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Dieser Fussballverein kämpft für schwulen Ghanaer

Das BAMF hat seinen Asylantrag abgelehnt

schwul in Ghana
Foto: TV 1861 Haßfurt e.V. (Foto: tv-hassfurt-fussballabteilung.de)

Schwul in Ghana – das ist gefährlich und steht unter Strafe. Deshalb ist Prince Otsibu nach Deutschland geflohen. Das BAMF lehnte seinen Antrag ab, doch sein Fussballverein hilft ihm tatkräftig.

Das ghanaische Strafrecht sieht für homosexuelle Handlungen bis zu drei Jahren Haft vor. Die Toleranz gegenüber LGBTIQ-Personen sei sehr gering ausgeprägt, warnt das Auswärtige Amt in Berlin auf seiner Homepage. Die meisten Ghanaer lehnten das Thema ab, heisst es in den Reiseinformationen.

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Kürzlich erst hielt das fundamentalistische Netzwerk World Congress of Families (WCF) eine zweitägige Regionalkonferenz in Ghanas Haupstadt Accra ab. Thema: «Die afrikanische Familie und nachhaltige Entwicklung. Starke Familien, starke Nation». Was sich hinter dem wohlklingenden Thema verbirgt, sind die konservativen Ideologien des sogenannten «Naturrechts» und der «natürlichen Familie» nach dem Prinzip Mutter-Vater-Kind. Ziel: Homosexualität, Verhütung und Abtreibung zu kriminalisieren. Um das zu erreichen, arbeitet das WCF mit den Gesetzgebern zusammen.

Aus diesem Land kommt Prince Otsibu. 17 war er, als er im vergangenen Jahr in Deutschland um Asyl bat. Auch wenn ihm in seiner Heimat Gefängnis droht und queere Menschen oft Gewalt erfahren: Ghana gilt als «sicheres Herkunftsland». Dass das Land neben Senegal vor wenigen Jahren als sicher eingestuft wurde, stiess auf Kritik. Volker Beck (Grüne) schrieb 2015 einen Brief an EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und forderte ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland. Es sei falsch, Asyl-Anträge von Geflüchteten aus diesen Ländern ungeprüft abzulehnen.


Laut dem Spartacus Travel Index 2019 (MANNSCHAFT berichtete) liegt Ghana auf Platz 146 zusammen mit Ländern wie dem Irak und Kenia. Sicher es nicht, wenn man dort schwul ist. In Medienberichten ist von religiösen Bürgerwehren die Rede, die Homosexuelle bekämpfen. In keinem Land der Welt bezeichnen sich so viele Menschen als gläubig. Laut dem globalen Religions-Index des Gallup-Netzwerks sind es hier 96 Prozent – die Zahl ist seit Jahren konstant.

2011 haben mehrere christliche Kirchen in Ghana eine gemeinsame Erklärung gegen Homosexualität abgegeben: Darin bezeichnen sie gleichgeschlechtliche Liebe als Sünde, abnormal, dreckig, unbiblisch und «unghanaisch».

Immer wieder kommt es zu Angriffen. Auch Prince geriet in die Hände einer Jugendgang, die ihm seine Homosexualität «austreiben» wollte. Er wurde schwer misshandelt und mit Säure verletzt – darum flüchtete er nach Europa. Eine Familie hat er nicht: Seine Mutter ist tot, der Vater gab ihn in eine Pflegefamilie.


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Der junge Mann musste nun glaubhaft machen, dass er schwul ist. Doch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) schrieb, Prince Otsibu habe nichts vorgetragen, das die «Voraussetzungen für die Annahme einer begründeten Furcht vor Verfolgung oder Gefahr eines ernsthaften Schadens» erfülle, berichtete vergangene Woche die Mainpost. Seine Klage gegen die Ablehnung war erfolglos.

Nun ist der junge Mann leidenschaftlicher Fussballer. Auf der Suche nach einem Verein kam er zum TV Haßfurt. Dort spielte er bereits bei Spielen der U 19 sowie der Ersten und der Zweiten Mannschaft auf dem Platz. Mittlerweile lässt man ihn auch im Sportheim wohnen. In dem bayrischen Verein hat er viele Freunde und Unterstützer. Sie wollen erreichen, dass Prince Otsibu bleiben kann.

Doch langsam gehen ihnen in Haßfurt die Ideen aus. Der Vorsitzende des Vereins Gerd Wolf hilft, wo er kann. Er reiste auch mit dem jungen Mann nach Berlin und streckte 300 Euro vor, damit Prince Otsibu in der ghanaischen Botschaft einen neuen Ausweis besorgen konnte.

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Der 18-jährige Ghanaer möchte arbeiten, am liebsten als Koch. Es gäbe sogar eine Ausbildungsstelle bei einem Gastronomiebetrieb, doch der Flüchtling darf die Stelle nicht antreten. Das erlaubt sein Aufenthaltsstatus nicht.

Im Verein versuchen sie alles zu tun, um ihm den weiteren Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen. Wolf hat u.a. die CSU-Abgeordnete Dorothee Bär angeschrieben, deren Bundestagswahlkreis in Bad Kissingen liegt. Doch von der Staatsministerin erhielt er einen enttäuschenden Antwortbrief mit «Standardphrasen, die mir jeder drittklassige Anwalt mitteilt».

Mehr Glück hatte er beim Landtagsabgeordnete Steffen Vogel (CSU). Der will sich für Prince einsetzen. Möglicherweise kann die Härtefallkommission helfen (in diesem Fall half die Kommission einem schwulen Armenier – MANNSCHAFT berichtete). Vogel hat die Härtefallkommission bereits angeschrieben, wie er gegenüber MANNSCHAFT angab. Nun hilft nur Warten und Daumendrücken.


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