Hilferuf eines schwulen Jugendlichen in Italien: Der Brief des 17-jährigen Davide Tancredi an die italienische Tageszeitung La Repubblica schockiert.
«Ich bin schwul. Ich bin 17 Jahre alt und dieser Brief ist meine letzte Alternative zum Selbstmord in dieser Gesellschaft von Höhlenbewohnern – in einer Welt, die mich nicht akzeptiert, auch wenn ich so geboren wurde. Nicht jeder hatte das Glück, heterosexuell geboren worden zu sein. Wenn es nur etwas weniger Diskriminierung und ein bisschen mehr Sympathien und christliche Nächstenliebe gäbe… die Menschen würden aufhören zu hassen.»
Gemäss dem britischen Onlineportal The Independent, schrieb ihm Laura Boldrini, die Präsidentin der italienischen Abgeordnetenkammer, in Form eines offenen Briefs zurück: «Ich habe eine Tochter in deinem Alter, und dein Hilferuf nimmt mich sehr mit.»
Boldrini forderte Davide auf, sie im Parlament zu besuchen, um gemeinsam LGBT-Rechte zu diskutieren. Homophobie sei ein Übel, das viele junge Menschen dazu bringe, Selbstmord zu begehen, so Boldrini. Ein Land könne sich nicht als zivilisiert bezeichnen, solange kein entsprechendes Antidiskriminierungsgesetz in Kraft sei.
Boldrini ist Befürworterin von LGBT-Rechten
Gemäss dem neusten Bericht der ILGA (International Lesbian and Gay Association) ist Italien das homophobste Land Westeuropas. So gäbe es in Italien keine politischen Bemühungen, den vielen oft gewalttätigen Vorfällen von Homo- und Transphobie ein Ende zu setzen. Offiziell sind LGBT-Menschen in Italien sogar schlechter gestellt als in manchen Ländern Südamerikas. Dass es in Italien kein Partnerschaftsgesetz oder Schutz vor Diskriminierung am Arbeitsplatz gibt, ist gemäss The Independent auf den politischen Einfluss des Vatikans zurückzuführen.
Die Mitte-Links-Politikerin Boldrini hat am Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie den rechten Flügel verärgert, in dem sie sich für soziale Anliegen wie LGBT-Rechte ausgesprochen hat. Als Präsidentin der Abgeordnetenkammer – eine Position, die sie erst im März übernommen hat – wird von ihr erwartet, eine neutrale Position einzunehmen.