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Toni Kroos: «Würde Mitspieler nach Coming-out unterstützen»

Nebst Weltmeister Toni Kroos äusserte sich auch Dortmunds Torhüter Roman Bürki zum Thema.

Toni Kroos
Toni Kroos (Bild: Instagram)

Fussballweltmeister Toni Kroos würde zwar einen Spieler nach einem Coming-out unterstützen, warnt aber auch vor negativen Konsequenzen. Dortmund-Torwart Roman Bürki weiss ebenfalls nicht, ob die Zeit für ein Coming-out im Profifussball reif sei. Beide befürchten nicht etwa negative Reaktionen innerhalb der Mannschaft, sondern von den Fans auf Social Media und im Stadion.

«Ich weiss nicht, ob ich jemandem raten würde, sich als Aktiver zu outen.» So wird Fussballweltmeister Toni Kroos in der aktuellen GQ-Ausgabe, die unter dem Motto «Pride Inside» steht, zitiert. Er sehe bei den Mitspielern und im Team kein Problem. Doch bei den Emotionen der Fans im Stadion könne er nicht dafür garantieren, dass der betreffende Spieler nicht beschimpft werde.

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«Zeit ist reif»
Der Star von Real Madrid sah sich nun gezwungen, diese Aussage in seinem neusten Podcast zu erläutern. Eine Zuhörerin warf dem 30-Jährigen nämlich vor, schwulen Profis aktiv von einem Coming-out abzuraten. Toni Kroos fühlt sich missverstanden: «Ich kann nicht dazu raten oder davon abraten, weil ich im Endeffekt nicht mit den Konsequenzen leben muss.»

Er habe einfach eine realistische Einschätzung der Reaktionen auf ein Coming-out gemacht. Er würde sich wünschen, dass er sagen könnte, die Reaktionen wären zu 100 Prozent super. Ein schwuler Teamkollege hätte jedoch seine volle Unterstützung und negative Reaktionen auf ein Coming-out würde er «total ablehnen».


Felix, der für den Podcast jeweils mit Bruder Toni vor dem Mikrofon sitzt, sieht es etwas positiver. Der Fussballer des Erstligisten Köpernick findet, dass die Zeit reif sei, sich zu outen. «Warum nicht jetzt? Wenn es jetzt keiner tut, wird es die Diskussion in 200 Jahren noch geben.»

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Bürki warnt vor Reaktionen
Dortmund-Torhüter Roman Bürki zeigte sich in einem Interview mit Blick weniger optimistisch. Er warnt vor den Reaktionen – obwohl er denkt, dass die Mitspieler einen Fussballer nach seinem Outing «extrem unterstützen» würden. Das Problem wäre ausserhalb der Mannschaft. «Damit meine ich nicht nur die Kurven, sondern auch die Menschen auf Social Media.»

Dort könne man unentdeckt hetzen und es werde immer Leute geben, die nur darauf warten, zu hetzen. Er wisse deshalb nicht, ob die Zeit für ein Outing reif sei. Bürki wurde wegen seiner Leistung schon selbst übel beschimpft und hat aus diesem Grund auf seinem Instagram-Kanal die Kommentarfunktion deaktiviert.


Der Schweizer Torwart lobt ausserdem seinen Verein für das Engagement gegen Homophobie. Dies sei neben der Arbeit gegen Antisemitismus und Rassismus ein Schwerpunkt bei Dortmund.

Brisantes Thema
Homophobie im Fussball bleibt ein brisantes Thema. Anfang Woche zeigte eine LGBTIQ-Gruppe Fussballstar Neymar an, weil dieser den bisexuellen Freund seiner Mutter als «kleine Schwuchtel» bezeichnet hatte. In der veröffentlichten Audiodatei sind noch weitere homophobe Äusserungen zu hören (MANNSCHAFT berichtete).

Letzte Woche beleidigten Twitter-User*innen Borja Iglesias, nachdem er ein Foto gepostet hatte, das ihn mit schwarz lackierten Fingernägeln zeigt. Der Fussballer aus der spanischen Primera Division wollte damit auf die Black-Lives-Matter-Bewegung aufmerksam machen (MANNSCHAFT berichtete).


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