in

Küssende Männer: In Pakistan wird das Titelbild der New York Times zensiert

Ein Foto mit zwei küssenden Männern fällt der Zensur zum Opfer. Stattdessen ziert eine weisse Box die Titelseite der pakistanischen Ausgabe der New York Times.

Die Titelgeschichte der Internationalen Ausgabe der New York Times dreht sich um zwei Männer, die gegen die chinesische Regierung klagen, weil ihnen die Eheschliessung verweigert wurde (Mannschaft berichtete).

Das Titelbild geht dem Redaktor der pakistanischen Ausgabe, Kamal Siddiqi, zu weit. Er zensiert es und hinterlässt stattdessen eine weisse Lücke mit dem Vemerk: «Dieses Bild wurde von unseren Verlagspartnern in Pakistan entfernt… Die International New York Times und ihr Redaktionsteam tragen dafür keine Verantwortung.»


Higher than the mountains, deeper than the seas, nowhere to be seen: @etribune censors China story photo in Pakistan pic.twitter.com/CgAcvaz9wj

— Declan Walsh (@declanwalsh) 29. Januar 2016

Zensur als Schutz vor Islamischen Recht
Gegenüber der Washington Post sagt Siddiqi, dass das Zensurrecht zwischen dem Verlagspartner in Pakistan und der New York Times schon lange Bestandteil ihrer Vertriebsvereinbarung gewesen sei: «In Pakistan sieht man keine Bilder von küssenden Männern. Überhaupt sieht man keine Bilder von sich küssenden Menschen.»

Gemäss Siddiqi spielte auch die Sicherheit der Journalisten eine Rolle beim Entscheid, das Bild zu zensieren. Seit 2001 sind 71 Journalistinnen und Journalisten aufgrund ihres Berufs ermordet worden. Er selbst sei ein Gegner der Zensur wie viele andere Menschen auch.

Da Journalisten vor dem pakistanischen Gesetz nicht geschützt sind, würden viele Verlage und Fernsehsender Selbstzensur ausüben, um sich vor Angriffen oder Anklagen der Gotteslästerung zu schützen, die mit dem Tod bestraft werden können.


«Ich wünschte, wir könnten einen Bruchteil der Arbeit der New York Times erledigen. Wir arbeiten nach ihrem Vorbild», schrieb Siddiqi in einem E-Mail an die New York Times. «Bitte versteht, dass unsere Realität vor Ort ganz anders aussieht.»

In Pakistan sind homosexuelle Handlungen nach der Scharia – dem geltenden religiösen Recht – verboten. Jedoch wird es im Vergleich zu anderen Ländern mit Islamischen Recht, wie etwa Saudi Arabien, weniger streng umgesetzt.

Gemäss der Gay Star Times finden es schwule Männer in Pakistan einfach, als heterosexuell «durchzugehen», da es im Land für Männer nicht unüblich ist, Händchen zu halten oder den Arm über die Schulter eines anderen Mannes zu legen.

Das zensierte Bild zeigt zwei küssende Männer, die in China ihr Recht auf Ehe vor Gericht einfordern wollen. (Scrennshot New York Times)
Das zensierte Bild zeigt zwei küssende Männer, die in China ihr Recht auf Ehe vor Gericht einfordern wollen. (Scrennshot New York Times)

(gzy)


Zurich Pride: Mit Inseraten gegen CVP-Initiative

Eheöffnung Liechtenstein

Schweiz: Starke Kampagnen gegen die CVP-Initiative