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Davos tastet sich an LGBTIQ heran

Am WEF finden zwei Panels statt, eine trans Tänzerin erhält eine Auszeichnung

Der luxemburgische Premier Xavier Bettel 2018 am WEF in Davos. (Bild: World Economic Forum)

Aus LGBTIQ-Sicht ist das World Economic Forum WEF in Davos eine Gratwanderung zwischen progressiven Panels und Staatsmännern aus homophoben Ländern.

Am 21. Januar beginnt in Davos das World Economic Forum WEF. Das jährliche Gipfeltreffen von Staatsoberhäuptern, gesellschaftlichen Akteur*innen sowie Expert*innen aus Wirtschaft und Wissenschaft sieht sich als Problemlöser globaler Fragen und Herausforderungen. Um das Thema LGBTIQ war es in Davos jedoch lange still.

Anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums der Stonewall-Aufstände gab das WEF 2019 die «Partnership for Global LGBTI Equality» bekannt – ein Zusammenschluss globaler Konzerne mit dem Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte. Ihr Ziel: die «Beschleunigung von LGBTI-Gleichstellung» sowie eine bessere Inklusion am Arbeitsplatz. Zu den teilnehmenden Firmen gehören unter anderem die Deutsche Bank, Mastercard, Microsoft, Procter & Gamble und Coca-Cola.

Dieses Jahr scheint sich das WEF gegenüber LGBTIQ-Themen weiter zu öffnen. Auf dem Programm stehen zwei offizielle Panels: «LGBTI-Rechte und der Privatsektor» sowie «Free To Be (LGBTI)». Letzteres verfügt mit Xavier Bettel, offen schwuler Premierminister von Luxemburg, über einem prominenten Podiumsteilnehmer. Des Weiteren erhält die chinesische trans Tänzerin Jin Xing den Crystal Award 2020.


Prominente Politiker aus homophoben Ländern zu Gast

Bei gewissen Staatsoberhäuptern dürfte das Thema LGBTIQ in Davos jedoch weiterhin unter den Teppich gekehrt werden. Zu den diesjährigen Gästen zählen unter anderem der tunesische Präsident Kais Saied, Präsident von Tunesien. Hier sind sexuelle Handlungen zwischen Männern mit bis zu drei Jahren Haft strafbar. Das Land geriet letztes Jahr in die Schlagzeilen, als die Behörden einen Mann verhafteten und zu einer Gefängnisstrafe von acht Monaten verurteilten. Der 22-Jährige hatte sich an die Polizei gewendet, nachdem er von zwei Männern vergewaltigt und ausgeraubt hatten (MANNSCHAFT berichtete).

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Auch Nana Addo Dankwa Akufo-Addo, Präsident von Ghana, soll in Davos weilen. Im April 2018 bekräftigte er die ablehnende Haltung der ghanaischen Regierung gegenüber Homosexualität: Während seiner Amtszeit werde er weder das Verbot homosexueller Handlungen aufheben noch gleichgeschlechtliche Paare rechtlich anerkennen. Wenige Monate zuvor konnte die Polizei in Ghana einen Mob daran hindern, zwei vermeintlich lesbische Frauen zu lynchen.

Es sei schön und gut, dass man sich in Davos den Anliegen der globalen LGBTIQ-Community annehme, schreibt der Journalist Rob Cox für die Nachrichtenagentur Reuters. Das WEF habe jedoch einen langen Weg vor sich. «Ab einem gewissen Punkt wird es zu schwierig sein, die Interessen der liberalen Konzerne zu wahren – letztendlich die Geldgeber des Forums ohne die Staatsoberhäupter denjenigen Ländern zu beleidigen oder zu konfrontieren, deren Gesetze die Rechte von Millionen Menschen verletzen», schreibt er.


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