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Homophober Übergriff auch bei CSD Stuttgart

Mehr als 7000 Menschen haben am Samstag den Umzug durch die baden-württembergische Landeshauptstadt begleitet

CSD Stuttgart
CSD Stuttgart anno 2019 (Foto: CSD Stuttgart)

Unter dem Motto «Mut zur Freiheit» haben in Stuttgart Tausende für die Rechte von LGBTIQ demonstriert. Über 7000 Menschen haben den Umzug durch die baden-württembergische Landeshauptstadt begleitet und die Liebe gefeiert. Doch es kam in der Nacht zu einem homophoben Hassverbrechen.

Ein Besucher der Pride in der baden-württembergischen Hauptstadt wurde in der Nacht angegriffen: Aus einer Gruppe heraus sei er zunächst gefragt worden, ob er schwul sei, dann habe er «heimtückisch und feige eine von hinten ins Gesicht bekommen». Es habe sich um 6 bis 8 junge Männer Anfang 20 «mit Migrationshintergrund» gehandelt.

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«Mich hat das alles schon sehr geschockt», schreibt Patrick F. bei Facebook. Zumal er von Passanten oder Gästen bzw. Betreibern eines Lokals keine Hilfe erhalten habe. «Ich hätte es nie gedacht, aber nun musste ich selbst homophobe Gewalt erleben.» Gegenüber MANNSCHAFT erklärte Patrick, er wolle am Montag Anzeige erstatten.

CSD-Organisator Christoph Michl veurteilte den Übergriff. Er rief dem Opfer des Angriff, auf jeden Fall Anzeige zu erstatten. Ausserdem forderte er gegenüber MANNSCHAFT: «Straftaten mit LGBTIQ-feindlicher Motivation müssen in Baden-Württemberg statistisch erfasst werden. Und wir brauchen endlich einen nationalen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie.»


Oft fehlt es Opfern von Hassverbrechen an Vertrauen in die Polizei, um einen Übergriff anzuzeigen. Um das Verhältnis zur Community zu verbessern, hat die Polizei fast überall in Deutschland sogenannte Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen (AGL) geschaffen. Je nach Bundesland gibt es aber grosse Unterschiede. Nur in zwei Stadtstaaten sind diese LGBTIQ-Kontaktstellen als Full Time Job angelegt: Berlin hat seit über 27 Jahren hauptamtliche AGLs – zwei bei der Polizei, zwei bei der Staatsanwaltschaft; Hamburg hat seine Ansprechpersonen im Sommer 2016 zu zwei hauptamtlichen Ämtern ausgebaut. Überall sonst in der Republik sind Polizisten nur nebenamtlich als Kontaktperson tätig. In Bremen beispielsweise, wo es dieses Amt erst seit 2015 gibt, steht den beiden AGL durchschnittlich ein Tag pro Woche zur Verfügung.

Auch in Berlin kam es nach dem ebenfalls am Samstag stattgefundenen CSD zu mehreren
homophoben Zwischenfällen. Zwei Jugendliche oder junge Männer haben in Köpenick versucht, eine Regenbogenfahne in Brand zu setzen. In einer U-Bahn wurden zudem Fahrgäste beleidigt.

Auch nach der Zurich Pride Mitte Juni gab es einen homophoben Angriff. Ein schwules Paar war auf dem Weg nach Hause, als es von drei Jugendlichen attackiert wurde.



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