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Düsseldorf erhält Mahnmal für verfolgte Schwule, Lesben & Trans

Für die Umsetzung des Entwurfs von Claus Richter sind 200.000 Euro vorgesehen

LGBTIQ gedenken
Entwurf: Claus Richter

Auf der Kulturausschusssitzung am 30. April votierte eine breite Mehrheit für die Umsetzung des Denkmals für verfolgte Schwule, Lesben & Trans in Düsseldorf. SPD, Grüne, FDP und Linke stimmten der Beschlussvorlage zu, die CDU enthielt sich.

Ende letzter Woche wurde das Denkmal zur Verfolgung und Emanzipation von Lesben, Schwulen und Trans im Kulturausschuss der Stadt Düsseldorf beschlossen: vier Bronzefiguren, die auf einem Sockel stehen und ihre Fäuste heldenhaft in den Himmel strecken. Der Künstler Claus Richter spricht selbst von «einem seltsam klassischen Denkmal».

Es ist all jenen Mitgliedern der LGBTIQ-Community gewidmet, die Opfer von Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung in Düsseldorf geworden sind. Und all denen, die in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt einstehen, erklärte der Aktivist Christian Naumann via Facebook, der für das Denkmal gekämpft hatte.

«Das Denkmal ist nicht der historisierende und feierliche Abschluss der LGBTIQ Bewegung in Düsseldorf – das Denkmal ist der Anfang von einer neuen selbstbewussten Community, die jetzt erst recht in einer weiterhin von Heteronormativität und zunehmend von nationalem Egoismus geprägten Staatenbürokratie weltweit für die Rangerhöhung des Individuums über den Staatsbürger – und damit für uns alle – streitet», erklärte er ausserdem.


Im Auftrag des Kulturausschusses war ein zweistufiger Wettbewerb mit geladenen Kunstschaffenden ausgelobt worden. Der Vorsitzende der Kunstkommission Jörg-Thomas Alvermann sagte zum Verfahren und der Auswahl der teilnehmenden Kunstschaffenden: «Es war uns wichtig, ein hochkarätiges internationales Teilnehmerfeld für die Aufgabe zu gewinnen.» So beteiligen sich unter anderen der Düsseldorfer Konzeptkünstler Mischa Kuball sowie Sharon Hayes (New York), Lena Henke (Frankfurt/New York) und Erez Israeli (Tel Aviv).

Das Besondere an der Auslobung des Wettbewerbs war, dass die Künstler*innen einen Standort oder auch mehrere Standorte beziehungsweise Räume in Rheinnähe zwischen Rheinkniebrücke und Oberkasseler Brücke frei wählen konnten, so Alvermann.

Nachdem ein entsprechender Beschluss am 12. März 2020 auf Wunsch der CDU-Fraktion wegen Beratungsbedarfs verschoben werden musste, votierte auf der Kulturausschusssitzung nun am 30. April 2020 nun eine breite Mehrheit für die Umsetzung des Denkmals zur Verfolgung und Emanzipation von Lesben, Schwulen und Trans* in Düsseldorf. Die Fraktionen von SPD, Grünen, FDP und Linken stimmten der Beschlussvorlage zu, die CDU-Fraktion enthielt sich, berichtet duesseldorf-queer.de


Für die CDU wiederholte Ratsherr Alexander Fils seine Bedenken gegenüber dem Richter-Entwurf. Es handele sich um eine «äusserst irritierende Darstellung», die an die Kunst totalitärer Regime erinnere. Seine Fraktion habe «grösste ästhetische Zweifel» an dem Entwurf, man habe mit Blick auf die Zielgruppe «kein falsches Signal setzen» wollen.

SPD-Ratsherr Peter Knäpper, der auch Mitglied der Kunstkommission ist, verwies insbesondere auf die Zustimmung von Seiten der Düsseldorfer LGBTIQ-Gruppen. Über die Grösse des Sockels und den genauen Standort für das Denkmal werde man mit dem Künstler jetzt ins Gespräch kommen.

Auch der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Bastian Fleermann, begrüsste den Beschluss.

«Rund zwanzig Jahre haben verschiedene Menschen darum gekämpft, dass in Düsseldorf ein Mahnmal an die unmenschliche Verfolgung von homosexuellen Männern und Frauen erinnert und zugleich deren mühsamen Weg hin zu gesellschaftlicher Akzeptanz und Anerkennung dokumentiert. Jetzt ist es soweit.»

Der Beschluss des Ausschusses sieht vor, den Künstler Claus Richter als Wettbewerbssieger mit der Realisierung seines Entwurfs zu beauftragen. Für die Umsetzung sind 200.000 Euro vorgesehen.


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