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«Nevrland»: Coming-out im Niemandsland

Der österreichische Regisseur Gregor Schmidinger beleuchtet in seinem ersten Langfilm den Prozess des sexuellen Erwachens

Der unter traumatischen Angstzuständen und seiner unterdrückten Homosexualität leidende Jakob will endlich er selbst sein . . . Wir zeigen das Spielfilmdebüt «Nevrland» von Gregor Schmidinger in der Queerfilmnacht.

Der 17-jährige Jakob wohnt mit seinem Vater und Grossvater in einer kleinen Wohnung in Wien. Um sich etwas Geld für das anstehende Studium zu verdienen, jobbt er als Aushilfe in dem Schlachthof, in dem auch sein Vater arbeitet. Doch eine zunehmende Angststörung macht ihm das Leben immer schwerer.

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Eines Nachts lernt er in einem Sex-Cam-Chat den 26-jährigen Künstler Kristjan kennen. Aus dem Gespräch entwickelt sich eine virtuelle Freundschaft, und auch in der realen Welt kreuzen sich die Wege der beiden auf unheimliche Weise – ohne dass es zu einer richtigen Begegnung kommt. Nach einem schweren Schicksalsschlag nimmt Jakob allen Mut zusammen und verabredet sich mit dem mysteriösen Fremden. Als die beiden sich in Kristjans Wohnung treffen, hat Jakobs Reise nach Nevrland und zu den Wunden seiner Seele längst begonnen  . . .

Sexuelles Erwachen als Trip
Bildgewaltig und atmosphärisch dicht zeigt der österreichische Regisseur Gregor Schmidinger nach den queeren Kurzfilmen «The Boy Next Door» (2008) und «Homophobia», die online millionenfach geklickt wurden, in seinem ersten Langfilm den Prozess des sexuellen Erwachens. Die Selbstfindung ist ein existenzieller Trip, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fantasie immer mehr verwischen. Neben Newcomer Simon Frühwirth, der in der Rolle des Jakob als Darsteller debütiert, glänzt der österreichische Star-Kabarettist und Schauspieler Josef Hader als Jakobs stoischer Vater.


Nevrland
«Nevrland» von Gregor Schmidinger in der Queerfilmnacht (Foto: Promo)

Ein tiefenpsychologisch fundierter Coming-of-Age-Film über den Mut, man selbst zu sein, und die gewaltige Angst, die oft davor liegt. Oder, um die Saarbrücker Zeitung zu zitieren: «Ein hinreissender Film. Radikal in seiner Erzählweise, Ästhetik und Machart. Und dabei in jeder Einstellung psychologisch plausibel und ein ganzes Netz an Motiven auswerfend, die Jakobs Angst- und Rettungsphantasien symbolisieren. Kaum zu glauben, dass dies ein Spielfilmdebüt ist.»

Ende August wurde der Film beim Heimatfilmfestival in Freistadt mit dem Jugendjurypreis geehrt, und beim 7. Filmfestival Kitzbühel konnte Schmidinger den Preis für den besten Spielfilm mit nach Hause nehmen.

«Nevrland» war bereits im Frühling beim schwullesbischen Filmfestival in der Schweiz, Pink Apple, zu sehen und läuft am 9. September in Düsseldorf, in Mannheim am 10. und in Kiel am 18. September. Alle Termine unter queerfilmnacht.de



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