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Familienministerin: «In Brasilien ziehen sich Jungs blau an, Mädchen rosa»

Kaum ist die neue Regierung im Amt, lässt sie keine Zweifel, was sie von LGBTIQ-Rechten und Gleichberechtigung hält

Foto: Pixabay/Icons8_team

Kaum ist die neue Regierung Brasiliens im Amt, lässt sie keine Zweifel, was sie von LGBTIQ-Rechten und Gleichberechtigung hält. Insofern hält sie sich an ihrer Ankündigungen vor der Wahl.

Das Land mit 208 Millionen Einwohner*innen hat seit dem 1. Januar einen neuen Präsidenten. Jair Bolsonaro. Ein Mann, der linke Politiker*innen als «Müll» bezeichnet und «Tropen-­Trump» genannt wird, weil er gerne markige Worte benutzt. Kaum er im Amt, veranlasste Bolsonaro, dass LGBTIQ-Anliegen in Brasilien nicht mehr zu den Menschenrechtsfragen gehören. Damares Alves, Ministerin für Frauen, Familien und Menschenrechte, soll sich jedenfalls nicht mit queeren Fragen oder dem Thema Diversity befassen. Der Präsident nannte auch keine Behörde, die stattdessen künftig für LGBTIQ-Angelegenheiten zuständig sein soll.

Ministerin Alves verkündete mit ihrem Amtsantritt: «Jungs ziehen sich blau an, Mädchen rosa.“ In den sozialen Netzwerken löste sie damit eine Flut empörter wie humorvoller Reaktionen aus. Zu den humorvolleren gehören die Tweets mit dem Hashtag«CorNãoTemGênero“, was soviel bedeutet wie: Farbe hat kein Geschlecht.

Bei Facebook rief eine Gruppe für kommenden Sonntag zu einer Demonstration am Copacabana-Strand in Rio de Janeiro auf, zu der «Frauen in Blau, Männer in Rosa» oder in einer beliebigen anderen Farbe erscheinen sollen.


Alves ist eine von nur zwei Frauen im 22-köpfigen Kabinett des rechtsradikalen Präsidenten, der für seine frauen- und schwulenfeindliche Haltung bekannt ist. In einem Interview mit dem «Playboy» gab der frühere Fallschirmjäger-Hauptmann, der in dritter Ehe verheiratet ist, mal unumwunden zu: «Ich könnte keinen schwulen Sohn lieben. Ich hätte lieber, dass er bei einem Autounfall sterben würde.» An anderer Stelle setzte er das Gerücht in die Welt, dass Drogenkonsum schwul mache und die LGBTIQ-Community mit einem ominösen Geheimplan die Söhne und Töchter des Landes bekehren wolle, mit dem Langziel, dass eine Armada von Schwulen und Lesben die Herrschaft übernehme – zunächst in Brasilien, dann auf der gesamten Welt.

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Auf die Kritik an ihren Äusserungen antwortete die Ministerin, ihr Ausruf sei als «Metapher gegen die Gendertheorie» gemeint, die von Bolsonaro abgelehnt wird.«Jungen und Mädchen können sich in blau, in rosa, in allen Farben anziehen, so wie sie sich am wohlsten fühlen», ruderte die Ministerin zurück.

Die ultrakonservative Juristin und evangelikale Pastorin ist bekannt für ihre strikte Ablehnung von Abtreibungen. «Wir wollen ein Brasilien ohne Abtreibung», sagte sie schon im Dezember vor Reportern und fügte hinzu: «Frauen werden dazu geboren, Mütter zu sein.»


Wir werden keine Rückschritte akzeptieren

Immerhin verteidigte Alves im Dezember die Eheöffnung in Brasilien. Der LGBTIQ-Aktivist Toni Reis von der Aliança Nacional LGBTI hatte bereits angekündigt, er werde versuchen, Gemeinsamkeiten mit der Ministerin auszuloten.

«Wir haben viele unterschiedliche Ansichten und einige Gemeinsamkeiten. Es wird schwer sein, Fortschritte zu machen, aber wir werden keine Rückschritte akzeptieren.»

Ein ausführlicher Bericht über die Menschenrechtslage in Brasilien steht im Januarheft der MANNSCHAFT. Hier geht’s zum Abo (Deutschland) – und hier auch (Schweiz).


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