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HIV in Afrika: Grösseres Risiko in homophoben Ländern

Gemäss einer neuen Studie gibt es einen Zusammenhang zwischen homophoben Gesetzen und einem erhöhten HIV-Risiko

schwules paar
Bild: Joshua Mcknight/Pexels

In afrikanischen Ländern, die homosexuelle Handlungen kriminalisieren, haben schwule und bisexuelle Männer ein bis zu fünfmal grösseres Risiko, sich mit HIV zu infizieren.

Länder in Subsahara-Afrika, die homosexuelle Handlungen strafrechtlich verfolgen, stellen für queere Männer ein zusätzliches Gesundheitsrisiko dar. Gemäss einer neuen Studie der John-Hopkins-University in den USA sind dort Männer, die mit Männern Sex haben (MSM), einem fünfmal grösseren HIV-Risiko ausgesetzt als in den Nachbarländern, in denen die gleichgeschlechtliche Liebe legal ist. In Ländern mit milderen Haftstrafen ist das Risiko doppelt so gross.

Die Doktorandin Carrie Lyons stellte die Ergebnisse im Rahmen der Internationalen Aids-Konferenz vor, die dieses Jahr virtuell ausgetragen wurde. Zwischen 2011 und 2018 befragten die Wissenschaftler*innen 8113 Männer aus zehn Ländern in Subsahara-Afrika und führten HIV-Tests durch. Davon absolvierten 48% die Primarschule und mindestens einen Teil der Mittelstufe. Das Durchschnittsalter lag bei 23 Jahren. 19% der Männer erhielten ein positives Ergebnis. Die Studie stuft die HIV-Prävalenz als «hoch» ein.

Die Wissenschaftler*innen stuften Länder aufgrund der Gesetzeslage für Homosexuelle in drei verschiedene Kategorien ein:


  • Homosexuelle Handlungen sind legal (Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Ruanda)
  • Homosexuelle Handlungen werden mit bis zu acht Jahren Haft bestraft (Kamerun, Senegal, Togo, eSwatini)
  • Homosexuelle Handlungen werden mit mehr als zehn Jahren Haft bestraft (Gambia, Nigeria)

Ebenfalls berücksichtigt wurden die rechtlichen Schranken für zivilgesellschaftliche Organisationen im Bereich der Beratung und des HIV-Testangebots. Sowohl in Gambia, Kamerun und als auch in Nigeria können solche Organisation nicht oder nur eingeschränkt Präventionsarbeit leisten. Rund 33% der befragten Männer aus diesen Ländern erhielten ein positives HIV-Resultat, bei den Männern aus den Ländern ohne rechtliche Schranken waren es 12%.

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Die Studie zieht einen direkten Zusammenhang zwischen der Kriminalisierung homosexueller Handlungen und einem erhöhten HIV-Risiko für MSM in Subsahara-Afrika. «In Ländern mit strengeren Strafgesetzen ist dieser Zusammenhang ausgeprägter», schreiben die Wissenschaftler*innen in ihrem Fazit. «Hinzu kommt, dass rechtliche Schranken die Tätigkeit zivilgesellschaftlicher Organisationen dort einschränken, wo sie am meisten gebraucht wird.»

«Die Prävention von HIV und anderen Geschlechtskrankheiten wird meistens als Deckmantel für die Einführung homophober Gesetze verwendet», sagt Matthew Hodson, Leiter der britischen Stiftung Aidsmap gegenüber PinkNews. Homophobie erschwere die Aufklärung im Bereich der sexuellen Gesundheit und halte Menschen davon ab, sich testen zu lassen und in Therapie zu begeben. «HIV wird nicht verschwinden solange die Rechte und die Würde von LGBTIQ-Menschen respektiert wird.»


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Ralf König

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