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Deutschland erklärt schwulen Flüchtling für unglaubwürdig

In der iranischen Armee wurde Iman gefoltert und geschlagen. Über einen Schleuser gelang ihm die Flucht nach Deutschland zu einem Freund der Familie in Koblenz. Doch die zuständige Ausländerbehörde befindet seine Fluchtgründe und seine Homosexualität in einem ersten Urteil für unglaubwürdig. Am 13. Juli hat der 27-jährige Flüchtling eine letzte Chance, den Richter von sich und seiner Geschichte zu überzeugen.

«Seit meinem ersten Tag in der Schule wurde ich von meinen Kameraden gehänselt», sagt Iman gegenüber der Mannschaft. «Sie akzeptierten mich nicht, liessen mich aber auch nie in Ruhe.»

Ausgerechnet in der Wehrpflicht trifft Iman auf einen anderen Mann, der so ist, wie er. «Ein hübscher Junge mit schwarzen Locken», erinnert er sich. Iman war zum ersten Mal in seinem Leben verliebt. Die Männer fühlten sich sofort zueinander hingezogen und verbrachten jede freie Minute miteinander.


Stündlich mit kaltem Wasser gefoltert
Ein Nachmittag zu zweit während der Arbeit im Munitionslager wurde den beiden schliesslich zum Verhängnis – eine Überwachungskamera filmte, wie sie untereinander Zärtlichkeiten austauschen. Die beiden wurden festgenommen, verprügelt und getrennt in die Einzelhaft gesteckt. Die Zelle aus Beton verfügte über kein Mobiliar, lediglich über ein Loch im Boden für die Notdurft. Stündlich kam jemand rein, um kaltes Wasser auf den Boden zu werfen. «So konnte man nicht liegen oder schlafen», sagt Iman.

In den darauffolgenden Tagen bekam Iman hohes Fieber und Schüttelfrost, gefolgt von einem Krampfanfall. Nachdem er das Bewusstsein verloren hatte, erwachte er wieder in einem Krankenhaus, der eine Arm am Tropf, der andere mit Handschellen ans Bett gekettet. Ein Soldat sass neben ihm, ein weiterer stand vor der Zimmertüre.

Kann in Deutschland so sein, wie er ist: der Iraner Iman. (Bild: zvg)

Eine spektakuläre Flucht
Die Soldaten brachten ihn zu einem Wagen, der ihn zurück in die Kaserne zum Verhör bringen sollte. Die beiden hatten Iman die ganze Nacht bewacht und waren dementsprechend schlecht gelaunt und hungrig. Als sie an einem Imbissstand hielten, liessen sie den Zündschlüssel stecken. Iman musste nicht zwei Mal überlegen. «Ich sprang über die Rückbank und fuhr sofort los», sagt er. «Ich wollte nach Teheran zu meinem Cousin.»


Der Cousin war schockiert über den Zustand von Iman, hatte aber zu grosse Angst, ihn bei sich zu verstecken. Mit ihm fuhr er über Täbris nach Marand, eine kleine Stadt im Nordiran. «Meine Eltern hatten dort einen Schleuser für mich organisiert, der meinen Pass bei sich hatte.»

Als Flugbeleiter getarnt, gelangte Iman mithilfe seines Schleusers nach Paris. Von dort machte er sich auf den Weg nach Deutschland, wo ein guter Freund der Familie lebt.

Bei ihm hat Iman vorläufig Unterschlupf gefunden und hofft nun auf einen positiven Bescheid des Ausländeramts. Die zuständige Anwältin will auf Anfrage von Mannschaft Magazin keine Stellung beziehen und verweist auf ihre Schweigepflicht. «Die Ironie meines Lebens ist, dass ich mich in meiner Heimat die ganze Zeit verstecken musste», sagt Iman. «Hier in Europa, wo ich so sein kann, wie ich bin, wird mir nicht geglaubt.»


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