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Homoheilung in Sachsen-Anhalt: Ministerin distanziert sich

Homoheiler
Szene aus NDR-Reportage über Homoheiler in Deutschland (Foto: Screenshot)

Während Malta Ende 2016 als erstes europäisches Land Konversionstherapien verboten hat, sind sie in Deutschland immer noch erlaubt. Das ermöglicht Angebote zur Homoheilung in Sachsen-Anhalt, wie sie der umstrittene Verein für Lebensorientierung (Leo e.V.) aus Bennungen im Südharz immer wieder anbietet. Kürzlich berichteten die „Mitteldeutsche Zeitung“ und das Blog „Leo Watch“ über Ankündigungen zu dem von Leo e.V. angebotenen 7-Tage-Seminar. Darin heißt es, Selbstmitleid und Minderwertigkeitskomplexe verhinderten „die Entwicklung zur ganzen Reife eines Mannes“. Bei Homosexualität, Transsexualität etc. bleibe die Sexualität auf einer „infantilen Stufe“ stehen. Titel des Seminars: „Schritte auf dem Weg zur Freiheit aus zwanghaften negativen Gefühlsstrukturen“. Es findet zweimal pro Jahr statt, richtet sich aber nicht nur an Homosexuelle.

Nachdem dank Recherchen des Journalisten Silvio Duwe Teile der Seminarunterlagen bekannt geworden waren, stellte der Lesben- und Schwulenverband Sachsen-Anhalt klar: Für Homophobie dürfe es keine Förderung geben. Der Landkreis Mansfeld-Südharz dürfe Leo außerdem „aufgrund konkret vorliegender Seminarunterlagen, die die Untauglichkeit untermauern“ nicht länger als Freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe anerkennen. Der LSVD will ferner erreichen, dass auch keine öffentlichen Aufträge mehr an Leo e.V. vergeben werden.

Gefordert wird vor allem, die Kirche solle sich von Leo-Chef Bernhard Ritter distanzieren und dem ehemaligen CDU-Landtagsabgeordneten und praktizierenden evangelischen Pfarrer die Ordination entziehen; Ritter ist auch Referent des Seminars. In seinem vor 25 Jahren erschienenen Buch „Eine andere Art zu lieben?“ schreibt er, Homosexualität als normal zu akzeptieren und entsprechend zu leben, sei schädlich und verantwortungslos.


CDU-Ministerin sieht Homosexualität nicht als Krankheit
Das Ministerium für Justiz und Gleichstellung erklärte am Montag gegenüber der Mannschaft: „[Anne-Marie] Keding unterstützt in keiner Form Herrn Ritter oder den Leo e. V., es gibt keine Zusammenarbeit, es gibt keine Kontakte zu Leo e.V.“ Die CDU-Ministerin lehne jede Theorie, „nach der Homosexualität als heilbare Krankheit behandelt wird, strikt ab, sie distanziert sich klar von diesen Auffassungen“.

Weiter schreibt man uns, Sachsen-Anhalts Landesregierung setze unter der Federführung von Frau Keding ein Aktionsprogramm um, der für die Akzeptanz von LGBTIQ wirbt, der informiert und aufklärt. „Erst vor wenigen Tagen hat die Gleichstellungsministerin einen Medienkoffer für den Einsatz in Kitas und Grundschulen der Öffentlichkeit vorgestellt. Die für Gleichstellung zuständigen Referate im Ministerium wurden in den vergangenen Tagen personell verstärkt, um intensiv die Umsetzung des Aktionsprogramms voran bringen zu können.“

Homosexuell lebende Menschen gehören zur Schöpfung Gottes

Die Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) teilte uns mit, nach ihrer Sicht sei Homosexualität keine Krankheit. „Homosexuell lebende Menschen gehören zur Schöpfung Gottes. Darum setzt sich die EKM dafür ein, dass homosexuell geprägte Menschen nicht benachteiligt werden. Seit 2012 können sich gleichgeschlechtliche Paare in einem Gottesdienst segnen lassen.“


Man nehme jedoch zur Kenntnis, dass es Menschen gebe, die sich von der Gesellschaft für Lebensorientierung e.V. freiwillig und gezielt beraten lassen. „Bei dieser Beratung handelt es sich nicht um ein kirchliches Angebot, sondern um das eines Vereins“, so Pressesprecher Friedemann Kahl.

Die Landes-SPD, die mit CDU und Grünen regiert, hatte sich bereits am Wochenende distanziert und eine erneute Aberkennung der Trägerschaft ins Gespräch gebracht. Ein erster Versuch war 2014 mittels einer Klage verhindert worden, da nach Ansicht eines Gerichts nicht festgestellt werden konnte, was in Ritters Kursen tatsächlich gelehrt wird.

Auch die Grünen kritisierten den Verein und deren Angebote als „Hokuspokus“, so der Landesparteichef:


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