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Finnen-Kicker hält Trainingslager in Katar für unethisch, bleibt zu Hause

Finnlands Nationalmannschaft bereitet sich ohne Riku Riski auf die Fussball-EM vor

Foto: HJK Helsinki

Riku Riski ist Stürmer bei HJK Helsinki und spielt im finnischen Nationalteam. Das trainiert gerade in Katar – ohne Riski. Er will dort aus ethischen Gründen nicht hin.

In Katar findet 2022 die Fussball-WM statt. Dort zieht es schon seit Jahren viele Mannschaften hin, um ihr winterliches Trainingslager abzuhalten. Der FC Bayern München etwa. Aber auch die finnische Nationalmannschaft. Sie will sich in dem Emirat am Persischen Golf für die anstehende EM-Qualifikation vorbereiten. Riku Riski allerdings ist nicht mitgefahren. Der Angreifer weigerte sich.

«Die Ursachen hinter meiner Entscheidung waren ethischer Natur», begründete der 29-jährige Stürmer von HJK Helsinki gegenüber der Zeitung Helsingin Sanomat seinen Schritt. Ausschlaggebend seien Werte gewesen, «an denen ich festhalten will».

Gründe gibt es genug, nicht nach Katar zu reisen

Er nennt LGBTIQ-Rechte nicht explizit, und zu erwähnen wäre auch das eingeschränkte Recht auf freie Meinungsäusserung und auf Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, zudem werden Arbeitsmigranten laut Amnesty International ausgebeutet und misshandelt. Gründe gibt es also genug, nicht nach Katar zu reisen. Laut International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) gibt es weltweit 72 Länder bzw. Territorien mit Anti-LGBTIQ-Gesetzen und Katar gehört dazu. Dort gilt auch die Todesstrafe, wird laut dem Auswärtigen Amt in Berlin und ILGA aktuell aber nicht vollstreckt. Katar liegt im Ranking auf Platz 189. Tschetschenien ist nicht zuletzt aufgrund der Säuberungsaktionen gegen Homosexuelle Schlusslicht mit Platz 197.


Riski habe die Sache mit seinem Nationaltrainer Markku Kanerva und Teamchef Lennart Wangel besprochen. Die hätten dafür Verständnis geäussert, seien allerdings anderer Ansicht gewesen. «Ich hielt an meiner Entscheidung fest und habe dem nichts hinzuzufügen», erklärte der Nationalspieler der Zeitung Helsingin Sanomat. «Ich war ziemlich deutlich: Ich werde nicht dorthin reisen.»

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Coach Kanerva respektiere die Haltung des Spielers, heisst es. Riski müsse auch nicht das Ende seiner Länderspielkarriere befürchten. Er «werde vermisst, aber nicht aus der Mannschaft ausgeschlossen», erklärte Kanerva.

Im November war bekanntgeworden, dass die Finnen ins Trainingslager nach Katar reisen würden, was in dem Land für heftige Kritik gesorgt hatte. Mannschaftskapitän Tim Sparv erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur SPT: «Es ist gut, dass auf das Thema aufmerksam gemacht wird und dass man darüber redet, was wir in der Zukunft machen können.» Der Mittelfeldspieler meint, man müsste in Katar bezüglich der Menschenrechte einiges verbessern, allerdings räumte er auch ein, er sei diesbezüglich «nicht genau informiert».


Trondheim sagte Trainingslager in Dubai ab
Im vergangenen Jahr war das Thema der winterlichen Trainingslager und ihrer ethischen Bewertung aufgekommen, als der norwegische Fussballmeister Rosenborg Trondheim nach Dubai fahren wollte. Doch er sagte das Trainingslager wieder ab  – nach Fan-Protesten und massiver Kritik der Medien. Dabei ging es vor allem um die in Dubai übliche Kriminalisierung Homosexueller sowie den menschenverachtenden Umgang mit weiblichen Opfern sexueller Gewalttaten. Rosenborg-Sportchef Stig Inge Björnebye gab damals zu, man habe das Problem unterschätzt.

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Wir hatten damals die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld gefragt, die gemeinsam mit der Uni Vechta die Initiative «Fussball für Vielfalt» ins Leben gerufen hat, wie man dort die Entscheidung bewertet. Der Vorstand Jörg Litwinschuh teilte uns mit, er halte nicht viel von Boykotts oder -aufrufen.

Zeichen der Akzeptanz von Vielfalt kann man auf unterschiedliche Weise setzen

«Ich glaube, dass dies den Menschen in den betroffenen Ländern nicht wirklich hilft. Ich hoffe, dass die Bundesliga und die Nationalmannschaft andere Zeichen setzen und ihre Einflussmöglichkeiten nutzen so wie der DFB z.B. in Zusammenarbeit mit Thomas Hitzlsperger. Zeichen der Akzeptanz von Vielfalt kann man auf unterschiedliche Art und Weise setzen. Ich wünsche mir, dass der mächtige deutsche Fussballsport hier Regenbogenflagge zeigt.»


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