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«Halbstark» – schwuler Tagebuchroman vor und nach Stonewall

Mark Merlis «Halbstark» überzeugt durch schonungslose Analyse

schwuler roman
Der Autor Mark Merlis und der Roman «halbstark»

Ein doppelbödiger Roman als Kritik des emanzipierten Schwulen, ein tiefgründiger Jugendroman oder ein Enthüllungsbuch über den Vatikan? Das ist Lesestoff für den Winter!

Der erste Satz
Tot, oder doch fast – eine Osterglocke, braun an den Rändern und der Stil, gebeugt unter der Last der Blüte, eingesperrt hinter einem schwarzen Eisengitter im winzigen Garten von St. Anselm.

Das Genre
Ein Tagebuchroman unmittelbar vor und nach Stonewall, in geschickter Brechung durch mehrfache Fremdbeobachtung.

Die Handlung
In den Sechzigerjahren war Johnathan Ascher ein für seine sexuelle Offenheit gefeierter Autor; 40 Jahre später ist er so gut wie vergessen. Als ein Akademiker den Nachlass einsehen möchte, um die schwule Ikone neu zu würdigen, nimmt sich seine Witwe die Tagebücher vor, denn sie ahnt, dass darin auch Unangenehmes steht. Der Kern von «Halbstark» ist ein schwuler Tagebuchroman, zunächst gebrochen durch die Wahrnehmung seiner Witwe («Sein Geist war bisexuell, aber sein Fleisch war schwul.»), dann aber nochmals durch die Gespräche mit dem schwulen Akademiker, der in Johnathan einen Vorläufer modernen queeren Denkens sehen will.


Die Story ist ein packender Blick auf eine Zeit, in der sich offen schwules Leben gerade erst entwickelte. Als in den Siebzigern auf einmal selbstbewusste Schwule aller Schichten in die einschlägigen Kneipen strömen, ist Johnathan angewidert von dieser für ihn ordinären neuen Welt. Vor Stonewall war in seiner Wahrnehmung das wesentliche Kriterium Intellektualität und Bildung, ein schwuler Zirkel war für ihn immer vor allem ein intellektueller Zirkel. Alles andere war Sex. Schwule ausserhalb des Zirkels nennt er abfällig Schwuchteln.

Das Urteil
Der doppelbödige Roman als Kritik des emanzipierten Schwulen, über Glanz und Elend absoluter Privatheit, ist ein Buch, das man gerne mehrmals liest: eine packende und schonungslose Analyse der Bedingungen des offenen schwulen Selbstbewusstseins. Die Spannung der inneren Widersprüchlichkeit bleibt als Motor menschlicher Entwicklung unaufgelöst, ein Rezept des richtigen Lebens ist offenkundig unmöglich.

Roman, 280 Seiten, Albino


Veit Schmidt aus der Wiener Buchhandlung Löwenherz hat «Halbstark» für uns gelesen (hier bestellen!).

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Der Autor Mark Merlis und der Roman «halbstark»

«Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter» von Hansjörg Nessensohn

Timon und Sunny sind beste Freunde und hatten eigentlich nur vor, nach Mallorca zu fahren, um ihr bestandenes Abitur zu feiern. Doch dann gabeln sie unterwegs den etwas mitgenommenen schwulen Jonas auf, der aus ganz anderen Gründen Mallorca aufsucht. Vor zwei Jahren ist dort seine kleine Schwester spurlos verschwunden. Es wird bald klar, dass alle drei einen Rucksack mit Problemen und Geheimnissen mitschleppen, und so bildet sich eine unerwartete Freundschaft.

Ein emotionaler und tiefgründiger Jugendroman über Trauer, Verlust und Freundschaft, der auch von Erwachsenen gelesen werden kann und soll. Nessensohns Erstlingswerk ist harte Kost, die sich aber lohnt.

Roman, 288 Seiten, Ueberreuter.

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«Sodom – Macht, Homosexualität und Doppelmoral im Vatikan» von Frédéric Martel

Der homosexuelle französische Journalist Frédéric Martel hat vier Jahre lang über den Vatikan und die katholische Kirche recherchiert (MANNSCHAFT berichtete). Entstanden ist eine Reportage, die spannend und hautnah die Doppelmoral des Vatikans aufdeckt. Katholische Priester, Kardinäle und Bischöfe verteidigen die homophobe Sexualmoral und sind selber mehrheitlich homosexuell. Sie verhindern jede Liberalisierung, um ihr Doppelleben zu schützen: Ob es um Kondome geht, um die gleichgeschlechtliche Ehe oder die wichtigste Bastion: den Zölibat. Wie das Konstrukt um Macht und Intrige aufgebaut ist, wie es funktioniert und wie das Schweigen über sexuellen Missbrauch auch Teil des Systems ist, erfahren wir in dieser Enthüllung.

True Crime, 672 Seiten, S. Fischer

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