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«Entwarnung»: Yoga in russischen Gefängnissen macht nicht schwul

Im März wurden Yoga-Stunden für Russlands Gefangene ausgesetzt, weil eine Abgeordnete dachte, das mache sie schwul

Russische Gefängnisinsassen können weiterhin Yoga machen. Foto: vk/fsin.su

Yoga ist zurück in Russlands Gefängnissen. Eine homophobe Abgeordnete hatte zuvor die Sorge geäussert, der Sport würde die Insassen schwul machen. Und selbst wenn, alle können machen, was sie wollen, stellte der stellvertretende nationale Gefängnisleiter klar.

Vor über einem Jahr haben russische Gefängnisse angefangen, Yoga-Stunden für ihre Insassen anzubieten. Der Sport sollte die Aggressivität vermindern und die Gesundheit steigern. Doch der Abgeordneten Jelena Misulina von der sich selbst sozialdemokratisch bezeichnenden Partei Gerechtes Russland war das ein Dorn im Auge.

Sie hat sich mit einem Brief an die Staatliche Gefängnisbehörde FSIN gewandt. Darin zitiert sie den orthodoxen Theologen Alexander Dvorkin. Ihm zufolge könnten die Yoga-Stunden «zu unkontrollierter Erregung und folglich zur Entwicklung von homosexuellen Beziehungen zwischen Insassen» führen.

«Niemand wird schwul gemacht»


Ausserdem entstehe ein Sicherheitsproblem: Der Theologe befürchtete, einige der Gefangenen könnten in den Hungerstreik treten, wenn sie denken, dass die Insassen, die ihnen ihr Essen servieren, schwul sind.

Die Abgeordnete Jelena Misulina hat daher gefordert, zu überprüfen, ob die Yoga-Stunden überhaupt legal seien. Während der Untersuchung wurden die Sporteinheiten tatsächlich unterbrochen.

Das Ergebnis: Yoga macht nicht homosexuell. «Niemand wird davon schwul gemacht», sagte Valeri Maximenko, der stellvertretende Leiter der Gefängnisbehörde, einem russischen Radiosender. Vielmehr beobachte man, dass die Insassen weniger häufig krank seien.


Die Abgeordnete sieht sich missverstanden

«Und, selbst wenn, wir leben in diesem Land in einer Demokratie. Und jeder hat das Recht, seinen Weg innerhalb der Gesetze selbst zu wählen», sagte er. Homosexualität sei in Russland nicht verboten – eine ungewöhnliche Aussage für einen russischen Offiziellen. Den Theologen Dvorkin nannte er «einen eigenartigen Charakter, der in veralteten Konzepten lebt.»

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Die Initiatorin, Jelena Misulina, sieht sich missverstanden. Sie habe nie gefordert, Yoga im Gefängnis zu verbieten, sondern lediglich zu überprüfen. «Ich habe meine Pflicht als Abgeordnete erfüllt, indem ich auf die Anfrage eines Bürgers reagiert habe.»

Die 64-Jährige ist jedoch bekannt für ihre homophobe Agenda: Sie hat am Gesetz gegen «Homo-Propaganda» mitgeschrieben. 2013 sagte sie, es gebe keine Gewalt gegen sexuelle Minderheiten, einer Umfrage zufolge finden jedoch 83 Prozent der Russen schwulen Sex verwerflich. 2016 wollte Misulina häusliche Gewalt entkriminalisieren.


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