in

Das sind die queeren Gewinner der 69. Berlinale

Die Bandbreite der Filme reichte von Strichern in Berlin bis Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche

69. Berlinale
Foto: Blue Boy/Filmstill

Die 69. Berlinale ist fast vorüber. Am Samstagabend wurden die Bären verliehen – u. a. an einen Kurzfilm über männliche Sexarbeiter und an den neuen Film von Francois Ozon über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche.

Für seine Kurzdoku «Blue Boy» traf der aus Buenos Aires stammende Filmemacher Manuel Abramovich sieben Sexarbeiter aus Rumänien, die von ihren Jobs erzählen. Er traf sie in der gleichnamigen Bar im Berliner Regenbogenkiez Schöneberg. Der 31-Jährige erhielt am Samstagabend den silbernen Kurzfilm-Bären.

Enthüllungsbuch: 80 % schwule Priester im Vatikan

Auch der schwule Regisseur François Ozon wurde bei der Gala zur 69. Berlinale geehrt. Der Franzose erhielt den Grossen Preis der Jury für «Gelobt sei Gott». Darin geht es um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche in Frankreich: Pater Bernard Preynat soll sich in den 80er Jahren in mehr als 70 Fällen des sexuellen Missbrauchs an minderjährigen Jungen schuldig gemacht haben. Der im Film des Missbrauchs beschuldigte Preynat will den Kinostart des Films verhindern.


Die queeren Teddy-Preise auf der Berlinale waren bereits am Freitag verliehen worden. Der Preis
für den besten Spielfilm ging an «Breve historia del planeta verde» aus Argentinien. Darin macht sich die trans Frau Tania zusammen mit ihren Freund*innen auf eine Reise durch das ländliche Argentinien. Im Mittelpunkt des Films von Regisseur Santiago Loza stünden Freundschaften, Loyalität und Akzeptanz, urteilte die Jury bei der 33. Auflage des Teddy Award. Das Werk sei von Wärme durchdrungen, «die uns durch Zeiten der inneren Spaltung und des äusseren Drucks führen wird und die heute so dringend benötigt wird». Die internationale Koproduktion lief in der Panorama-Reihe und entstand auch unter deutscher Beteiligung.

Einen Teddy als bester Dokumentarfilm gab es für die chilenisch-kolumbianische Produktion «Lemebel»: Pedro Lemebel gehörte zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern Südamerikas. Laut und offen lebte und propagierte er ein unbequemes Schwulsein und kritisierte vehement den Wunsch einiger Mitglieder der queeren Community nach Assimilation an eine heteronormative Gesellschaft. Bester Kurzfilm wurde «Entropia» aus Ungarn.

Auf der Preis-Gala am Freitag
wurde zudem der Regisseur und Dramatiker Falk Richter mit einem Spezial-Teddy ausgezeichnet. Frühere Preisträger waren etwa Tilda Swinton, Helmut Berger und Rosa von Praunheim, der am Freitag auch unter in der Volksbühne dabei war.

Filmfestival PinkPanorama rückt Aussenseiter in den Mittelpunkt


Unter den Gästen waren unter anderem Juso-Chef Kevin Kühnert, die Berliner Theatermacherin Shermin Langhoff, die die Laudatio auf Falk Richter hielt, sowie Berlins früherer Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Moderator Ralph Morgenstern. Unter den Gästen war auch Carlo Chatrian, der ab Juni mit Mariette Rissenbeek als Doppelspitze den nach 18 Jahren scheidenden Berlinale-Chef Dieter Kosslick ablösen wird.


Homophober Angriff in Berlin – Zeugen helfen Lesbenpaar

Der verlorene Sohn

«Homoheilung» in «Boy Erased»: Ähnliche Mechanismen in Deutschland