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Filmfestival PinkPanorama rückt Aussenseiter in den Mittelpunkt

Unter den Filmen sind Schweizer Premieren, «Teddy»-Gewinner und Oscar-Kandidaten

junge LGBTIQ
Eine Szene aus dem finnischen Film «A Moment in the Reeds»: Der Flüchtling Tareq und der Finne Leevi kommen sich bei Arbeiten näher.

PinkPanorama in Luzern findet dieses Jahr nicht als Festival, sondern als Filmweekend vom 8. bis 11. November statt. Trotzdem gibt es eine breite Auswahl an Filmen und Schweizer Vorpremieren zu sehen, darunter «Las Herederas», der Gewinner des «Teddy Readers’ Award» von Mannschaft Magazin.

Die Entscheidung der fünf Jurymitglieder von Mannschaft Magazin an der Berlinale 2018 war eindeutig. Der paraguayische Film «Las Herederas» (deutsch «Die Erbinnen») verdient den «Teddy Readers’ Award» als Lieblingsfilm der Leser*innen. Im Rahmen des PinkPanorama in Luzern wird der Spielfilm nun am 11. November als Vorpremiere gezeigt.

Die Handlung: Chela und Chiquita, beide aus wohlhabenden Familien in Asunción, Paraguay, haben sich in die Pleite gewirtschaftet. Einziger Ausweg aus der Misere scheint eine Haftstrafe, die die extrovertierte Chiquita für das lesbische Paar antritt. Chela muss indessen entsetzt zusehen, wie das Erbe ihrer einst gutbetuchten Familie veräussert wird. Um im Alltag über die Runden zu kommen, beginnt sie, ältere Damen aus der Nachbarschaft durch die Gegend zu chauffieren. Mit jedem gefahrenen Kilometer tritt Chela zunehmend aus dem Schatten ihrer Vergangenheit und stellt die Weichen für eine neue Zukunft.

«Las Herederas» sei ein Film, der Kraft schenke und nachhalle, begründet Jury­präsident und Musikredaktor Martin Busse den Entscheid der Jury. «Mit viel Gefühl, ausdruckstarken Bildern und einem hervorragenden Cast entführt der Regisseur Marcelo Martinessi das Publikum in das Leben einer Frau, die trotz aller Probleme und Krisen einen Zugang zur Liebe und zu sich selbst findet», sagt er. Die Suche nach der eigenen Identität kenne keine Alters-, Geschlechts- oder Statusgrenzen.


Kein Festival dieses Jahr
Statt wie gewohnt aber ein wöchentliches Festival findet PinkPanorama dieses Jahr als Filmweekend während vier Tagen statt. Das «stattkino» als Ort des Geschehens bleibt unverändert. «Wegen grossen Veränderungen im Vorstand verzichten wir dieses Jahr auf ein umfassendes Festival», schreiben die Organisator*innen in einer Medienmitteilung. Stattdessen wolle man sich auf die unverrückbaren Grundpfeiler von PinkPanorama konzentrieren: «Die queeren Filme und den regen Austausch an der ‹PinkBar›».

In die Homophobie hineingeboren
Als Deutschschweizer Premiere läuft am 10. November der französische Spielfilm «Marvin ou la belle éducation», der an den Bestseller «Das Ende von Eddy» von Édouard Louis angelehnt ist. Der Protagonist ist der schwule Aussenseiter Marvin, der aus armen Verhältnissen im ländlichen Frankreich stammt und von seinem Umfeld schikaniert wird. Seine lieblosen Eltern sind Alkoholiker und lassen ihren Unmut oft an ihren Sohn aus. Marvin sehnt sich nach Kultur und nach Bildung und träumt von der Flucht aus dem homophoben Provinznest. Ein authentisches Porträt über die queere Emanzipation, das auf zwei Zeitebenen erzählt wird.

Wenn zwei Welten kollidieren
Am 8. November zeigt PinkPanorama den finnisch-britischen Spielfilm «A Moment in the Reeds» von 2017. Leevi hat mit seiner Heimat Finnland abgeschlossen und studiert in Paris Literaturwissenschaften.


Obwohl sein Vater mit der Homosexualität seines Sohnes nicht viel anfangen kann, verbringt Leevi seinen Sommer in Finnland, um ihm bei der Renovation eines alten Ferienhauses zu helfen.

Unterstützt werden sie dabei vom jungen Syrer Tareq, der als Flüchtling nach Finnland gekommen ist und das nordische Land als neue Heimat betrachtet. Als der Vater die beiden für einige Zeit alleine lässt, kommen sich Leevi und Tareq körperlich und emotional immer näher.

Weitere Filme am PinkPanorama sind unter anderen «Lola Pater» mit Fanny Ardent als trans Frau, die sich bei ihrem Sohn outet, und die israelische Oscar-Eingabe «The Cakemaker» über einen deutschen Bäcker, der nach dem Tod seiner Affäre deren Familie besucht. Gezeigt wird ebenfalls «Riot Not Diet», eine queer-feministische Utopie, die beim XPOSED Queer Festival Berlin als bester deutscher Kurzfilm 2018 ausgezeichnet wurde. Vor Ort sind die Regisseurin Julia Fuhrmann und die Darstellerin Brandy Butler.

Obwohl PinkPanorama dieses Jahr bloss an vier Tagen stattfindet, ist es den Organisator*innen gelungen, ein vielfältiges Programm mit queerem Filmschaffen aus der ganzen Welt zusammenzustellen. «Wir sind überzeugt, dass in der Kürze ebenso viel Würze steckt», schreiben sie. Nach «gewichtigen Rücktritten» konnte man bereits Neuzugänge für die Ressorts «Programmation» und «Grafik» gewinnen. «Zudem bleibt Zeit für die Neuaufgleisung eines Filmfestivals im kommenden Jahr 2019.»

Trotz verkürzter Dauer soll auch am diesjährigen PinkPanorama eine Festivalparty nicht fehlen, heuer findet sie am 10. November in der Jazzkantine statt.

Mehr Informationen: pinkpanorama.ch


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