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Tun sich Facebook und Youtube schwer mit LGBTIQ-Wörtern?

Werbeanzeigen mit den Schlagwörtern «schwul», «lesbisch» oder «homosexuell» scheinen öfter abgelehnt zu werden.

facebook schwul
Bild: iStockphoto

Mit Posts LGBTIQ-feindlicher Gruppen verdiente Facebook über 1,6 Millionen Dollar während beworbene Inhalte der LGBTIQ-Community bei Facebook und Youtube regelmässig einem Filter zum Opfer fallen. Betroffen war auch eine Werbeanzeige von Mannschaft Magazin.

Am 27. September erschien die Oktober-Ausgabe von Mannschaft Magazin, unter anderem mit den Themen schwule Landwirte und Homosexualität in der Forschung. Die Redaktion bewarb den dazugehörigen Post bei Facebook, doch die Werbeanzeige blieb während mehrerer Tage inaktiv. Schliesslich lehnte Facebook die Schaltung der Werbeanzeige ohne Begründung ab.

Kriss Rudolph, Chefredakteur von mannschaft.com, hakte nach und fragte in einem E-Mail nach den Gründen. Das Facebook Ads Team antwortete, dass man die Anzeige nochmals überprüft und keine Verstösse festgestellt habe. Die Anzeige werde demnächst geschaltet.

Der Vorfall ist nicht der erste für die MANNSCHAFT. Offenbar scheint das im Text zweimal verwendete Wort «schwul» bei Facebook einen automatischen Filter auszulösen, der eine Ablehnung der Anzeige zur Folge hat. Bereits im Herbst 2018 berichtete die Washington Post über enttäuschte LGBTIQ-Personen, deren Werbeposts von Facebook abgelehnt worden sei. Darunter befinden sich unter anderem ein Komiker mit einem queeren Märchenabend, ein Netzwerk für spanischsprachige Latino-Männer sowie eine Non-Profit-Organisation, die altersfreundliche Wohnungen vermittelt.


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Offenbar scheinen LGBTIQ-Inhalte auch bei Youtube keinen leichten Stand zu haben. Wie das Onlinemagazin The Verge berichtet, soll die Videoplattform mit Bots arbeiten, um eine Schaltung von Werbeanzeigen bei Videos mit problematischen Inhalten zu verhindern. In einer Serie von Tests mit über 14’000 Schlagwörtern haben drei Youtuber herausgefunden, dass die Begriffe «homosexuell», «lesbisch» und «schwul» ein Video von potenziellen Werbeeinnahmen ausschliesst. Werden diese Schlagworte mit einem anderen Begriff, beispielsweise «glücklich» ersetzt, kategorisiert Youtube das Video als «werbefreundlich».

Eine Sprecherin dementierte gegenüber The Verge, dass Youtube Videos anhand von LGBTIQ-Wörtern von Werbeeinnahmen ausschliesse. Es existiere keine spezifische Liste. «Wir setzen maschinelles Lernen ein, um Inhalte auf Verstösse gegen die Richtlinien für Werbetreibende zu überprüfen», sagte sie. «Manchmal liegt unser System falsch. Deshalb ermutigen wir die Videoproduzenten, sich zu beschweren.» Damit könne man zur Verbesserung des Systems beitragen.

«Wir sind stolz auf die grossartigen LGBTIQ-Stimmen auf unserer Plattform und nehmen diese Vorwürfe sehr ernst», fuhr sie fort. 


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Bereichert sich Facebook am Hass?
Gegenüber Facebook sind Vorwürfe laut geworden, dass der Social-Media-Gigant mit Hassgruppen gutes Geld verdienen soll. Der Newsplattform Sludge zufolge hat Facebook zwischen Mai 2018 und September 2019 über 1,6 Millionen US-Dollar über bezahlte Posts von Gruppen eingenommen, die sich gegen LGBTIQ-Personen, Immigrant*innen, Muslim*innen und andere Randgruppen richten.

Zu den betreffenden Organisationen gehören unter anderem die Alliance Defending Freedom, die sich für Gesetze gegen die Verwendung von öffentlichen Toiletten durch trans Personen einsetzen und den Konditor Jack Philips unterstützen, der einer trans Frau aufgrund seines Glaubens eine Torte verweigert hatte. Zu den Werbetreibenden gehört auch das Family Research Council, das sich für Konversionstherapien gegen Homosexualität ausspricht.

Gemäss den Gemeinschaftsstandards sind Hassgruppen auf Facebook verboten. Ob es sich bei einer Gruppierung um eine Hassgruppe handle, kläre Facebook im Rahmen einer gründlichen Überprüfung ab, soll eine anonyme Quelle gegenüber Sludge gesagt haben. Dabei stütze man sich auf die Einschätzung diverser Expert*innen und Akademiker*innen.

Facebook hat auf die veröffentlichten Einnahmen noch keine Stellung bezogen.

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