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«Wir haben den Grünen viel zu verdanken», sagt schwuler CSU-Mann

Patrick Slapal (30) gründete 2017 in Bayern den Landesverband der Lesben und Schwulen in der Union (LSU)

Patrick Slapal
LSU-Vorsitzender in Bayern: Patrick Slapal (Foto: LSU)

Patrick Slapal (30) ist CSU-Mitglied und gründete im Juni 2017 in Bayern den Landesverband der Lesben und Schwulen in der Union (LSU). Wie geht das, als schwuler Mann in einer Partei, die im letzten Jahr noch gegen die Eheöffnung klagen wollte und die auch ansonsten nicht verdächtig ist, allzu homofreundlich unterwegs zu sein? Im Interview mit Mannschaft outete sich Slapal sogar als Fan der Grünen.

Herr Slapal, würden Sie sich als besonders leidensfähig bezeichnen?
Wenn man politisch arbeitet, braucht man immer eine Frustrationstoleranz – am besten eine möglichst hohe.

Als schwuler Mann in der CSU kann man das sicher gebrauchen. Ihr schwuler Parteifreund Simon Giegerich aus Obernburg hatte sie nicht und wechselte Anfang des Jahres aus Frust zur SPD-Fraktion. Nachvollziehbar?
Ich würde das selbst nicht machen, sowas ist ja eine immer persönliche Entscheidung.


Es ging letztlich auch um die Position der CSU zur Eheöffnung.
Ich kann verstehen, dass man da frustriert ist, weil es so lange gedauert hat. Aber ich sehe es nicht als spezielles Problem der Partei, sondern als eines der Gesellschaft. Die Toleranz für Schwule und Lesben ist noch nicht überall verankert, es ist immer noch eine Gesellschaftsfrage, und die CSU spiegelt ja die Gesellschaft wieder. Und wenn die Partei das Thema so widerspiegelt, heiß das, man muss noch viel in der Gesellschaft tun.

Vater-Mutter-Kind: So sieht die CSU Familie am liebsten (Foto: CSU)

Die CSU hat über zwei Gutachten zu je 20.000 Euro prüfen lassen, ob man gegen die Eheöffnung klagen soll oder kann, und dann entschieden, nicht zu klagen. Hatte das Ihren Segen?
Es war für mich schon vorher klar, dass aus dem Gutachen etwas Positives für die LGBTIQ-Community herauskommt. Ich hatte keine Befürchtungen, es war nichts, was mir Angst gemacht hat. Ich dachte mir, wenn man die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes überprüfen möchte – dann gerne.

Aktuelle Umfrage sehen die CSU um die 35 oder 36 %, ein historischer Tiefststand. Machen Sie sich Sorgen deswegen?
Ich glaube, es wird nicht so gut wie früher für die CSU ausgehen. Das spüre ich bei von den Leuten, mit denen ich im Wahlkampf. Die Zersplitterung des Parteiensystem kommt irgendwann auch in Bayern an. Trotzdem liegt meine Partei ja weit vor den anderen, die SPD liegt dramatisch weit hinten


Die CSU wird wohl auf einen Koalitionspartner angewiesen sein. Der Erlanger CSU-Stadtrat hat bereits für ein Bündnis mit der AfD geworben.
Ich bin absolut gegen eine Koalition mit der AfD! Das ist eine Partei, die keine Lösungen anbietet, sondern nur pauschalisiert. Auch der CSU nutzt es übrigens nicht, wenn man immer nur über Flüchtlinge redet. Die Themen, die die Leute bewegen, sind Altersarmut, Gesundheitspolitik und Pflege sowie Bildung, Das sind die Hauptthemen, über die man sprechen muss.

Die CSU saß ja 2017 u.a. mit den Grünen zusammen beim Versuch, eine Jamaika-Koalition auf Bundeseben zu schmieden. In Bayern liegen die Grünen bei etwa 15 % – das würde also reichen. Was hielten Sie davon?
Über Koalitionen mag ich im Vorfeld nicht spekulieren. Aber ich würde das mit den Grünen nicht ausschließen. Zu den Grünen habe ich eine gewisse Nähe, weil sie in Sachen LGBTIQ-Politik immer auf der Seite der Community standen, ihnen haben wir trotz aller Unterschiede viel zu verdanken, Neben der Vorkämpferrolle für LGBTIQ-Rechte auch die Verankerung des Umweltgedanken in der Gesellschaft. Es gibt Bereiche, wo sie sich hervorgetan haben. Darum habe ich mehr Schnittpunkte mit den Grünen als andere Personen in der CSU.

Merkel-Kritiker in der Union haben vor ein paar Monaten ein „konservatives Manifest“ verabschiedet. Die „WerteUnion“ betrachtet „Vater, Mutter, Kinder“ als Leitbild, Regenbogenfamilien zählen nicht. Das klingt nach AfD. Wie stehen Sie zu der Gruppe?
Für mich sind das Personen, die der Partei schaden, schon allein dadurch, dass sie sie zersplittern. Das braucht es nicht. Die WerteUnion – das sind Leute, die versuchen, sich einen Anker zu schaffen, weil die Partei weitergegangen ist und versucht hat, Antworten auf aktuelle Fragen zu finden.

Was Slapal von Ministerpräsident Söder hält und wie er zur Nachbesserung des Gesetzes zur Rehabilitierung der Opfer von §175 steht, das steht im ausführlichen Interview, das in unserer Oktober-Ausgabe erschienen ist – hier abonnieren (Deutschland) – und hier auch (Schweiz)!


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