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Colorado lässt «Gay und Trans Panik» nicht mehr gelten

Eine LGBTIQ-feindliche Rechtfertigung für Gewalt ist nicht länger strafrechtlich relevant.

Gay und Trans Panik
(Symbolbild: Unsplash/Tingey Injury Law Firm)

Colorado streicht «Gay Panik» und «Trans Panik» als Verteidigungsstrategie. Damit sind die homophoben und transphoben Ausreden für Gewalt nun bereits in elf US-Bundesstaaten verboten. Zu verdanken ist dies dem demokratischen Gouverneur Jared Polis.

Angeklagte in den USA können mit der juristischen Verteidigungsstrategie «Gay und Trans Panik» eine homophobe Rechtfertigung ihrer Gewalttat geltend machen. So könnte ein Täter beispielsweise vor Gericht angeben, dass er aus Angst vor einem Übergriff eines schwulen Mannes gehandelt habe. Die sexuelle Orientierung des Opfers würde demnach zu einer milderen Strafe führen.

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Strafmildernde «Panik»
Oft werde diese Verteidigungstaktik zwar nicht angewandt, wie Staatsanwältin Amanda Gall gegenüber KOAA News5 sagt. Doch «Gay Panik» und «Trans Panik» seien in gewissen Fällen schon erfolgreich eingesetzt worden. Sie habe dann zu einer Verringerung der Schuld geführt oder die Tat vollumfänglich entschuldigt.

Dies hat nun zumindest in Colorado ein Ende. Jared Polis – der offen schwule Gouverneur des Bundesstaates (MANNSCHAFT berichtete) – unterzeichnete Anfang Woche nämlich gleich vier Gesetze, um die Rechte der LGBTIQ-Community zu schützen. Nebst der Gewährleistung von Medikamenten zur HIV-Prävention und der Vereinfachung der Beschaffung einer neuen Geburtsurkunde für trans Menschen geht es dabei auch um die Streichung der «Gay und Trans Panik».


Elfter Bundesstaat
Im Gesetzestext heisst es, dass solche Rechtfertigungen für Gewalt zu irrationalen Ängsten und Hass führen würden. Gall gibt an, dass sämtliche 22 Bezirksstaatsanwält*innen die neue Gesetzgebung unterstützten.

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Daniel Ramos von der LGBTIQ-Organisation «One Colorado» hofft, dass die «Gay und Trans Panik» bald im ganzen Land als Verteidigungsstrategie verboten wird. «Keine Person auf der Welt sollte angegriffen werden wegen dem, was sie ist, wen sie liebt oder welche Religion sie ausübt», sagt er zu News5.

Colorado ist nun der elfte Bundesstaat, der «Gay und Trans Panik» aus dem Gerichtssaal verbannt. Den Anfang machte 2014 Kalifornien.


Zwischen 2014 und 2018 registrierten die Behörden in Colorado 128 homophobe und transphobe Straftaten. Die Dunkelziffer dürfte weitaus grösser sein. Staatsanwältin Gall sagt, dass diese Zahlen zeigten, wie wichtig es sei, dass Opfer solcher Straftaten einen fairen Prozess erhalten.

Totschlag statt Mord
In Australien gilt die sogenannte «Homosexual Advance Defence» nur noch in Südaustralien (MANNSCHAFT berichtete). Auch dort soll sie bald der Vergangenheit angehören, wie die dortige Regierung im letzten Jahr ankündigte.

Welche drastischen Folgen die Verteidigungsstrategie haben kann, zeigt der Fall des Australiers Wayne Ruks. Im Jahr 2008 wurde dieser von zwei Männern getötet, die behaupteten, er habe ihnen Avancen gemacht. So wurde aus der Mordanklage Totschlag, obwohl die Familie des Opfers aussagte, von seiner Homosexualität nichts gewusst zu haben.


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