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«Traditionsmensch» gegen schwule Königspaare im Schützenverein

Präsident und Kassierer des Vereins begründen ihre Ablehnung mit der «Tradition» und treten zurück

schwul Schützenverein
Symbolbild (Foto: AdobeStock)

In Wilmsberg im Kreis Steinfurt gibt es Ärger um die Frage: Dürfen künftig auch gleichgeschlechtliche Königspaare auf dem Schützenthron Platz nehmen? Präsident und Kassierer des Vereins haben ihren Rücktritt angekündigt. Wegen der «Tradition».

Wilmsberg liegt im Kreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen und gehört zum Regierungsbezirk Münster. Dort, so berichtet die Münstersche Zeitung, mögen sich Präsident und Kassierer nicht mit der Idee anfreunden, homosexuelle Königspaare zulassen. Doch im Verein stünden sie mit ihrer ablehnenden Haltung relativ allein da.

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Beiden sei wichtig, dass sie nichts gegen Schwule oder Lesben hätten, erklärte ein Vorstandsmitglied gegenüber der Zeitung. Vielmehr begründen sie ihr Nein ausschliesslich mit der Tradition. Präsident Andreas Krüler will sich zunächst gar nicht öffentlich zu der Sache äussern. Der Kassierer immerhin, Jürgen Dissel, erklärte auf Anfrage der Zeitung: «Ich bin ein Traditionsmensch.»

Das Vorstandsmitglied gehört seit über 30 Jahren dem Gremium an. Ihn störe vor allem, wie die Frage der Öffnung für homosexuelle Paare auf die Tagesordnung kam. Bei Sonstiges beantragte ein Mitglied eine Traditionsänderung und damit die Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare.


Eine Frage der Tages(ordnung)?
Nach Meinung des Kassiers hätte die Versammlung abgebrochen werden müssen. Von ihm aus hätten die Mitglieder unter einem richtigen Tagesordnungspunkt über das Thema diskutieren müssen. Denn so eine wichtige Frage könne man «nicht so nebenbei beantworten».

Wie es in dem Artikel weiter heisst, habe Dissel vor einer Woche Konsequenzen gezogen und seinen Rücktritt eingereicht. Dies habe er auch mit seiner angegriffenen Gesundheit begründet.

Gleichgeschlechtliche Paare gehören wie selbstverständlich dazu

Bei den Vereinigten Schützengesellschaften sieht man die Angelegenheit entspannter. Gleichgeschlechtliche Paare gehörten selbstverständlich dazu, sagte Präsident Matthias Heerdt. «Tradition hin oder her. Natürlich müssen die gepflegt werden. Wir müssen uns aber auch öffnen», findet Heerdt.


Klärung folgt Anfang November
Die Frage sei zwar grundsätzlich noch nicht diskutiert worden, doch laut Heerdt müsse man sich ihr stellen. Zur Klärung der Personalsituation soll am 3. November eine ausserordentliche Mitgliederversammlung in Wilmsberg stattfinden.

Immerhin, auf der Homepage der Schützen ist zu lesen, dass in der Schiessgruppe Wilmsberg jeder gern gesehen sei: «männlich, weiblich oder divers».

Schwule Schützenkönige kommen immer häufiger in Vereinen vor, werden aber noch zum Problem, wenn sie mit Partner mit in öffentlicher Funktion auftreten. So verursachte der schwule Getränkehändler Dirk Winter aus Münster vor sieben Jahren einen Eklat, weil er seinen langjährigen Freund mit auf den Thron nahm. Das brachte den Dachverband, den katholischen Bund der Deutschen Historischen Schützenbruderschaften, auf die Barrikaden.

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Andernorts ist man entspannter: Im Kreis Düren, ebenfalls NRW, gab es dieses Jahr das erste homosexuelle Schützenkönigspaar, Herbert Braun und seinen Mann Tobias Braun-Grün. In Hamm, das ebenfalls zu NRW gehört, schafften es Ralf Gockel und sein Mann Bernd Barkholt-Gockel schon vor zwei Jahren auf den Thron der Schützengesellschaft Wiescherhöfen-Weetfeld.

Auch die US-Pfadfinder haben sich für schwule Teamleiter geöffnet – darum planen die Mormonen jetzt eine Konkurrenz-Organisation (MANNSCHAFT berichtete).


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