etwa als sie im September 2018 einem schwulen Schüler half, der von seinen Eltern rausgeschmissen wurde (MANNSCHAFT berichtete).


Anastasia Biefang

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