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Homosexuelle Zombies: Irischer Mönch empfiehlt Kugel durchs Hirn

Kapuzinermöch Tom Forde predigte in Kilkenny, dass Homosexuelle «physisch lebendig, aber geistig tot» seien sowie «moralisch verfault»

Szene aus der Erfolgsserie «The Walking Dead» (Foto: AMC)

Die Republik Irland wird gern als fortschrittliches Land in Bezug auf LGBTIQ-Rechte gefeiert, weil die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung es dort geschafft hat, die Moraldiktatur der katholischen Kirche abzuwerfen und ein neues offenes Miteinander einzuläuten. Das heisst aber nicht, dass die Kirche in Irland nicht trotzdem noch allgegenwärtig ist und massiv gegen Homosexuelle hetzt. Jüngstes Beispiel: Kapuzinermönch Tom Forde aus Kilkenny, der Homosexuelle mit Zombies vergleicht.

In der Ausgabe vom Mittwoch (12. Juni) berichtet der Irish Mirror von einem Vorfall, der sich bereits am Samstag ereignet hat. Bruder Tom Forde, vom Kapuzinerkloster in Kilkenny (in Südostirland gelegen, wo auch das berühmte Bier herkommt), zelebrierte dort am Samstag eine Messe. Das, was er nach der Bibellesung in seiner Predigt zu sagen hatte, erstaunte die Gemeinde nicht schlecht. Er sagte selbst, dass das, was er zu sagen habe, «vielleicht den Respekt für immer zerstört, den Sie für mich haben». Sagen musste er es aber scheinbar trotzdem.

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Der vormalige Kaplan des University College in Cork (ebenfalls in Südirland) begann die Predigt mit einer Auflistung von TV-Sendungen, in denen Zombies vorkommen, u. a. «The Walking Dead».

Er wies darauf hin, dass es sich dabei um «lächerliche» Horrorgeschichten handle. Aber: Er führte aus, dass auch im realen Leben manche Menschen «physisch lebendig, aber geistig tot» seien sowie «moralische verfault oder mindestens verseucht».


Er sagte: «Wir erkennen dies, wenn ihre Maske verrutscht und jemand, von dem wir dachten, dass es ein Freund sei, sich als Monster entpuppt, voller Wut, Hass, Boshaftigkeit, Lust oder Stolz – Dinge, die wir so vorher an der Person nicht gekannt hatten. Wir sehen es an ihrem selbstzerstörerischen und irrationalen Verhalten.»

Die Fälle, auf die Bruder Forde das Beispiel anwandte, sind: Drogenmissbrauch und Alkohol, Ehebruch, Unzucht und Homosexualität. Aber auch: die «Akzeptanz von Abtreibung und Verhütung sowie der Versuch, Euthanasie zu legalisieren.»

Wer einmal gebissen wurde, für den gibt’s keine Hoffnung mehr
Mit all diesen Dingen sei es wie in Zombies: «Wenn man einmal gebissen wurde, gibt es keine Hoffnung mehr.» Weswegen Bruder Forde vorschlägt: «Der einzige Weg, mit diesen Monstern umzugehen, ist sie zu erstechen oder ihnen eine Kugel durchs Hirn zu schiessen. Denn sie verhalten sich ansonsten gnadenlos, unbarmherzig und sind unaufhaltbar.»


Sie verhalten sich gnadenlos, unbarmherzig und sind unaufhaltbar

Auch wenn er zugab, dass («Gott sei Dank») Zombies nicht wirklich existieren, so würde er doch sagen, dass es eine «geistige Zombie-Gemeinde» gäbe, eine «spiritual-zombiehood».

Nach der Messe postete Bruder Forde die Predigt auf seinem Blog. Das zweiseitige Manuskript wurde  den Redakteuren des Irish Mirror weitergeleitet. Diese kontaktierten das Sekretariat des Kapuzinerklosters in Kilkenny und baten um eine Erklärung. Als Antwort erhielten sie die Auskunft: «Er [Bruder Forde] hat nichts zu erklären. Es wird keinen Kommentar geben.»

«Wir sind keine seelenlosen Zombies»

Der Blogbeitrag ist inzwischen gelöscht. Bevor dies geschah, sahen die Redakteure jedoch den Post, der mit Zombiefotos ausgeschmückt war und die Überschrift trug: «The living dead are all around us and Christ alone has the cure: the Holy Spirit.» Was sie viel heisst wie «Die lebenden Toten sind überall und einzig Christus hat die Heilung für uns: den Heiligen Geist.»

Gesellschaftlicher Schaden
Der Pressesprecher vom Dublin Pride, Eddie McGuinness, sagte der Zeitung: «Ich bin baff. Solche Worte richten Schaden an, nicht nur innerhalb der LGBTIQ-Community, sondern in der Gesellschaft allgemein. Die katholische Kirche versucht mal wieder Menschen zu sagen, wie sie ihr Leben leben sollen – statt sich kritisch mit sich selbst zu beschäftigen und den Dreck zu beseitigen, den die verursacht hat.»

Die Zombieäusserungen von Bruder Forde passen nahtlos zu dem, was der Vatikan diese Woche zum Thema «Genderideologie» veröffentliche

Dass eine solche aberwitzige Aktion eines Vertreters der katholischen Kirche in Irland nicht mehr kommentarlos durchgeht, sondern an den Pranger gestellt wird und peinliche Schlagzeilen produziert, ist ein gewaltiger Fortschritt. Die Zombieäusserungen von Bruder Forde passen natürlich nahtlos zu dem, was der Vatikan diese Woche zum Thema «Genderideologie» veröffentlicht hat, in einem Dokument mit dem Titel «Als Mann und Frau schuf er sie». Es ist als Leitfaden für Lehrer an katholischen Schulen gedacht.

Revolution gegen die liberale Elite?
Darin ist die Rede von «ideologisch motivierten Zersetzungsversuchen», womit man nicht allzu weit von der Zombiemetapher entfernt ist. Oder, wie es am Mittwoch in einem Kommentar zu Jens Spahns Gesetzesvorhaben zum Verbot von Konversionstherapien in den Badischen Neuesten Nachrichten heisst: «Die rechtliche Gleichstellung Homosexueller mag erreicht sein, auf einem anderen Blatt steht die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Beziehungen in manchen Teilen der Gesellschaft. […] Und ob Christentum oder Islam, viele Religionsgemeinschaften verdammen Homosexualität auch heute noch als Sünde. Bis Homosexuelle nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Alltag völlig gleichgestellt sind, ist es noch ein weiter Weg.» Genauso gilt der Satz der Frankfurter Neue Presse: «Die Feinde der offenen Gesellschaft neigen zur Abschottung, sehen ihren Fundamentalismus als ‹Revolution› gegen die vermeintlich zu liberale Elite.»

UMFRAGE: Bist du ein Pride-Tourist?

Genau gegen solche revolutionären Horrorgeschichten sollte man immer wieder lautstark vorgehen und die entsprechenden Statements aus der Abschottung hervorzerren, um der Allgemeinheit zu zeigen, was im Verborgenen immer noch rumort: in Irland, im Vatikan, in Deutschland und anderswo.

Ob die Polizei in Irland ein Strafverfahren gegen Tom Forde eingeleitet hat, war am Mittwoch nicht bekannt.


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