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Erster Schweizer PrEP-Onlineshop eröffnet

In der Schweiz sind PrEP-Generika nun erstmals über einen inländischen Onlineshop erhältlich

PrEP
Bild: iStockphoto

PrEP-Generika sind in der Schweiz nun erstmals über einen inländischen Onlineshop erhältlich. Bisher mussten User ihre Medikamente stets in ausgewählten Apotheken vor Ort oder über Websites in England oder Asien bestellen.

Mit swissprep.ch gibt es ab sofort einen Schweizer Onlineshop zum Bezug von Medikamenten für PrEP. Nebst dem direkten Bezug in einer Apotheke steht Nutzern in der ganzen Schweiz nun eine weitere Alternative zu ausländischen Onlineshops offen. Mögliche Probleme beim Zoll entfallen. Hinter der URL steckt die Apotheke Schaffhauserplatz in Zürich, die PrEP-Medikamente auch direkt im Geschäft führt.

PrEP steht für Präexpositionsprophylaxe und ist nebst der Verwendung von Kondomen eine weitere Präventionsmassnahme zum Schutz vor HIV. Unter ärztlicher Aufsicht beugt eine tägliche und konsequente Einnahme des Medikaments Truvada oder eines Generikums – ein vom Hersteller autorisiertes, billiges Nachahmerpräparat – eine Infektion mit HIV vor.

In den USA ist das Medikament Truvada als Präventionsmassnahme seit 2012 zugelassen, die EU folgte 2016. In der Schweiz ist die PrEP nicht als HIV-Prophylaxe zugelassen, jedoch dürfen Ärzt*innen das Medikament verschreiben. Medizinische Fachpersonen sprechen in diesem Fall von einem «Off-Label-Use».


Zu reden gaben einerseits die Einnahme eines potenten Medikaments mit möglichen Nebenwirkungen als Präventionsmassnahme, andererseits der hohe Preis von Truvada, der in Deutschland mit rund 800 Euro und in der Schweiz mit zirka 900 Franken pro Monat beziffert ist. Die persönliche Einfuhr von Generika aus Thailand oder Indien ist legal und verursacht nur einen Bruchteil der Kosten von Truvada.

«Die PrEP kann auch Druck erzeugen»

Beim Selbstimport bleibt jedoch stets ein Fünkchen Unsicherheit. Sind die Anbieter in Asien vertrauenswürdig? Kommt die Lieferung wirklich an? Gibt es Schwierigkeiten beim Zoll? Einer der ersten Nutzer, der sich über die verschiedenen Lieferanten in Asien informierte und sein Wissen weitergab, ist Greg Owen. So ist es zum Beispiel sein Verdienst, dass der Hersteller Dynamix nicht nur Dreimonatspackungen anbietet, wie sie in Grossbritannien zum Eigengebrauch eingeführt werden dürfen, sondern auch einzelne Monatsrationen. Somit können Medikamente von Dynamix auch in die Schweiz bestellt werden, wo eine Maximaleinfuhr von einer Monatsration pro Person zum Privatgebrauch zugelassen ist.

Der neu eröffnete Shop swissprep.ch bietet Packungen für einen, zwei und drei Monate an. Kosten: 95 Franken pro Monat. «Jede Bestellung setzt eine medizinische Abklärung, die dreimonatliche HIV-Testung und eine Fachberatung voraus», schreibt Geschäftsführer Thomas Kappeler in einer Mitteilung und verweist auf die Universitätsspitäler und die in mehreren Schweizer Städten tätigen Checkpoints, in denen eine ärtzliche Begleitung durch auf PrEP-spezialisierte Fachpersonen möglich sei. Eine persönliche Beratung durch swissprep.ch sei auch am Telefon, per E-Mail oder vor Ort in der Apotheke Schauffhauserplatz möglich.


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Das von swissprep.ch gelieferte Generikum ist Emtricitabin/Tenofovir­disoproxil, ein von der europäischen Arzneimittelbehörde geprüftes Präparat des Pharmaunternehmens Ratiopharm. «Swissprep.ch ist ein kommerzieller Shop. Das Ziel ist es dennoch, diese gesundheitspolitisch wichtige Präventionsmöglichkeit für alle erschwinglich zu machen», sagt Kappeler. Man habe die Marge bewusst «sehr tief» angesetzt. In Zusammenarbeit mit dem Checkpoint Zürich plant die Apotheke zudem, PrEP dank Einnahmen eines «Community-Fünflibers» unbemittelten Hochrisikogruppen kostenlos zur Verfügung zu stellen.

In Deutschland sind PrEP-Monatspackungen bereits seit längerem in diversen Apotheken in mehreren Grossstädten für 50 Euro erhältlich.


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