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Der Neffe von Harvey Milk kämpft unermüdlich für LGBTIQ-Rechte

Stuart Milk war 17, als sein Onkel am 27. November 1978 erschossen wurde

Stuart Milk
Stuart Milk im Sommer 2019 in Berlin (Foto: Ralph Ehrlich)

Stuart Milk wurde für sein internationales Engagement für LGBTIQ-Rechte schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sein Onkel wäre stolz auf ihn. Harvey Milk wurde 1978 erschossen.

Er war 17, als sein Onkel am 27. November 1978 erschossen wurde. Es war sein erstes Jahr an der Uni. Kurz darauf outete sich Stuart Milk – es war eine Art Initialzündung für ihn, er beschloss als aktives Mahnmal seines Onkels zu leben und zu kämpfen. Doch nach seinem Coming-out musste Stuart sein Studienfach wechseln, seinen Traum aufgeben: International Service. Homosexuelle wollte man damals im diplomatischen Dienst nicht haben. Selbst wenn er sein Coming-out zurückgerufen hätte – was Milk nicht wollte -, wäre ihm diese Karriere verwehrt geblieben, teilte ihm der Dekan der Uni damals mit.

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Heute hat Stuart Milk Hunderttausende von Kilometern zurückgelegt, in über 40 US-Bundesstaaten und über 20 Ländern auf sechs Kontinenten gesprochen und dabei immer wieder Initiativen angestossen für die Rechte von LGBTIQ.

Es ist anders gelaufen, als er sich das als Jugendlicher gedacht und erhofft hatte, und es hat eine Weile gedauert, bis er das so sehen konnte, erzählt er bei unserem Gespräch im Innenhof eines Berliner Hotels. Zwei Tage zuvor war im San Francisco International Airport (SFO) offiziell das Harvey Milk Terminal 1 in Betrieb genommen worden – das weltweit erste Flughafen-Terminal, das den Namen eines Mitglieds der LGBTIQ-Gemeinde trägt. Bei der Einweihung des Terminals in San Francisco war Stuart nicht dabei – zu viele Termine. Ohnehin sind längst noch nicht alle Gates fertig gestellt.


Das Terminal ehrt Harvey Milk – den ersten offen schwulen Politiker in den USA. Ein knappes Jahr war er Stadtrat in San Francisco, bevor er 1978 erschossen wurde – zusammen mit Bürgermeister George Moscone 1978.

Sein Neffe Stuart, später Mit-Gründer der Harvey Milk Foundation, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und gilt als einer der unermüdlichsten Befürworter einer global inklusiven LGBTIQ-Rechte-Bewegung. Ausserdem ist Stuart Milk Vorstandsmitglied von Equality California, Marriage Equality USA, der Internationalen Konferenz für benachteiligte Jugendliche AFER, Vorsitzender des jährlichen internationalen Gipfels zur Überschneidung von Menschenrechten und wirtschaftlichem Wohlstand und Vorsitzender der Initiative Beyond Tolerance Global.

Stuart Milk
Kriss Rudolph (re) im Gespräch mit Stuart Milk (Foto: Ralph Ehrlich)

Vier Jahrzehnte nach dem Attentat auf seinen Onkel hält Stuart weiter Geschichte und Lehren seines Onkels lebendig. Gerade wurde in Paris ein Platz hinter dem Rathaus in Paris nach Harvey Milk benannt und Stuart war auch beim World Pride in New York bei der offiziellen Bezeichnung des Stonewall Inn zum Nationalen Monument der USA dabei. Nun ist er bis zum 28. Juli in Berlin und wird bei der Eröffnung des CSD am Samstag auch eine Rede halten.


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Das Interview mit Stuart Milk folgt demnächst in MANNSCHAFT (hier geht es zum Abo für die Schweiz oder für Deutschland). Darin erzählt er u. a., wie sein Onkel Harvey ihn einst zu einer Preview des Musicals «Jesus Christ Superstar» mitgenommen hatte. In der Inszenierung habe man König Herodes in Drag auftreten lassen. Der junge Milk fand das faszinierend. Nach der Show fragte Milk seinen Neffen, ob er Jesus oder Maria Magdalena kennenlernen wolle. «Aber für mich war klar: Ich wollte unbedingt Herodes treffen», erzählt Milk lachend. Spätestens jetzt bestätigte sich Harvey Milks Vermutung, dass sein Neffe schwul sei.

Kurz vor seinem Tod hatte Milk mit seinem Neffen ein längeres Gespräch geführt. Über das Thema Homosexualität sprachen sie nicht, aber der Onkel riet ihm, immer zu seinem authentischen Selbst zu stehen und sich nicht zu verstellen. Stuart Milk könnte den Rat nicht besser befolgen, und er gibt ihn, wo er kann, weiter.


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