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Bayern: Probelauf mit Heimtest auf HIV, Tripper und Co.

Heimtest auf HIV
Foto: DAH

Ein kleiner Stich in den Finger zur Blutentnahme, eine Urinprobe, einige Abstriche mit Wattestäbchen, die Proben in einem Plastikbeutel verstauen und in die Post geben: So einfach funktioniert das neue Heimtest-System S.A.M für Checks auf HIV und Geschlechtskrankheiten. Ab sofort wird es in Bayern für ein Jahr erprobt, wie die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) am Donnerstag mitteilte. Entwickelt wurde das innovative Konzept von der Münchner Aids-Hilfe und ihrem Dachverband, der DAH, ViiV Healthcare und dem Labor Lademannbogen in Hamburg.

S.A.M steht für Sampling (englisch für Probenentnahme). Das Paket beinhaltet Tests auf HIV, Syphilis, Chlamydien und Gonokokken (Erreger von „Tripper“). Interessierte können sich online anmelden und dann in vier bayerischen „Checkpoints“ in München, Nürnberg, und Regensburg ein Erstgespräch mit persönlicher Beratung führen. Sie entscheiden dann selbst, ob sie das Testkit alle 3, 6 oder 12 Monate automatisch zugesandt bekommen möchten. Das Angebot soll 32 Euro pro Testvorgang kosten. (Ab Herbst sollen Heimtests nach Plänen des Bundesgesundheitsministeriums in Deutschland zugelassen sein.)

Blut- und Urinproben sowie Abstriche werden zu Hause selbst entnommen und dann ins Labor nach Hamburg gesendet. Wird keine Infektion festgestellt, erhalten die Nutzer_innen das Ergebnis per SMS. Liegt eine Infektion vor, erhalten sie eine SMS mit der Bitte um Rückruf. Eine medizinische Fachkraft steht für ein Beratungsgespräch bereit und verweist gegebenenfalls an medizinische Einrichtungen und Aidshilfen weiter.


Das Ziel ist es, mehr Infektionen früh entdecken und behandeln. Denn in Deutschland leben rund 13.000 Menschen mit HIV ohne es zu wissen, rund ein Drittel aller Diagnosen erfolgt erst, wenn bereits Aids oder ein schwerer Immundefekt vorliegen. Auch andere sexuell übertragbare Infektionen bleiben oft lange unerkannt. Nötig sind daher weitere Testangebote, die die Hemmschwelle senken und möglichst bequem sind.

Bleibt HIV unbehandelt, drohen schwere gesundheitliche Schäden

„Frühe Diagnosen zu fördern, ist heute so wichtig wie nie“, betont Armin Schafberger, Referent für Medizin und Gesundheitspolitik der Deutschen AIDS-Hilfe. „Bei rechtzeitiger Behandlung haben Menschen mit HIV mittlerweile eine fast normale Lebenserwartung und können leben wie andere Menschen auch. Bleibt HIV unbehandelt, drohen schwere gesundheitliche Schäden. Auch Geschlechtskrankheiten können unerkannt viel Schaden anrichten, sind aber gut behandelbar.“

„S.A.M – mein Heimtest“ hat insbesondere Vorteile für Menschen in ländlichen Regionen mit wenig Angeboten und für alle, die ungern eine Teststelle aufsuchen, zum Beispiel aus Scham. Das Verfahren ist einfach, diskret und bequem. Eine Onlineplattform gibt alle wichtigen Informationen rund um Test und Infektionen.


„In einer Vorab-Erprobung hat sich bereits gezeigt, dass das Verfahren hervorragend angenommen und sicher angewendet wird“, betont Christopher Knoll von der Münchner Aids-Hilfe. „Indem wir die Hemmschwelle senken, ermöglichen wir Menschen einen Test, die sonst keinen machen würden.“

In Großbritannien wird ein ähnliches Verfahren bereits seit vier Jahren erfolgreich eingesetzt. Die Erfahrungen zeigen: Der so genannte Einsendetest motiviert tatsächlich Menschen dazu, sich erstmals oder früher testen zu lassen.

Ich kann es kaum erwarten, dass S.A.M nach zwei Jahren intensiver Vorarbeit endlich startet

„Ich kann es kaum erwarten, dass S.A.M nach zwei Jahren intensiver Vorarbeit endlich startet“, freut sich Kathrin M. Dymek, Leiterin Medical Advisor von ViiV Healthcare. „Mir bedeutet es viel, bei einer Firma wie ViiV zu arbeiten, die innovative Community-Projekte maßgeblich mitgestaltet.“

„Moderne Labortests können jetzt von jeder Person selbst veranlasst werden, ohne dass jedes Mal ein Arzt aufgesucht werden muss. Wir freuen uns sehr, bei diesem neuartigen Konzept die Laboranalytik durchzuführen“ sagt Dr. Christian Noah vom Labor Lademannbogen in Hamburg.


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