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Zürich schafft Unterkünfte für LGBTIQ-Geflüchtete

Eine Premiere in der Schweiz

Als erste Stadt der Schweiz soll Zürich LGBTIQ-Geflüchteten eine Unterkunft anbieten. Das Postulat von Alan David Sangines und Marco Denoth wurde gestern Mittwoch mit 67 zu 23 Stimmen angenommen.

Gestern Mittwoch nahm der Zürcher Gemeinderat ein Postulat von SP-Gemeinderäten Alan David Sangines und Marco Denoth mit 67 zu 23 Stimmen bei mehreren Enthaltungen an. Es fordert die Stadt Zürich auf, für LGBTIQ-Geflüchtete eine separate Unterkunft zu schaffen, sollen sie dies wünschen, zum Beispiel um Bedrohungen und Ausgrenzungen von anderen aus dem Weg zu gehen. Für die Schweiz ist das eine Premiere, ähnliche Unterkünfte existieren bereits in München oder Berlin.

FDP und GLP enthalten sich
Eine geschlossene Unterstützung für das Geschäft gab es neben SP, Grüne und AL von der CVP, die Gegenstimmen kamen von der SVP. Mit Ausnahme von FDP-Gemeinderat Marcel Müller enthielten sich die FDP und die GLP der Stimme.


«Im Sinne der Betroffenen freue ich mich sehr über dieses Resultat», sagt Alan David Sangines gegenüber der Mannschaft. «Allerdings ist es sehr enttäuschend, dass die GLP und FDP – angeblich LGBTIQ-freundliche Parteien – ein solches Anliegen nicht unterstützten.»

Nun gelte es, rasch vorwärts zu machen. «Für die Umsetzung müssen die Fachorganisationen HAZ und Queeramnesty miteinbezogen werden. Ihnen möchte ich an dieser Stelle herzlich für die Unterstützung bedanken.»

Ein Zimmer der Asyl Organisation Zürich AOZ. Vielleicht bald ausschliesslich für LGBTIQ-Geflüchtete? (Bild: AOZ)

Separate Unterkünfte – ein Bedürfnis
Nicht selten werden LGBTIQ-Geflüchtete von ihren eigenen Landsleuten in den Unterkünften aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gemobbt, ausgegrenzt oder gar physisch angegriffen. Ein Grund weil Homosexualität in ihren Heimatsländern oft mit Vorurteilen behaftet ist oder gar unter Strafe steht.


«Wir wissen, dass es heute schon Fälle gibt, in denen LGBTIQ-Geflüchtete in der Unterkunft diskriminiert, drangsaliert oder auch nur gemieden werden. Die betreffenden Personen leben in ständiger Angst und sozialer Isolation», schrieb die HAZ in einem Schreiben an die Gemeinderäte.

LGBTIQ-Geflüchtete fürchten sich gemäss Queeramnesty «zu Recht vor Unverständnis, Ablehnung und erneuter Gewalt. Vielen fällt es schwer, über die erlebte Gewalt und Diskriminierung gegenüber einer Behörde zu sprechen, insbesondere, wenn es sich um sexuelle Gewalt handelt.» In der täglichen Betreuung würden viele lesbische, schwule, bisexuelle oder transgeschlechtliche Geflüchtete den Wunsch nach einer separaten Unterbringung äussern. «Das Anliegen des Postulats entspricht daher klar einem tatsächlichen Bedürfnis – und ähnliche bereits bestehende Angebote im Ausland», so Queeramnesty.

«Wer mit betroffenen geflüchteten Menschen spricht, weiss, wie wichtig ihnen ein Rückzugsort ist, an dem sie sich sicher fühlen können, vor allem nach all dem Horror, den sie durchlebt haben», sagt Sangines. «Mit dem Vorstoss soll eine unbürokratische, unkomplizierte Unterbringungsform angestrebt werden, wie beispielsweise separate Wohngemeinschaften in Wohnungen – keine grossen Zentren.»


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