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«Homoheilung» in «Boy Erased»: Ähnliche Mechanismen in Deutschland

Am 21. Februar kommt der Film «Der verlorene Sohn» in der Schweiz und in Deutschland ins Kino – was Konversionstherapien in den USA von hiesigen Therapien unterscheidet und was sie gemein haben

Der verlorene Sohn
(Foto: Filmstill/Der verlorene Sohn)

Konversionstherapien werden immer noch in 36 US-Bundesstaaten aktiv betrieben – New York hat kürzlich ein Verbot beschlossen. Eltern, die nicht damit zurechtkommen, dass ihr Kind schwul oder lesbisch ist, schicken es in sogenannte Camps, von denen sie sich eine «Heilung» versprechen. Dieser brisante Stoff kommt jetzt ins Kino.

Nach der Autobiografie von Garrard Conley beschreibt der Schauspieler und Regisseur Joel Edgerton in «Der verlorene Sohn» das Schicksal eines dieser Opfer von fehlgeleiteter Religiosität und missverstandener Elternpflicht. Am 21. Februar kommt der Film bei uns ins Kino.

New Yorker «Homoheiler» klagt gegen Verbot seiner Therapie

Eigentlich sollte «Boy Erased» schon am 6. Dezember anlaufen, dann wurde der Filmstart verschoben. Offiziell startet der Film über Konversionstherapien, auch Homoheilung oder Umpolungstherapien genannt, nun im Februar. Schätzungen zufolge wurden in den USA schon 700.000 junge Leute aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in christliche Umerziehungscamps gesteckt. Darunter Garrard Conley, der seine Erfahrungen in einem Buch verarbeitet hat. Es wurde mit Nicole Kidman und Russel Crowe verfilmt.

Der TV-Journalist Christian Deker hat «Boy Erased», der bei uns unter dem Titel «Der verlorene Sohn» im Kino läuft schon gesehen. Deker hat für den NDR zwei Reportagen über Homoheiler in Deutschland gedreht, «Die Schwulenheiler» – Teil 1 und 2.


«Die Situation in Deutschland ist mit den im Film gezeigten Umpolungskursen in den USA nicht vergleichbar», sagt Deker. «Es gibt in Deutschland zum Beispiel nicht so ausführliche Kurse und organisierte Camps.»

Vergleichbare Mechanismen
Allerdings zeige der Film die Mechanismen und Machtstrukturen ziemlich gut auf auf, die hinter der Vorstellung stehen, dass man an Homosexualität etwas verändern könnte, sagt Deker. «Diese zwischenmenschlichen Mechanismen funktionieren meiner Ansicht nach in Deutschland nahezu gleich. Wie also nicht-heterosexuelle Menschen in der Familie und in der Kirchengemeinde unter Druck gesetzt werden – was auf den ersten Blick liebevoll und subtil wirkt, in der Wirkung aber brutal und unbarmherzig ist. Sich aus diesem Griff zu lösen, kann sehr schwierig sein.»


Christian Deker (Foto: Mandy Mülling)

Bisher haben nur wenige Länder wie Malta und einige Bundesstaaten wie New York ein gesetzliches Verbot von Konversionstherapien beschlossen. Auch Deutschland könnte bald nachziehen: Das hat der Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn (CDU), angekündigt. Am Wochenende erklärte nun Justizministerin Katarina Barley (SPD): «Konversionstherapien sind ein Angriff auf die Würde des Menschen.» Sie sei mit Spahn im Kontakt, um zu prüfen, wie eine Regelung aussehen könne.


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