Ehe für alle? Nicht in Polen! Das polnische Aktivistenpaar hatte in Portugal geheiratet. Doch nun entschied das Verwaltungsgericht in Warschau, dass es keine gesetzliche Grundlage gebe, die Ehe der beiden Männer anzuerkennen.
Es begann im Ostseeurlaub vor drei Jahren, da drehten Jakub Kwieciński und sein Partner Dawid ein Musikvideo zum Roxette-Song «Some other Summer». Aus Spass, einfach so. Als aber dann mehrere Tage für den Schnitt draufgingen, beschloss das Paar, den Clip auf ihrem Facebook-Profil zu posten.
Das Video wurde ein viraler Hit, und das Paar legte nach. Mit weiteren Videos haben es die beiden zu einer gewissen Berühmtheit gebracht, auch ausserhalb Polens. Leider nicht nur im positiven Sinne: Die beiden erhielten immer wieder Morddrohungen. Nicht zuletzt nach ihrer Hochzeit, die sie 2017 in Portugal feierten.
Ehe für alle – nicht in Polen!
Nun wollten sie ihre Ehe in ihrer polnischen Heimat anerkennen lassen, doch da machten die Richter nicht mit. Das Paar hatte Hoffnung geschöpft, nachdem der europäische Gerichtshof im Juni 2018 zugunsten eines rumänisch-amerikanischen Paares entschieden hatte. Doch das Verwaltungsgericht in Warschau entschied nun, dass es keine gesetzliche Grundlage gebe, die Ehe der beiden Männer anzuerkennen.
Wir haben nicht aufgehört, verheiratet zu sein
Das Urteil ist ein Rückschlag. Aber: «Wir haben nicht aufgehört, verheiratet zu sein», teilte Jakub am Donnerstag kämpferisch auf Facebook mit.
Das Network of European LGBTIQ Families Association (Nelfa) reagierte enttäuscht: «Das positive Urteil vor dem EU-Gericht im vergangenen Sommer ist noch nicht das Ende.» NELFA werde sich weiter unermüdlich für mehr Gleichberechtigung einsetzen.
🏳️🌈🇵🇱 And Today, there's some sad news from Poland. @JakubiDawid lost their court case to get their marriage recognised in Poland. Considering the current populist political situation and the backlashes in rule of law in the post-communist country, this is not surprising 😥 pic.twitter.com/t3wRIO0zJy
— Rémy Bonny (@RemyBonny) January 10, 2019
Der Osteuropa-Experte Rémy Bonny nannte das Urteil«traurig», aber «nicht überraschend». «Im polnischen System sind die Verwaltungsgerichte ganz unten in der Hierarchie. Gemessen an der aktuellen populistischen und konservativen Lage in Polen überrascht es mich nicht, dass das Gericht kein mutiges Urteil gefällt hat.»