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Kevin Spacey spricht über Identitätskrise nach Karriere-Ende

2017 gab es die ersten Belästigungsvorwürfe männlicher Kollegen gegen ihn

Kevin Spacey
Foto: Bits & Pretzels

Zweieinhalb Jahre nach Bekanntwerden von Belästigungsvorwürfen gegen ihn hat der Schauspieler Kevin Spacey («House of Cards») sich erstmals ausführlich dazu geäussert, wie er diese Zeit damals erlebte.

«Meine Welt hat sich im Herbst 2017 komplett verändert», sagte er am Sonntag bei einem digitalen Treffen des Münchner Gründerfestivals Bits & Pretzels. «Mein Job, viele meiner Beziehungen, mein Ansehen in meiner Branche – das war alles binnen Stunden weg.»

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Damals hatte ihm als erster der offen schwule Schauspielkollege Anthony Rapp vorgeworfen, ihn traumatisiert zu haben: Er sei von Spacey aufs Bett gelegt worden («wie eine Braut von ihrem Bräutigam»), dann sei er «auf ihn geklettert». Damals war Rapp («Star Trek: Discovery») 14 und Spacey 26. Beide Schauspieler hatten Mitte der 80er Jahre Engagements am Broadway, und Spacey, so schildert es Rapp, habe den jüngeren Kollegen in einen Nachtclub und anschliessend in sein New Yorker Apartment mitgenommen. Dort sei es dann zu dem Übergriff gekommen.

Spacey hatte sich daraufhin entschuldigt und sich bei der Gelegenheit selber geoutet (MANNSCHAFT berichtete). Tatsächlich wurde er aber nie rechtskräftig wegen der Anschuldigungen verurteilt. Bits & Pretzels hatte damals die Beziehung zu Spacey gekappt und erklärt, man sei «schockiert über das mutmassliche Verhalten» des Schauspielers. Offenbar war die Verbindung aber nie abgebrochen.


Bei dem Schauspieler hätten die Vorwürfe zu einer Identitätskrise geführt. «Ich war so damit beschäftigt, mich über das zu identifizieren, was ich tat oder zu tun versuchte, dass ich keine Ahnung hatte, was ich als nächstes tun sollte, als alles vorbei war», sagte Spacey. Als seine Karriere zu einem «quietschenden Ende kam»
– die finale 6. Staffel von «House of Cards» fand ohne ihn statt, aus anderen frisch produzierten Filmen wurde er herausgeschnitten -, habe er sich zum ersten Mal selbst gefragt: «Wer bin ich?»

Spacey war Partner des Start-Up-Festivals und hielt dort in den Jahren 2016 und 2017 umjubelte Reden – bevor im Zuge der #Metoo-Debatte zahlreiche Vorwürfe gegen ihn seiner Karriere ein Ende machten. Mehrere Schauspieler hatten dem zweifachen Oscar-Preisträger («Die üblichen Verdächtigen» und «American Beauty») vorgeworfen, sie sexuell belästigt zu haben. Jetzt sei er eingeladen worden, um Unternehmer*innen in der Corona-Krise zu sagen, wie es sei, mit unvorhergesehenen Situationen fertig zu werden, sagten die Macher der Bits & Pretzels. (So kämpft die Community gegen die Krise – MANNSCHAFT berichtete).

Spacey wisse, wie es sich anfühle, plötzlich nicht mehr arbeiten gehen zu dürfen, wenn man Angst haben müsse, seinen Job zu verlieren. Es sei «eine Situation, über die man überhaupt keine Kontrolle hat», sagte Spacey in einer mehrminütigen Rede, die er in bayerischer Tracht hielt.



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