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Zürich: gefährliche homo- und transphobe Initiative

Wer die Unterlagen liest, denkt zuerst an eine gute Initiative. Sie will «der Stimmbürgerin oder dem Stimmbürger die Möglichkeit schaffen, die Bildung unserer Kinder mitzuprägen und somit für alle Kinder faire und sinnvolle Voraussetzungen zu schaffen.» Die Initianden fordern ein demokratisches Mitspracherecht bei der Einführung von neuen Lehrplänen. «Durch die verbesserte Mitbestimmung schaffen wir eine Volksschule, die – wegweisend für die Zukunft unserer Kinder – vom Volk getragen wird und somit für alle Kinder eine gute Basis bildet.» Von einem breiten Meinungsaustausch ist die Rede. Und schliesslich sei der Lehrplan die Grundlage dafür, «wie unsere Schülerinnen und Schüler für die Zukunft gewappnet sind» und die Diskussion darüber wichtig, wie neue Inputs und Sichtweisen an die jungen Menschen gelangen.

In den Abstimmungsunterlagen geht nicht hervor, welche neuen Sichtweisen hier an die Schüler_innen gelangen soll. Es besteht die berichtigte Gefahr, dass bei Annahme der Initiative Werte wie Offenheit, Toleranz und Gleichstellung nicht zu den «neuen Inputs» gehören, die die Initianten versprechen: denn die Initiative wird getragen von der SVP, der EDU, Bürger für Bürger oder Zukunft CH. Spätestens hier müssten LGBT-Menschen alle Alarmglocken läuten. Die Stiftung Zukunft CH ist bekannt für ihre homo- und transphobe Haltung.

Zukunft CH: homo- und transphob
So publiziert die Stiftung immer wieder Texte und Artikel gegen Schwulen, Lesben, Bisexuelle und Transmenschen. Besonders scheinen sich die Urheber_innen an der Ehe für alle zu stören. Für Zukunft CH gibt es nur eine Familie: die von heterosexuellen Eltern: «Wer sich also weigert, die Homo-„Ehe“ Ehe zu nennen, der verteidigt nicht primär einen vermeintlich altmodischen Begriff: Er verteidigt vielmehr die sensibelsten Zusammenhänge menschlicher Existenz gegen ideologische Zugriffe, deren letzte Konsequenzen noch nicht absehbar sind. Er wehrt sich dagegen, etwas als „Vielfalt“ anzuerkennen, was in Tat und Wahrheit nur Ergebnis gezielt herbeigeführter tragischer Brüche ist. Es ist an der Zeit, die medial so dominante „Ehe“-Lüge mit all ihren Konsequenzen aufzudecken und an den Pranger zu stellen.», schreibt Zukunft CH.


2016 gab Zukunft CH dem «Homo-Heiler» Rolf Rietmann von der christlichen Organisation wuestenstromCH eine grosse Plattform in einem langen Interview, seine «Therapie» von Schwulen zu heterosexuellen Männern zu rechtfertigen. Ursprung war die Forderung von Nationalrätin Rosmarie Quadranti, die beim Bundesrat um ein strafrechtliches Verbot für «Therapien zur ‚Heilung‘ von Homosexualität bei Minderjährigen» erwirken wollte. Zukunft CH titelte: «Therapieverbot für Homosexualität: „Soll der Staat über unser affektives Leben entscheiden?“»

Gleichzeitig schriebt die Organisation fleissig gegen die Erweiterung des Antidiskrimiernungsverbots um die sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität an und betitelt die notwendige Erweiterung als «Strafrechtlicher Zwang zur Übernahme der Gender-Ideologie» und sieht natürlich ihre homo- und transphobe «Meinungsfreiheit» bedroht: «Sollte sich durchsetzen, dass alle sexuellen Orientierungen und sogenannten „Geschlechtsidentitäten“ – unter Strafandrohung – in allen Belangen unterschiedslos als gleich und gleichwertig zu behandeln wären, so hätte dies laut Zukunft CH weitreichende negative Folgen für unsere Gesellschaft.»

Die Organisation scheint sich enorm von LGBT in ihrem Familienbild bedroht und wehrt sich mit Titel wie «Queer-Mainstreaming», oder «Propaganda für schwul-lesbische Lebensweisen». Unter die Räder kam auch die LGBT-Jugendorganisation Milchjugend: «Gruppierungen wie die „Milchjugend“ sind dabei nur besonders laute Speerspitzen eines staatlich geförderten Mainstreams.» Der Autor Dominik Lusser hetzte im Artikel gegen die Milchjugend, weil diese offizielle Partner von «Sexuelle Gesundheit Schweiz» wurden und unter anderem in Zusammenarbeit mit GLL auch Schulbesuche durchführt. Die Organisation GLL organisiert Unterrichtseinheit zu Homo- und Bisexualität, die Jugendlichen einen direkten und lebensnahen Zugang bieten und informiert sachlich – und stets mit Schwulen, Lesben oder Eltern von lesbischschwulen Kindern – über LGBT. Lusser ein Dorn im Auge: «LGBT-Lobbygruppen erhalten Zugang zu immer mehr Deutschschweizer Schulklassen. Zu meinen, es gehe dabei nur um die angebrachte Toleranz gegenüber Angehörigen sexueller Minderheiten, irrt. Die Entnormalisierung von Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität ist längst zum Mainstream der staatlich geförderten Sexualpädagogik geworden.»


Die Liste dieser unsäglichen Hetze gegen LGBT liesse sich fortführen.

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Nein von Regierung und Parlament
Wird die Initiative «Lehrplan vors Volk» angenommen, wird das Anliegen von Zukunft CH, SVP & Co. direkt unterstützt: die Abschaffung von neutralen Informationen. Gerade Zukunft CH geht es nicht um eine objektive Stoffvermittlung, sondern um eine gefährliche Verhinderung von Informationen zu alternativen Familienmodellen, anderen sexuellen Orientierungen als Heterosexualität und die Negierung von vielfältigen Geschlechtsidentitäten. Kurz: die Stiftung will nur ihre heteronormative konservative Wertvorstellung unseren Schüler*innen vermitteln. Nicht auszudenken, wie sich LGBT-Schüler fühlen müssten, wenn «vom Volk» verordnet, nicht mehr über LGBT an Schulen gesprochen werden dürfte. Wer das verhindern will, lehnt die Initiative ab. So, wie es die Regierung des Kantons Zürich und das kantonale Parlament mit 113 zu 56 Stimmen auch gemacht haben.

Die Initianten sind auch in anderen Kantonen aktiv: Aargau (Ja zu einer guten Bildung), Appenzell Innerrhoden (Für eine Starke Volksschule), Baselland (Komitee Starke Schule Baselland), Bern (Starke Volksschule Bern), Graubünden (Gute Schule Graubünden), Luzern (Bildungsreformen vor das Volk), Solothurn (JA zu einer guten Volksschule ohne Lehrplan 21), St. Gallen (Starke Volksschule für den Kanton St. Gallen), Schauffhausen (Lehrpläne vors Volk), Schwyz (Gute Volksschule Schwyz) und Thurgau (Ja zu einer guten Thurgauer Volksschule ohne Lehrplan 21)


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