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Queere Münchner Schüler*innen fühlen sich teils stark diskriminiert

Die Schulklimabefragung 2018 in Bayerns Landeshauptstadt liefert besorgniserregende Ergebnisse

Schulklimabefragung
Ein Lehrer steht an der Tafel (Symbolbild)

Queere Jugendliche in München fühlen sich laut Schulklimabefragung stark diskriminiert. Das zeigt eine umfangreiche Studie, für die über 50.000 Schüler*innen befragt wurden – an städtischen Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen.

An Realschulen sagten nur zwei von drei Schüler*innen, sie würden an ihrer Schule unabhängig von der sexuellen Orientierung akzeptiert. Das berichtete am Montag die Abendzeitung. An Gymnasien sieht es etwas besser aus: Dort fühlen sich 81 % angenommen, wie sie sind; 87 % sind es an Berufsschulen. Zum Vergleich: Wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert fühlen sich deutlich weniger Schüler. Man werde akzeptiert, gaben 90 % der Realschüler*innen an und sogar 94 % der Schüler*innen an Gymnasien und an Berufsschulen.

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Bereits im Februar hatte die SZ erste Ergebnisse aus der Befragung veröffentlicht. Insgesamt wurden demnach insgesamt 52.595 Schüler*innen von externen Mitarbeiter an 106 Schulen befragt. Ausserdem äusserten sich 1803 Lehrkräfte teil, 153 weitere Angestellte an den Schulen, 66 Schulleitungen sowie 2484 Erziehungsberechtigte.

Wie die Autoren der Studie vom Pädagogischen Institut konstatieren, sei die «Diskriminierungswahrnehmung» an den Realschulen in München insgesamt «sehr hoch», Grundsätzlich empfinden sich besonders jene Schüler*innen, die ihr Geschlecht mit weiteres/sonstiges angaben, als sozial nicht akzeptiert. An Realschulen gaben nur 40 Prozent an, dass man sich an ihrer Schule unabhängig von der geschlechtlichen Identität akzeptiert fühle.


Schulklimabefragung
Quelle: Schulklimabefragung 2018 / Referat für Bildung und Sport

Experten wie Rita Braaz, die viele Jahre lang in der Beratung lesbischer Mädchen und Frauen tätig war, sind darüber kaum verwundert. «Schwul ist an den Schulen immer noch überall ein Schimpfwort», so  Braaz, gegenüber der Abendzeitung, «Und dieses Schimpfwort ist ein grosses Zeichen an die Jugendlichen, auch an lesbische und bisexuelle, dass sie nicht akzeptiert werden.»

Zwar gebe es für queere Jugendliche in der Grossstadt Beratungsangebote und die seien auch wichtig. Allerdings hätten die nur bedingt Einfluss auf die Situation etwa auf dem Schulhof.

Die bayerischen Grünen nehmen die Ergebnisse der Befragung zum Anlass, die Staatsregierung zum Handeln aufzufordern und an die Einflussnahme durch die Demo  für alle auf die Schulpolitik zu erinnern. 2016 entwarf der damalige Bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) neue Richtlinien für die Sexualkundeerziehung. Darin war unter anderem das Ziel der Akzeptanz für Homosexualität zu lesen. Nach Intervention der Demo für Alle, vertreten unter anderem von den beiden sich immer wieder homophob äussernden Birgit Kelle und Hedwig von Beverfoerde knickte Spaenle ein. Aus Akzeptanz wurden wahlweise Respekt und Toleranz.


Nach der Eheöffnung und der Verabschiedung des Gesetzes zur «Dritten Option» hatte die queerpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion in Bayern, Tessa Ganserer, in einer kleinen Anfrage gebeten zu erläutern, wann die Landesregierung, auch auf Basis der neuen Gesetze, zu ihrer ursprünglichen Fassung zurückkehren will. «Die Antwort lautete zusammengefasst ‚Alle arbeiten toll, nicht nötig’», erklärte Ganserer jetzt gegenüber MANNSCHAFT.

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Bayern braucht umfassenden Aktionsplan für Akzeptanz und Vielfalt
«Die Erkenntnisse zu Homophobie an Münchner Schulen sind erschreckend und zeigen, dass von Seiten der Staatsregierung für die Akzeptanz von queeren Leben zu wenig getan wird», erklärte Tessa Ganserer. «Bayern ist Bunter als das Papier auf dem der Koalitionsvertrag von CSU und FW gedruckt wurde, und deswegen fordern wir von der Staatsregierung einen umfassenden Aktionsplan für Akzeptanz und Vielfalt, der auch den Bereich Schulen umfasst», so Ganserer.

Deutlich entspannter fühlen sich die Lehrer*innen an Bayerns Schulen, auch deren Einschätzung hat die Stadt abfragen lassen. Ergebnis: Bis zu 98 Prozent gab an, sie würden an ihrer Schule unabhängig von der sexuellen Orientierung akzeptiert.


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