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«LGBTIQ – Unser liebster Prügelknabe?» Talkshow in Malaysia abgesagt

Die Sendung «Let’s Talk» zum Thema «LGBTIQ – Unser liebster Prügelknabe» musste abgesetzt werden, wegen Protesten orthodox-islamischer Gruppen

Der malaysische LGBTIQ-Aktivist Numan Afifi bei einem Talk in der Monash University (Foto: numanafifi / Instagram)

Eine populäre TV-Talkshow in Malaysia hat ihr Interview mit dem LGBTIQ-Aktivisten Numan Afifi (28) wieder gestrichen, nachdem es massive Online-Proteste gab.

Talkmaster Sharaad Kuttan teilte via Twitter mit, dass die nächste Ausgabe seiner Sendung «Let’s Talk» verschobenen werden müsse – nur fünf Stunden nachdem er bekanntgegeben hatte, dass Afifi sein Gast sein würde. Die Sendung sollte den Titel «LGBTQ – Favourite Whipping Boy?» tragen, was so viel heisst wie «LGBTIQ – Unser liebster Prügelknabe». Es war geplant, diese am Dienstagabend um 22.15 Uhr auszustrahlen (14. Mai). Afifi selbst erfuhr von der Absetzung über Twitter.

So kündigte Talksmaster Sharaad Kuttan die Absetzung der «Let’s Talk»-Sendung zum Thema «LGBTQ – Favourite Whipping Boy?» an (Foto: Numan Afifi / Facebook)

In Malaysia sind über 60 Prozent der Bevölkerung muslimisch, der Islam ist Staatsreligion. Bis in die 1970er-Jahre galten viele muslimische Malaien als liberal. Mit der sogenannten «Dakwah» – einer islamischen Erweckungsbewegung – setzte allerdings eine Islamisierungswelle ein, so dass Malaysia heute orthodox-islamisch ist. Besonders diese orthodoxen Kreise schüren aktuell eine massive Anti-LGBTIQ-Stimmung. Sie nutzten soziale Netzwerke, um gegen die «Let’s Talk»-Folge mit Afifi zu protestieren.

In einem Interview sagte der 28-Jährige: «Es wäre das erste Mal gewesen, dass eine Mainstream-Fernsehsendung in Malaysia einen offen schwulen Mann gezeigt hätte. Durch die Absetzung der Show kann ich die positive Botschaft, die ich vorbereitet hatte, nicht mit anderen teilen. Ich kann auch unsere 1001 Geschichten des LGBTIQ-Widerstandes nicht teilen.»


Schikanen und Selbstmorde
Afifi hatte laut Medienberichten in der Sendung gefordert, dass die Regierung sich für die LGBTIQ-Community einsetzen müsse. «Schikanen und Diskriminierungen werden immer schlimmer», sagte er, «LGBTIQ-Jugendliche begehen immer häufiger Selbstmord».

Malaysia bei Reisemesse ITB – Partnerland ohne Homosexuelle?

Zur Erinnerung: Erst letzten September hatte der Premierminister des Landes erklärt, er könne LGBTIQ-Rechte «nicht akzeptieren», bei der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin hatte der Tourismusminister sogar erklärt, es gäbe gar keine Homosexuellen in seinem Land. Deshalb habe man mit ihnen auch keinerlei Probleme. Das führte bekanntlich zu einem internationalen Aufschrei.

Numan Afifi beim UN-Menschenrechtsrat, wo er ein Statement verschiedener LGBTIQ-Gruppen aus Malaysia verlas (Foto: Numan Afifi / Facebook)

Einschüchterungsmassnahmen der Polizei
In der «Let’s Talk»-Sendung war Afifi Medienberichten zufolge auch auf die Einschüchterungsmassnahmen der Polizei eingegangen, denen er in jüngster Zeit ausgesetzt war. Afifi hatte im März vorm UN-Menschenrechtsrat in Genf gesprochen. Dort hatte der 28-Jährige ein Statement verlesen, dass eine Koalition verschiedener LGBTIQ-Gruppen aus Malaysia verfasst hatte. Sie kritisierten die LGBTIQ-Situation in ihrem Land und der politische Umgang damit scharf. Afifi wurde daraufhin in Online-Foren angegriffen. Er wurde sogar von der malaysischen Polizei verhört aufgrund der öffentlichen Beschwerden zu seiner UN-Rede. Afifi sagte nach der Festnahme, es sei wichtig, weiter «gegen Diskriminierung» die Stimme zu erheben.


Das BAMF will geflüchtetes Paar nach Malaysia zurückschicken

Letzten Sommer war Afifi als Pressesprecher des Jugend- und Sportministers zurückgetreten, nachdem er immer wieder Drohungen ausgesetzt war wegen seiner sexuellen Orientierung. Eine unmittelbare Verbesserung der Lage ist nicht in Sicht, solange die internationale Staatengemeinschaft nicht den Druck auf die konservativ-religiöse Regierung erhöht, die besonders im Bereich Tourismus auf internationale Besucher und Besucherinnen angewiesen ist.


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