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Russische Illustratorin wegen «Homo-Propaganda» angeklagt

Yulja Tsvetkova hat diese Zeichnung letztes Jahr angefertigt, um ein schwules Elternpaar zu unterstützen

Homo-Propaganda
Aus Sicht russischer Behörden nicht nur «Homo-Propaganda», sondern auch pornografisch (Foto: Yulja Tsvetkova)

Eine russische Illustratorin wird angeklagt wegen der Verbreitung von Pornografie gegen das russische Gesetz gegen «Homo-Propaganda». Sie hatte lediglich Regenbogenfamilien gezeichnet. Nun bittet sie mit einer Petition um Hilfe.

Der russische Text auf der Zeichnung lautet «Familie ist da, wo Liebe ist. Unterstütze LGBTIQ-Familien». Yulja Tsvetkova hat es letztes Jahr gezeichnet, um ein gleichgeschlechtliches Paar zu unterstützen. Die Männer mussten mit ihren adoptierten Kindern aus Russland fliehen, nachdem es zur Zielscheibe der Behörden wurde (MANNSCHAFT berichtete).

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Nachdem Tsvetkova die Illustration und andere Zeichnungen, die Gleichstellung fordern, in sozialen Netzwerken teilte, wurde sie selber angegriffen: Die Behörden erfanden die Anklage, ich hätte durch die Verbreitung von Pornografie gegen das russische Gesetz gegen «Homo-Propaganda» verstossen. Es wurde ein Bussgeld von 50.000 Rubel (etwa 720 €) verhängt und ich wurde unter Hausarrest gestellt. Zu den Vorwürfen gehörten LGBT-freundliche und feministische Beiträge in zwei von ihr verwalteten Social-Media-Gruppen – der Richter liess das Argument nicht gelten, dass sich beide Gruppen an User*innen ab 18 Jahre richteten.

«Vor ein paar Tagen habe ich gehört, dass es weitere Anschuldigungen gegen mich geben soll. Nun könnte ich zu einer Gefängnisstrafe von bis zu sechs Jahren verurteilt werden», schreibt sie in einer Petition. Denn sie will sich von den russischen Behörden nicht einschüchtern lassen und die Welt auf ihren Fall aufmerksam machen. Mit der Petition werden die Behörden dazu aufgerufen, ihre Anklagen fallen zu lassen und Russlands «Homo-Propaganda»-Gesetz abzuschaffen.


Ein deutliches Ja zum Schutz vor Hass

Das letzte Jahr sei wirklich schwer gewesen, berichtet die Illustratorin weiter. «Ein Krimineller, der sagt, er leite den «moralischen Dschihad» gegen LGBTIQ-Personen, zwang mich dazu, aus Sicherheitsgründen mein Jugendtheater zu schliessen.» Und dann habe sie erfahren, dass ihr Name auf einer homophoben Todesliste steht – genau wie der von Elena Grigoryeva, die in der Nähe ihrer Wohnung in St. Petersburg brutal ermordet wurde (MANNSCHAFT berichtete).

Als Aktivistin wisse sie, dass sie nicht die erste Person sei, die dem Gesetz gegen «homosexuelle Propaganda»-Gesetz zum Opfer falle, schreibt die Illustratorin. «Aber mit deiner Hilfe bin ich vielleicht die letzte.»

Russlands Präsident Putin behauptet gerne, er habe nichts gegen Schwule und Lesben – erst letzten Sommer wieder vor Journalisten beim G20-Gipfel in Japan (MANNSCHAFT berichtete).



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