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«Bei Herzschmerz suche ich mir passende Songs und weine»

Am 8. März erscheint Didos neues Album «Still On My Mind»

Seit zwanzig Jahren im Geschäft: Popstar Dido. (Bild: BMG)

Eigentlich wollte Dido nur mit ihrem Bruder abhängen – und startete so eine inter­nationale Musikkarriere. Die Britin ist mittlerweile 20 Jahre im Geschäft und meldet sich nun mit ihrem neuen Studioalbum «Still On My Mind» zurück. Mit MANNSCHAFT sprach sie über schwule Fans und die Kraft der Musik zur Bewältigung von Herzschmerz.

Dido, du hast deine Karriere als Back­groundsängerin bei Faithless, der Band deines Bruders Rollo, begonnen. Was hast du aus dieser Zeit mitgenommen?
Ich habe es geliebt. Auch weil es weniger Verpflichtungen nach sich zog als meine eigene Karriere. Ich konnte einfach viel trinken und singen (lacht). Damals haben wir viele Shows in Deutschland, Österreich und der Schweiz gespielt, da Faithless dort zuerst erfolgreich wurden, noch bevor dies irgendwo anders geschah. Ich habe viele schöne Erinnerungen gesammelt und fühle mich immer sehr wohl, wenn ich wieder hier bin. Aus meiner Sicht war es gut, erst im Hintergrund zu stehen und sich langsam an das Unterwegssein gewöhnen zu können, bevor ich das dann als Solokünstlerin tat.

Bild: BMG

Vor allem deine ersten beiden Platten haben sich fantastisch verkauft. Hast du manchmal Angst, nicht mehr an diesen Erfolg anknüpfen zu können?
Nein, nicht wirklich. Das war damals verrückt und keiner hätte damit gerechnet. Als schliesslich mein drittes Album «Safe Trip Home» herauskam, auf dem übrigens all meine Lieblingssongs zu finden sind, verhielt es sich etwas anders. Ich konnte die Platte zudem nicht live performen, weil zu viele Emotionen in ihr verarbeitet waren. Das verschaffte mir eine Pause zum Durchatmen. Heute bin ich entspannt und mache einfach weiter die Musik, die mir gefällt. Wenn du Erfolg hast, erhöht das den Druck. Plötzlich hat jeder eine Meinung zu dem, was du tust.

Dass Eminem deinen Song «Thank you» für «Stan» sampelte, sorgte schluss­endlich für den internationalen Durchbruch. Seid ihr noch in Kontakt?
Ich sah ihn zuletzt vor ein paar Jahren. Damals spielte er ein paar grosse Shows in England. Er fragte, ob ich vorbeikommen und «Stan» mit ihm singen wolle. Ich hatte wirklich Lust darauf, weil auch keiner damit gerechnet hatte. Nicht mal meine Freunde wussten davon, weil ich es niemandem erzählt hatte. Er ist ein sehr freundlicher, respektvoller Mann.


Bei meinen Konzerten steht auch mal ein grosser, bärtiger Kerl neben einem 14-jährigen
Mädchen.

Von Anfang an hattest du eine grosse schwule Fangemeinde. Ist dir das selbst bewusst gewesen?
Mir fiel das tatsächlich recht schnell auf, und es machte mich glücklich. Viele der Männer waren und sind noch immer treue Fans. Von der Bühne ins Publikum zu schauen und Menschen zu sehen, die meine Musik geniessen, bedeutet mir wirklich alles.

Glaubst du denn, schwule Männer sind besonders hingebungsvolle Fans?
Das möchte ich nicht übergeneralisieren. Vermutlich mögen viele schwule Männer meine Songs aufgrund ihrer Nähe zur elektronischen Musik. Wobei ich gestehen muss, dass ich diese Tatsache insgesamt nie wirklich hinterfragt habe. Für mich war es immer nur schön zu sehen, dass es keine Grenzen, keine Regeln zu geben scheint, was meine Hörer*innen betrifft. Bei meinen Konzerten steht auch mal ein grosser, bärtiger Kerl neben einem 14-jährigen Mädchen (lacht). Liveshows machen wahnsinnig Spass!

Und doch bist du den Bühnen eine Weile lang ferngeblieben. Fast 15 Jahre. Im Mai und Juni geht es dann aber wieder auf Tour. Weshalb die lange Pause?
Letztes Mal bin ich neun Jahre am Stück getourt. Das war kräftezehrend. Ich hatte kaum noch Zeit für andere Dinge und sah meine Freunde nur selten. Deswegen musste ich irgendwann wieder nach Hause fahren und einen Gang runterschalten. Im Anschluss fuhr ich nach L. A., brauchte ewig, um «Safe Trip Home» aufzunehmen, wurde schwanger und arbeitete an meinem vierten Album. Bevor mein Sohn zur Welt kam, scherzte ich, dass es kein Problem sein würde, wieder auf Tour zu gehen. Immerhin könnte man ihn ja irgendwo fern der Bühne in ein Körbchen legen und es würde ihm gut gehen. Da ich dann aber nach der Geburt fast ein Jahr nicht mehr durchschlafen konnte, entschied ich mich schlussendlich dagegen. Jetzt freue ich mich aber wieder darauf.


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Bist du aufgeregt?
Ja, schon. Vor Kurzem haben wir aber mit den Proben angefangen, und das hat solchen Spass gemacht!

Für «Still On My Mind» hast du wieder mit deinem Bruder gearbeitet. Wie kam es dazu?
Musik ist stark an meinen Bruder geknüpft und ich wollte dieses Gefühl erneut aufleben lassen. Je älter und reifer man wird, desto mehr lernt man auch, was man will und was nicht. So entstand diese Platte.

Dido wollte eigentlich nur mit ihrem Bruder abhängen und wurde so berühmt. (Bild: BMG)

Ist Familie ein Anker für dich?
Total. Besonders mein Bruder. Wir waren uns schon immer sehr nah und er ist eine grosse Inspiration. Jetzt habe ich meine eigene Familie, bin Mutter geworden, und trotzdem verbringen wir viel Zeit miteinander.

Was für Geschichten erzählt «Still On My Mind»?
Das müssen die Hörer selbst entscheiden. Oft fallen ihnen Dinge auf, von denen nicht einmal ich wusste, dass ich sie hineingetan habe. Genau das macht aber den Spass daran aus. Dieses Album ist sehr authentisch und gibt viel von mir preis.

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Leute hören deine Musik gern, wenn ihnen das Herz gebrochen wurde. Was machst du selbst in solchen Momenten?
Dasselbe. Ich suche mir passende Songs und weine. Als ich als Teenagerin meinen ersten Liebeskummer bewältigen musste, kam gerade «Nothing Compares 2 U» von Sinéad O’Connor raus. Ich heulte und heulte und heulte, dachte aber gleichzeitig auch, dass ich irgendwann so einen Song schreiben möchte. Einen, der tief bewegt. Auch als mein Vater starb, gab es eine Platte, die wichtig für mich wurde. «Another Green World» von Brian Eno. Musik ist unglaublich. Darum geht es auch in «You Don’t Need A God». Dass Musik eine Form von Religion sein kann.

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Welche Momente im Leben bereiten dir Freude?
Viele. Ich bin eine recht fröhliche Person. Mein Sohn und mein Mann machen mich glücklich. Mit ihnen zusammen zu sein, spazieren zu gehen, sie zu beobachten oder die Spiele zu spielen, die mein Sohn gerne mag.

Das vollständige Interview findest du in der März-Ausgabe der MANNSCHAFT. Hier geht es zum Abo Deutschland und hier zum Abo Schweiz.


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