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«Die Musikindustrie kann homophob und sexistisch sein»

Im September gab Sam Smith bekannt, lieber mit genderneutralen Pronomen angesprochen zu werden

Sam Smith
Sam Smith (Bild: Screenshot Youtube)

Sam Smith bereut das Coming-out als nonbinäre Person kein bisschen, hat seither jedoch die Schattenseiten des Musikgeschäfts erkannt. Sich weiblich zu zeigen mache zwar verletzlich, sei aber befreiend.

Im Interview mit dem Radiosender SiriusXM’s Hits 1 äusserte sich Sam Smith über das Leben als offen nonbinäre Person. «Ich liebe es, obwohl ich jeden Tag Angst habe, meine weibliche Seite in dieser Welt auszuleben», sagte der britische Popstar. «Die Musikindustrie kann manchmal homophob und sexistisch sein.»

Es habe viel Überwindung gekostet, das Musikvideo zum Song «How Do You Sleep» zu teilen. Smith verweist dabei auf die «weiblichen Bewegungen» und die Choreografie mit hohen Absätzen.

«Auf eine solche Art und Weise weiblich zu sein und zu tanzen, fühlt sich manchmal beängstigend an, aber es ist es wert», so Smith. «Ich fühlte mich damals sehr verletzlich, aber rückblickend ist es der beste Ort, an dem man sein kann. Man fühlt sich eher glücklich, wenn man sich so verletzlich zeigt.» Im Club so zu tanzen, mit Freund*innen und den Menschen, die man liebt, sei das was anderes. «Ich habe mich endlich sicher genug gefühlt, es der Welt zu zeigen», fährt Smith fort.


Der britische Popstar hat im September Freund*innen und Familie gebeten, statt männlichen Pronomen das genderneutrale «they» zu verwenden, und sorgte so für Schlagzeilen.

Bitte nicht mehr mit männlichen Pronomen ansprechen!

«Sam hat sich diese Entscheidung lange und gründlich überlegt», sagte eine anonyme Quelle gegenüber der britischen Boulevardzeitung The Sun. Smith sei sich bewusst, dass es bei einigen Personen länger dauern wird, bis sie es verstehen. «Die Bitte ging zuerst an den Freundeskreis und soll später auch an die Musikindustrie gerichtet werden. Es ist eine aufregende und wegweisende Zeit.»

Sam Smith identifizierte sich lange als schwul, vor zwei Jahren kam das Bekenntnis: «Ich fühle mich genauso Frau wie Mann» (MANNSCHAFT berichtete) . «Seit ich ein kleiner Junge war, seit ich ein kleiner Mensch war, habe ich mich in meiner Haut als Mann nicht wohlgefühlt», sagte der Star damals. «An manchen Tagen habe ich meine männliche Seite, an manchen Tagen meine weibliche.»


Mit MANNSCHAFT wird der Dezember festlich

Im Februar zeigte sich Smith oben-ohne auf Instagram – für den Star war das kein einfacher Schritt (siehe untenstehender Link).  Einige Menschen würden das Bild und seinen Post wohl als Narzissmus oder Angeberei abtun, so die Bildunterschrift. «Ihr würdet das aber nicht denken, wenn ihr wüsstet, wieviel Mut es gekostet hat, das zu tun, und welche Traumata ich in meiner Kindheit aufgrund meines Körpers erfahren habe.»

Sam Smith steht zu seinem Körper

Das Pronomen «they» im Singular hat sich im englischsprachigen Raum als geschlechtsneutrale Bezeichnungen etabliert und ist vom Wörterbuch Merriam-Webster zum Wort des Jahres 2019 gekürt. Auch die schwedische Sprache verfügt mit dem Pronomen «hen» über ein passendes Wort für Personen, die sich als nichtbinär identifizieren.

Schwieriger wird es im deutschen Sprachraum. Viele nichtbinäre Menschen lehnen das Pronomen «es» ab, da es je nach Kontext despektierlich klingt. Unter anderem wurden Pronomen wie «xier» oder «dey/denen» vorgeschlagen, die sich im deutschen Sprachgebrauch jedoch nicht annähernd durchgesetzt haben wie «they/them» im Englischen.

 


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