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Looking: Team Richie schlägt zurück

Bald gehts weiter mit dem Film «Looking», der die gleichnamige HBO-Serie zum Abschluss bringen soll. In der letzten Staffel fühlte sich der Protagonist Patrick (Jonathan Groff) zwischen Kevin (Russell Tovey) und Richie (Raúl Castillo) hin- und hergerissen. Ob er sich nun für einen der beiden entscheidet? Die Fans sind sich nicht einig. Nach Team Kevin hören wir jetzt Team Richie!
Text: Markus Stehle

Patrick und Richie begegnen sich schon in der ersten Episode, und Patrick ist begeistert: Von Richies ehrlicher und unverfälschten Art, seinem Charme und natürlich auch von seiner Erscheinung. Ein gutaussehender Latino, der am «Morgen danach» im Bett sitzt, Bass spielt und Lieder auf Spanisch singt? Perfekt. Zudem hat Richie Tiefgang und keine Angst davor, seine Gefühle zu zeigen. Am Ende der ersten Staffel gesteht er Patrick seine Zuneigung, will jedoch nur mit ihm zusammen sein, wenn sich Patrick seiner Sache sicher ist. Patrick, das verwirrte Lamm, ist noch nicht bereit. Die Konsequenz: In Staffel zwei hat Richie irgendwann einen neuen Freund, während Patrick mit seinem Boss Kevin anbandelt. Das Problem mit Kevin: Er nimmt es nicht so genau mit der Ehrlichkeit. Das würde wohl auch sein Freund John bestätigen, den Kevin über Monate hinweg mit Patrick betrügt. Nicht falsch verstehen: Es geht nicht darum, die Moralkeule zu schwingen. Es ist ja auch nicht so, als würde Kevin alles kalt lassen. Dennoch lässt ihn sein Verhalten nicht eben vertrauenswürdig aussehen.

Für Patrick wird die Affäre bald zur Belastung. Er mag Kevin, hat ihn aber stets nur für ein paar Stunden, bevor jeweils die Realität über ihn hereinbricht und ihm einen Tritt in die Magengrube verpasst: Kevin geht zu seinem Freund zurück, Patrick sitzt alleine da. So überrascht es auch nicht wirklich, dass sich Patrick und Richie immer wieder treffen. Es ist offensichtlich: Patrick kommt nicht von Richie los. Er sehnt sich nach seiner Gesellschaft, bei ihm fühlt er sich wohl. Doch irgendwann bringt Kevin es fertig, seine Beziehung zu John zu beenden. Patrick sieht die Möglichkeit, seinen Traum einer festen Partnerschaft zu verwirklichen. Der Kevin-Zug rollt heran, Patrick steigt ein, die beiden ziehen zusammen. Dumm nur, dass der Zug bereits am ersten Tag des gemeinsamen Zusammenwohnens mit Vollgas gegen die Wand kracht. Ka-Boom! Patrick findet heraus, dass Kevin, der Schelm, auf Grindr herum­tigert. Es folgt eine Aussprache, wobei Kevin zur Abwechslung mal ganz ehrlich erzählt. Zum Beispiel, dass er John nicht nur mit Patrick, sondern auch noch mit anderen Typen betrogen hat. Oh, oder dass er eine offene Beziehung will. Nun, letzteres ist legitim, und Kevins Einstellung zu Liebe und Sex klingt realistisch. Doch ändert das nichts an der Tatsache, dass Monogamie für Patrick sehr wichtig ist, zumindest am Anfang einer Beziehung. Patrick realisiert, was der Zuschauer von Anfang an weiss: «Kevin? Nicht! Der! Traumprinz!» Nach einer schlaflosen Nacht taucht Patrick sichtlich bewegt bei Richie im Laden auf. Dieser stellt keine Fragen, sondern streicht Patrick nur zärtlich durchs Haar, als dieser ihn bittet, ihm die Haare zu schneiden. Der entscheidende Moment: Bevor Richie die Schere ansetzt, fragt er: «Bereit?» Patrick blickt auf, schaut Richie lange in die Augen und sagt: «Bereit.» Es liegt auf der Hand, dass es hier um sehr viel mehr geht als um einen Haarschnitt: Patrick spricht diejenigen Worte aus, die er eigentlich schon eine Staffel früher hatte sagen wollen. Die letzte Szene, sie gehört Richie und Patrick. Und ein Song setzt ein, mit folgendem Text: «Ich bin ein ganz normaler Typ, und ich war noch nie so verliebt. Ich will dich festhalten, und es macht mich stolz, dein Mann zu sein.» Noch Fragen, Team Kevin?



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