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Wegen Nein zur Eheöffnung: Spaltet sich Methodisten-Kirche?

Vor einem Jahr hatte die Generalversammlung der methodistischen Weltkirche entschieden, dass es beim Nein zur gleichgeschlechtlichen Ehe und zur Priesterweihe für Homosexuelle bleibt

Methodist Church
Foto: AdobeStock

Einem Bericht der Washington Post zufolge steht die US-amerikanische United Methodist Church kurz vor der Spaltung. Grund ist der anhaltende Streit über die Ehe für alle.

Im Februar 2019 hatte die Generalversammlung der methodistischen Weltkirche in St. Louis entschieden, dass es beim Nein zur Eheöffnung und zur Priesterweihe für Homosexuelle bleibt; ausserdem waren verschärfte Kontrollen und Sanktionen beschlossen worden. Die Kirchenleitung in Deutschland bezeichnete die Abstimmung als «nicht akzeptabel». Von «Scherben und tiefen Gräben» sprach Bischof Harald Rückert bei der Frühjahrssitzung der Kirchenleitung. Auch in der Evangelischen Landeskirche Sachsens tut man sich schwer mit der Akzeptanz von Schwulen und Lesben – Landesbischof Rentzing trat im Herbst zurück (MANNSCHAFT berichtete).

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Nun haben sich 16 führende Bischöfe und weitere Kirchenvertreter in den USA darauf verständigt, eine separate «traditionell-methodistische» Kirche zu gründen, die weiterhin Ehen für schwule und lesbische Paare verbieten und Homosexuelle von der Priesterweihe ausschliessen wird. Der neuen «traditionell-methodistischen» Kirche werden dann vor allem konservativere Gemeinden in Afrika angehören – dort leben, nach den USA, die meisten Gläubigen.

Der liberalere Rest der Kirche hingegen wird beides erstmals erlauben. Die evangelisch-methodistische Kirche hat sieben Millionen Mitglieder in den USA und 12 Millionen weltweit. Einer Studie aus dem 2014 zufolge sind über die Hälfte der US-Mitglieder Anhänger*innen der Republikaner, jede*r Dritte sympathisiert mit den Demokraten. Unter deren Herausforderern bei der bevorstehenden Präsidentenwahl kandidiert auch ein schwuler Bürgermeister (MANNSCHAFT berichtete).


Die 16-köpfige Gruppe hat einen Vorschlag unterbreitet, der den Erhalt der Vereinigten Methodistischen Kirche zum Ziel hat und es den traditionalistisch ausgerichteten Gemeinden ermöglicht, eine neue Konfession zu bilden. Die Trennungsgruppe würde 25 Millionen US-Dollar an Mitteln der United Methodist erhalten und ihre örtlichen Kirchengüter behalten.

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Details sind in einem neunseitigen «Protokoll der Versöhnung und Gnade durch Trennung» enthalten, das am 3. Januar zusammen mit einer Pressemitteilung veröffentlicht wurde, berichtet der United Methodist News Service.

Die Führer der United Methodist Church schlagen eine Aufteilung in mehrere Konfessionen vor, um die jahrelange Debatte über LGBTIQ-Geistliche und gleichgeschlechtliche Hochzeiten zu lösen, so die offizielle Nachrichtenagentur der Kirche.


Der Vorschlag der 16-köpfigen Gruppe besagt, dass eine Trennung «das beste Mittel ist, um unsere Differenzen zu lösen, damit jeder Teil der Kirche seinem theologischen Verständnis treu bleibt und gleichzeitig die Würde, Gleichheit und Integrität anerkennt und Respekt für jeden Menschen.»

Der Bischof der New Yorker Konferenz, Thomas Bickerton, der Teil der Gruppe ist, sagte gegenüber dem United Methodist News Service, dass die hitzige Debatte auf der Konferenz gezeigt habe, dass „die Linie im Sand sich in eine Schlucht verwandelt hat». Bickerton erklärte: «Die Sackgasse ist so gross, dass wir feststellen, dass wir einfach nicht länger so bleiben können», sagte er.

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William Willimon, Bischof der United Methodist Church, sagte, die Spaltung spiegele die aktuelle kulturelle und politische Kluft in den USA wider. «Eine Reihe komplexer kirchlicher Themen wurde zu einem Showdown zwischen der Linken und der Rechten, ‚Progressiven‘ und ‚Traditionalisten’», sagte er in einer Erklärung.

«Beide Fraktionen lieben ihre Einstellung zu den Themen mehr als den Fortbestand der United Methodist Church. Die Bischöfe, die nicht in der Lage sind, unsere Differenzen weiter zu diskutieren, haben jetzt entschieden, dass das Beste, was sie tun können, darin besteht, die Auflösung der Kirche zu überwachen.»

Die Entscheidung muss noch im Mai bei der Generalkonferenz der Kirchenorganisation bestätigt werden.


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