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Felix Martin ist Hessens erster offen HIV-positiver Abgeordneter

Deutschlandweit ist er nach dem Berliner Carsten Schatz erst der zweite offen positive Landtagsabgeordnete

Felix Martin

Dass die Grünen bei der Hessenwahl 2018 so erfolgreich abgeschnitten haben, das ist auch das Verdienst von Felix Martin. Der 23-jährige Auszubildende aus dem Werra-Meißner-Kreis hatte bei der Landtagswahl im Oktober ein Mandat errungen.

Künftig wird er nicht nur als einer der jüngsten Abgeordneten im Wiesbadener Landtag Platz nehmen – Martin ist auch deutschlandweit einer der wenigen Politiker, die von HIV betroffen sind und damit offen leben: nach Carsten Schatz aus dem Berliner Abgeordne­tenhaus erst der zweite Landes-Mandatsträger. Schon seit 2013 bekleidet Martin politische Ämter vor Ort, zum Beispiel als Vorstand des Kreisverbandes der Grünen und Kreistagsabge­ordneter. Nun holte er in seinem Wahlkreis 33,2 % für die Grünen.

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«Als ich vergangenes Jahr von meiner HIV-Infektion erfuhr, war das ein Schock» , erzählt Martin. «Mir fehlte der Bezug zum Thema. Es hätte mir damals sehr geholfen, Betroffene zu kennen. Deshalb habe ich mich entschieden, selbst offen mit meiner eigenen Infektion umzugehen. Durch die Politik stehe ich immer wieder in der Öffentlichkeit, das will ich nutzen, um den Men­schen zu zeigen, dass man heute auch mit HIV ein ganz normales Leben führen kann. Gleich­zeitig unterstützt öffentliche Sichtbarkeit auch die wichtige Präventionsarbeit.»


Für die Sicht- und Hörbarkeit sorgt er u. a. mit Radio-Interviews:

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Er wolle dazu beitragen, dass der Landtag genauso bunt und vielfältig ist wie unsere Gesellschaft, verkündete Martin nach seinem Wahlsieg. Auch die AIDS-Hilfe Hessen begrüßte die Wahl Martins in das Landesparlament als starkes Signal für die Teilhabe von Menschen mit HIV.


Nur jeder Zehnte weiss: Unter Therapie ist HIV nicht übertragbar

Barbara Passolt, Mitglied des Landesvorstandes, erklärte, es gebe nach wie vor wenige Menschen in gesellschaftlichen Spitzenpositionen, die offen mit HIV lebten. Überhaupt sei HIV im Berufsleben ein Tabuthema. Die Gründe: Angst der Betroffenen vor Stigmatisierung und Ausgrenzung, diffuse Ängste vor und Diskrimi­nierung von Menschen mit HIV.

HIV-positive Menschen genauso leistungsfähig wie andere
«Dabei gibt es kein Berufsfeld, in dem HIV-positive Menschen aufgrund ihrer Erkrankung nicht arbeiten könnten. Sie sind genauso leistungsfähig und nicht häufiger krankgeschrieben als Menschen ohne HIV. Ein Ansteckungsrisiko hat in Alltags- und Berufssituationen noch nie bestanden» , erläutert Passolt. Auch ein Ausschluss, der mit Verlet­zungsrisiken begründet wird, wie im Bereich der Chirurgie, sei unter der Bedingung der aktu­ellen HIV-Therapie unbegründet. Denn HIV-positive Menschen in guter Therapie sind selbst nicht mehr infektiös.

Zum Thema: Ende Oktober verstarb der HIV-Aktivist Bernd Aretz in Frankfurt

Obwohl es kein Berufsfeld gibt, in dem ein Ausschluss HIV-positiver Menschen begründet ist, werden HIV-positive Menschen in manchen Berufsfeldern diskriminiert. Die Praxis mancher Ar­beitgeber im Gesundheitswesen, bei der Einstellung einen «freiwilligen» HIV-Test zu verlangen, wird daher von den AIDS-Hilfen kritisiert. «HIV-Tests gehören nicht in das Berufsleben» , so Passolt. Noch wichtiger als die Beendigung solcher Praktiken sei aber der aktive Einsatz gegen Diskriminierung. Insbesondere große Arbeitgeber und die öffentliche Verwaltung seien als Vorbilder hierzu aufgerufen. «Wir müssen Verhältnisse schaffen, in denen eine HIV-Infektion nicht mehr zu Ablehnung und Ausgrenzung führt» , fordert Passolt. Die AIDS-Hilfen hoffen, dass mit der Wahl Martins in den Landtag ein Signal für ein diskriminierungsfreies Berufsleben gesetzt wird.


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