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Erst «schlimmstes Date», jetzt: perfekte Wrestler-Hochzeit

Nach jahrelangem Kampf mit seiner Sexualität hat der professionelle Wrestler Mike Parrow seinem Partner Morgan Cole das Ja-Wort gegeben – trotz Corona-Krise

Wrestler Mike Parrow
Morgan Cole (l.) und Mike Parrow beim gemeinsamen Workout (Foto: parrow49/Instagram)

Da hat offensichtlich jemand das Konzept von «Social Distancing» nicht richtig verstanden und trotz Viruskrise ein positives Zeichen der anderen Art gesetzt: mit einer «perfekten» Hochzeit, in der zwei «beste Freunde» heirateten unter dem Hashtag #marryingmybestfriend. Zwei Freunde, die sich als «schlimmstes Date aller Zeiten» kennengelernt hatten.

Es geht um den professionellen US-Wrestler Mike Parrow (37), der am vergangenen Wochenende seinen Langzeitpartner Morgan Cole zum Traualtar führte. Und damit einen Lichtstrahl in diese «dunkle, dunkle Welt, die wir 2020 nennen» sendete, wie es eine LGBTIQ-Nachrichtenseite formulierte.

Dabei platze der dunkelblaue Hochzeitsanzug-mit-weissem-Einstecktuch-und-Einsteckblumen des 1,93 Meter grossen Parrow (136 Kilo schwer) fast aus allen Nähten. Neben ihm wirkt Cole, mit Schnauzbart, fast wie eine halbe Portion. Was die händchenhaltenden Fotos der beiden jedoch nur umso entzückender macht.


Parrow teilte etliche Schnappschüsse mit deinen Social-Media-Followern und bedankte sich «vom tiefen Grund seines Herzens» für die vielen Glückwunschnachrichten, die er und sein Ehemann erhalten hatten.

Er bedankte sich auch bei ihren gemeinsamen Freunden, sie «besonders angesichts der aktuellen Umstände» zur Zeremonie gekommen waren und offensichtlich keinen 1,5-Meter-Sicherheitsabstand von einander einhielten. Trotzdem: «Es bedeutete die Welt für uns.» Und: «Die Hochzeit war perfekt! Es wird wirklich besser!»

Wer will schon bei solch einem Menschen bleiben
Worauf Parrow damit anspielte? In einem Interview mit dem Dokumentarfilmer Kenny Johnson hatte er erzählt, dass sein erstes Date mit Cole «im wahrsten Sinn des Wortes das schlimmste aller Zeiten» gewesen sei.  Es hat jedenfalls nicht ahnen lassen, dass daraus jemals ein Bund fürs Leben werden würde. «Ich sass damals am Telefon und hatte keine Ahnung, was ich zu ihm sagen sollte.»

Als ich ihn zum ersten Man traf, erklärte ich ihm, es gäbe für mich nie ein Coming-out und er könnte nur für eine Nacht vorbeikommen


«Als ich ihn dann zum ersten Man traf, erklärte ich ihm, es gäbe für mich nie ein Coming-out und er könnte nur für eine Nacht vorbeikommen», heisst es auf Parrows Instagram-Account.

Als das erste Treffen dann doch positiver verlief als erwartet und sich so etwas wie eine Beziehung anbahnte, erklärte Parrow Cole, dass er niemals seine Freunde kennenlernen würde, dass sie nie irgendwohin gehen würden, wo man sie zusammen würde sehen können und dass Cole nur nachts zu ihm kommen könne. «Wer will schon bei solch einem Menschen bleiben?»

Zum öffentlichen Coming-out des Wrestlers kam es dann 2017 doch. Allerdings erst nach einem jahrelangen Kampf mit sich selbst, in dem er lernen musste, seine sexuelle Orientierung und Identität zu akzeptieren.

Streng katholische Mutter
2017 sagte Parrow: «Meine Mutter ist streng katholisch, und es wurde gar nicht erst darüber gesprochen, dass es so etwas wie Schwulsein gibt. Es war nie Thema. In meiner Heimatstadt [Troy, New York, Anm.] gab es keine Leute, die schwul waren. Und alles, was ich dazu im Fernsehen sah, schien überhaupt nichts damit zu tun zu haben, wie ich war.»

Ich wollte nicht schwul sein, weil die Darstellungen schwulen Lebens, die ich kannte, nicht mal ansatzweise zu mir passten

Weiter erzählte Parrow damals: «Ich wollte nicht schwul sein, weil die Darstellungen schwulen Lebens, die ich kannte, nicht mal ansatzweise zu mir passten. Also hielt ich das zurück und begrub es in mir.»

Als Kind habe Parrow keine Vorbilder gehabt, niemanden, zu dem er habe aufschauen können. «Ich dachte: Es gibt auf keinen Fall irgendwelche anderen Menschen wie mich, ich bin auf mich allein gestellt.» (MANNSCHAFT berichtete über das historische Outing des Schweizer Spitzenschwingers Curin Orlik im März 2020.)

Coming-out: Es braucht mehr Vorbilder wie Curdin Orlik

Im Februar 2010 debütierte Parrow als Wrestler. Er bekam als Nickname den Begriff «The One Man Demolition Machine» verpasst, dessen «Murder Bombs» zu seinem Erkennungszeichen wurden. Parrow wollte seine Sexualität zumindest solange versteckt halten, wie er professionell im Geschäft wäre. Er machte mehrere erfolglose Versuche, mit Frauen auf Dates zu gehen. Gleichzeitig wurde er von anderen Schwulen als «Closet Case» («Klemmschwester») beschimpft. Parrow versank in Depressionen, Alkohol und Selbstmordgedanken. Er liess sich sogar auf eine Konversationstherapie ein. (MANNSCHAFT berichtete Anfang 2020 über Beleidigungen und Mobbin von professionellen LGBTIQ-Sportler*innen.)

Alle dachten, er macht Witze
Später fing er an, einen regulären Therapeuten zu sehen und lernte, sich selbst zu akzeptieren. Sein Leben verbesserte sich. Das war auch der Moment, in dem er Cole kennenlernte. Der ermutigte ihn nach und nach, sich gegenüber seiner Familie und seinen Wrestling-Kollegen zu outen. Auch als Celine-Dion-Fan!

«Alle dachten, ich mache Witze», erinnert sich Parrow. «Ihre Vorstellung von schwulen Männern war total anders. Als ich ihnen von mir erzählte, waren sie geschockt. Aber jede Wiederholung dieses Gesprächs wurde einfacher, statt schwieriger. Ich versuche andere immer wieder an diese Tatsache zu erinnern.»

Im Oktober 2018 demonstrierte Parrow seine sexuelle Orientierung und seinen Stolz darauf sehr öffentlich, als er bei einem NWA-Wrestling-Kampf auftauchte: eingehüllt in eine Regenbogenflagge. Das war damals eine ziemlich grosse Sache für eine Wrestler – und eine Sportart, die lange mit Homophobie zu kämpfen hatte.

Und nun hat der 37-jährige seinem Partner Cole offiziell das Ja-Wort gegeben. Vor Freunden, Familie und der Welt. Corona hin oder her.

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Auf Instagram schreibt Parrow über Cole: «Ich kann mir mein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Ich liebe dich, Bub.» («Bub» im englischen Original.)

Auf Twitter re-tweetete Cole derweil einen Post, in dem es heisst: «Gute Dinge folgen auf schlechte Dinge. Ich hoffe, niemand kriegt den Virus. Und dass wir bald wieder anfangen, alle Entertainment Shows neu zu starten. Lächelt. Denn ein Lächeln kann euer Leben verändern.»

Da bleibt nur, Parrow und Cole herzlichst zu gratulieren!


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