in

Reue und Entschuldigung nach heiklem Artikel

Im vergangenen August veröffentlichte das Newsportal «The Daily Beast» einen Artikel über das Dating-Verhalten der Athletinnen und Athleten im Olympischen Dorf in Rio. Geschrieben wurde der Text von Journalist Nico Hines, der zu Recherchezwecken nicht nur die Dating-App Tinder durchforstet, sondern auch ein Profil auf Grindr erstellt hatte. Der Artikel trug den Titel «In einer Stunde machte ich im Olympischen Dorf drei Grindr-Dates klar» und enthielt mehrere Beschreibungen, die Rückschlüsse auf die Identität der schwulen Athleten erlaubten. Dies sorgte für grossen Wirbel und viel Kritik, stammten doch mehrere der betroffenen Sportler aus Ländern, in denen Homosexuelle noch immer verachtet und diskriminiert werden. All dies führte dazu, dass der Text kurz nach seinem Erscheinen wieder von der Website genommen wurde.

Ein Screenshot des Artikels von Nico Hines. (Bild: The Daily Beast)

«Es tut mir aufrichtig leid»
Nun zeigt sich Nico Hines reuig. Unter dem Titel «Was ich gelernt habe» schrieb er einen längeren, persönlichen Text, in dem er sich für seinen Artikel entschuldigt. «Vor sieben Monaten publizierte The Daily Beast eine Story von mir – eine Story, die nie hätte geschrieben oder veröffentlicht werden sollen. Es tut mir aufrichtig leid.»

Recht auf Privatsphäre
Hines führt aus, dass die Sexualität zwar durchaus ein Bereich sei, über den geschrieben und gesprochen werden müsse. Das Sexleben eines einzelnen Individuums hingegen dürfe nur zum Thema gemacht werden, wenn der oder die Betroffene dem zustimmten oder die Diskussion dem Allgemeinwohl diene. Seine Geschichte über «Athleten, die im Olympischen Dorf Dating-Apps nutzen», hätte keine der genannten Bedingungen erfüllt. Vielmehr sei der Artikel in das Privatleben von Leuten eingedrungen, die das Recht hatten, in Ruhe gelassen zu werden.


«Sicheren Ort» nicht respektiert
Des Weiteren schreibt Nico Hines, dass er sich seiner Privilegien nicht bewusst gewesen sei. Er habe nicht darüber nachgedacht, worin der Unterschied zwischen Tinder und Grindr liege. «Ich hätte erkennen müssen, dass Grindr nicht nur eine Dating-App ist.» Vielmehr sei Grindr auch zu einem sicheren Ort für eine Community geworden, die solche sicheren Orte brauche. «Ich habe auf eine unsensible Art und Weise die Ängste ignoriert, die mancher Leute Alltag bestimmen. An all jene, die um ihre eigene Sicherheit in ihrer Heimat fürchten mussten: Es tut mir wirklich sehr leid.» Schliesslich beschreibt Hines, dass er Hunderte von Emails erhalten habe. Diese hätten ihn daran erinnert, dass viele Mitglieder der LGBTQ-Gemeinschaft der Gesellschaft nicht wirklich vertrauen könnten. «Zu dieser Angst habe ich beigetragen.» Sein Artikel habe für viel Aufregung gesorgt und zu Recht harsche Kritik erhalten. «Die Leser von The Daily Beast haben mich sehr deutlich wissen lassen, dass ich es vermasselt habe. Das wird mir nicht noch einmal passieren.»


§175: Kabinett hat Entschädigung beschlossen

YouTubes Jugendschutz-Modus blockt auch LGBTI-Aufklärungsvideos