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«Scheinbar habe ich die gleichen Probleme wie schwule Männer»

Laing ist wieder da – ab Sonntag testet die Berliner Frauenband ihre neuen Songs vor Publikum

Laing
Foto: Universal/Ben Wolf

Die Berliner Frauenband um Nicola Rost wurde 2012 mit «Morgens immer müde» bekannt, als sie beim Bundesvision Song Contest auf Platz 2 landeten. Mittlerweile ist das dritte Album «Fotogena» erschienen. Zur Freude nicht nur ihrer schwulen Fans.

Super Texte, tolle Arrangements, durchgeknallte Outfits und ebensolche Videoclips – so kennen wir Laing. Seit September ist Fotogena auf dem Markt, und am Sonntag und Montag spielen sie die ersten Warm-Up-Konzerte in Berlin und Köln.

Nicola, Ihr seid bei Stefan Raab damals für Sachsen angetreten. Nach dem was jetzt in Chemnitz los war und ist – würdet Ihr das nochmal machen? Oder sogar: Jetzt erst recht?
Man darf ja Städte oder Menschen nicht abschreiben und sagen: Da fahren wir nicht mehr hin- auch wenn solche Bilder wie die aus Chemnitz etwas total abschreckendes haben. Das ist ja im Zweifel, was diese rechte Fraktion will: «Bleibt bloß weg! Wir wollen, dass hier alles bleibt, wie es ist.» Deswegen war das große Konzert neulich von Den Toten Hosen, Kraftklub und Co. auch so ein wichtiges Signal.

Auch beim ESC-Vorentscheid wart Ihr dabei, 2015 für Österreich. Würdet Ihr nochmal antreten?
Eigentlich haben wir bandintern gesagt, dass man sein Glück nicht mehrfach herausfordert. Andererseits finde ich: Sag niemals nie! Es gibt so wenig Formate im deutschen TV, wo man mal den ganz großen Zirkus aufklappen und zeigen kann, wer man ist. Deshalb kann man es nicht so einfach wegwischen, wenn man eingeladen wird.


Das war das Jahr, als Andreas Kümmert den Vorentscheid gewonnen hat und dann dankend ablehnte.
Ich war sehr froh, dass wir nicht im Finale waren und dann in die Situation kamen, dass der Gewinner zu dir sagt: Ach weißte was, schenke ich dir! Darauf musst du ja irgendwie reagieren. Ich fand es als TV-Moment gar nicht so uninteressant. Weil so eine Live Show ja durchgetaktet ist bis auf die letzte Sekunde, und kein Mensch geht davon aus, dass sowas passiert. Eine Institution so zu sprengen, das ist echt krass und unerwartet. Es tat mir total leid für Ann-Sophie, weil es so einen schalen Beigeschmack hatte.

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Der ESC hat eine große schwule Anhängerschaft. Ihr auch?
Klar. Wir haben auch schon mehrfach auf CDSs gespielt. Ich mag das total, weil ich feststelle, dass ein großer Teil der lesbischen und schwulen Community einfach empfänglich ist für Inszenierung und Show, so wie wir es mit Laing machen. Es ist eine totale Würdigung unserer Showbemühungen, dass es so in der Community gefeiert wird. Ich als Zuschauer finde es auch immer cooler, wenn es bei Konzerten ein bisschen Glamour und was zum Träumen gibt.


Laing
Nicola Rost, Frontfrau von Laing (Foto: Universal/Ben Wolf)

In Euren Texten geht es um Balzen, Begegnungen, Beziehungen – da können sich viele Schwule wiederfinden, oder?
Lustigerweise hat mir gerade ein schwuler Fan aus Hamburg gesagt, meine Texte würden so krass die Probleme von einem schwulen Mann treffen. Ich dachte: Oh, wir scheinen die gleichen Probleme zu haben. (lacht)

Einem Fan hast Du mit dem Song «Du bist dir nicht mehr sicher», über eine abgekühlte Liebe ungewollt ein bisschen Lebenshilfe gegeben. Inwiefern?
Er schrieb mir, er hätte sich von seinem Freund getrennt, nachdem er den Song gehört hat. Es hätte schon länger nicht mehr gestimmt und der Song war letzte Anstoß. Das hat mich erst schockiert, aber er meinte, er ist total erleichtert und wollte sich bedanken. Andere meinen wiederum, sie könnten den Song nicht hören, weil sie sich dabei beklommen fühlen. Es ist immer die Frage, wo man Menschen gerade abholt.

Im November gibt es zwei Warmup-Termine in Berlin (18.) und Köln (19.), im Januar startet dann die grosse Tournee. Termine: www.laing-musik.de

Das Interview ist in der November-Ausgabe der MANNSCHAFT erschienen. Hier geht’s zum Abo (Deutschland) – und hier auch (Schweiz).


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