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«Zak ist unersetzbar» – ein Jahr nach Mord an LGBTIQ-Aktivist

Für Gerechtigkeit setzen sich Familie, Freund*innen und Bekannte sowie Künstler*innen ein

Mord an LGBTIQ-Aktivist
Zak Kostopoulos (Foto: Justice for Zak/ ZackieOh)

Am Samstag jährt sich der Tod von Zak Kostopoulos. Wir sprachen mit Freund*innen und Bekannten des griechischen LGBTIQ-Aktivisten um herauszufinden: Hat sein Tod die queere Community verändert? Ein Text von Alexandra Amanatidou.

Am 21. September 2018 schlugen ein 73-jähriger Juwelier und ein 55-jähriger Makler einen mutmasslichen Dieb zusammen, der angeblich auf der Gladstonosstrasse das Juweliergeschäft des Juweliers zu berauben versuchte. Als acht Polizisten vor Ort kamen, gingen sie so brutal gegen den 33-jährigen Täter vor, dass dieser auf dem Weg ins Krankenhaus seinen Verletzungen erlag.

Zak Kostopoulos
Ein Graffiti fordert Gerechtigkeit für Zak Kostopoulos (Foto: Alexandra Amanatidou)

Die Brutalität, sowohl der zwei Männer als auch der Polizisten, schockierte die griechische Gesellschaft. Als später herauskam, dass es sich um keinen Dieb handelt – Handyaufnahmen zeigten, wie der offenbar in Panik geratene Zak sich zu befreien versucht und mit einem Feuerlöscher auf die Glastür einschlägt -, sondern um den bekannten griechischen LGBTIQ-Aktivisten Zak Kostopoulos, der sich eigentlich nur vor einem Mobber in Sicherheit bringen wollte (MANNSCHAFT berichtete), änderte sich die öffentliche Diskussion. Der Kampf für die Menschenrechte von queeren Menschen verstärkte sich und der Diskurs für ihre Sichtbarkeit in der Gesellschaft nahm an Bedeutung zu.

«In Queer Spaces in Athen spürte man das Bedürfnis für Solidarität und sich wieder als Teil einer Gemeinde zu fühlen», erzählt Rafail Bilidas, ehemaliger Arbeitskollege von Kostopoulos bei der NGO Thetiki Foni (Positive Stimme) via Skype.


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Der 33-Jährige liebte Männer, war HIV-positiv, identifizierte sich weder als weiblich noch als männlich und war ein Drag-Künstler, namens ZackieOh. Zak und ZackieOh sollen zwei komplett unterschiedliche Persönlichkeiten gewesen sein. In den Augen von Zak konnte man immer einen schüchternen Jungen erkennen, während sich ZackieOh «als eine stolze Schlampe bezeichnete», so seine beste Freundin, Stavroula (35), die auch einer der Koordinatorinnen der Bewegung Justice for (Gerechtigkeit für) Zak/ ZackieOh ist.

Die Bewegung versucht die Aktionen, die griechenlandweit für den Drag-Künstler stattfinden, und die Neuigkeiten des Prozesses durch eine Facebook-Seite unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig seine Geschichte weltweit bekannt zu machen. Die Familie des Opfers erhob Klage wegen vorsätzlicher Tötung gegen vier Polizisten, die bei der Festnahme beteiligt waren, als auch gegen die zwei Männer, die ihn brutal zusammenschlugen. Ein Urteil wurde aber bislang noch nicht verkündet.

Für Gerechtigkeit setzten sich aber nicht nur Freunde und Bekannte von Kostopoulos ein, sondern auch 142 Künstler und Organisatoren der Ausstellung für zeitgenössische Kunst Documenta 14, die im Oktober letzten Jahres eine klare Stellungnahme und Aufklärung vom damaligen Premierminister Alexis Tsipras forderten. Zusätzlich war die diesjährige Athens Pride dem Aktivisten gewidmet.


«Was mich am meisten an Zak begeisterte, war sein Mut und wie er ohne Angst seine Meinung äussern konnte», so Vasilis Thanopoulos, Chefredakteur des einzigen griechischen queeren Magazins Antivirus, wo der Aktivist immer wieder Texte veröffentlicht hatte. «Er ist unersetzbar», so Vasilis.

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Beim Durchblättern des Buches «Zak/ ZackieOh», das kurz nach seinem Tod erschien, zeichnet sich klar und deutlich das Bild eines Menschen ab, der humorvoll gegen soziale Stigmatisierung und für eine offene Gesellschaft kämpfte, der mehrmals mit gewalttätigen Attacken konfrontiert wurde und dessen Leben riskant war, einzig und allein seiner Identität wegen.


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