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Ole Lehmann ist „Homofröhlich“

Erst war Ole Lehmann DJ, später Musicaldarsteller, vor allem aber und seit bald 25 Jahren ist der gebürtige Hamburger Comedian. Sein neues Programm heißt „Homofröhlich“ und hat am 2. Oktober in seiner Wahlheimat Berlin im Quatsch Comedy Club Premiere.

Ole, ist man als Homo anders fröhlich als Heteros?
(lacht) Das ist so lustig, was die Leute bei dem Titel immer denken … Ein Fan sagte mal zu mir: Deine Geschichten sind immer so schön homofröhlich! Das fand ich einen super Titel. Und dann dachte ich, naja homo ist lateinisch und heißt Mensch und auch die Abkürzung von homosexuell, und ich fand es dann so spannend, weil gay früher auf Englisch fröhlich bedeutete, und dann soll es auch ein bisschen mysteriös bleiben, worum es in dem Programm eigentlich geht. Eigentlich, wenn man über einen roten Faden sprechen will, soll es darum gehen, warum die Menschen, gerade auch hier in Deutschland, nicht mehr so grundfröhlich sind.

Warum sind wir das denn nicht mehr?
Es ist ja immer individuell, aber ich finde, dass die Leute immer grantiger werden, auf der Straße, in der U-Bahn. Wenn man den Leuten die Tür aufhält: keiner bedankt sich mehr, keiner lächelt mehr. Wenn man das auf der Bühne sagt, dann nicken die Leute. Der Humor geht auch ein bisschen flöten, weil immer alle so politisch korrekt sein wollen. Auch in der Community gibt so oft einen Aufschrei, wenn man bestimmte Worte benutzt, aufgetranst oder tuntig. Ich finde immer, es kommt doch darauf an, wer es sagt. Da fehlt es an Fröhlichkeit oder Lockerheit.


Vielleicht sind die Menschen durch den Rechtsruck in Europa, aber auch in Deutschland politisiert und empfindlich?
Politisiert sind sie eh, finde ich. Gerade junge Schwule und Lesben interessieren sich viel mehr für Fragen rund um den CSD: Wie soll er heute aussehen usw. Aber sie sind auch empfindlicher. Das ist aber kein reines Homoproblem, das gilt für alle. Jeder will sein Recht haben, etwas sagen zu dürfen. Das resultiert aus den Sozialen Netzwerken. Oft schreiben ja Leute dort etwas, was sie von Angesicht zu Angesicht nie machen würden, das geht immer so schnell. Und dadurch sind alle, glaube ich, auch gereizter.

Du stehst seit den 90ern als Comedian auf der Bühne und bist immer offen damit umgegangen, dass Du schwul bist.
Ja, aber ganz unaufgeregt. Ich habe das immer mal einfließen lassen, ganz selbstverständlich. Bei der Vorpremiere von „Homofröhlich“ neulich in Forst in der Lausitz kam ein älterer Mann zu mir und sagte: ‚Schön, wie Sie so offen mit einem Tabuthema umgehen! ‚Und ich sagte: ‚Ach, das ist für Sie noch ein Tabu?‘ Und er sagte: ‚Ja, schon, und Sie auch lachen darüber.‘ Ich finde, wenn homofröhlich auch das meint, dass man als schwuler Mann über sich selbst lachen kann, dann ist das doch eine schöne Sache.


Du hast in den letzten Jahren regelmäßig die CSD-Show am Brandenburger Tor moderiert.
Ja, bis vor drei Jahren. Ich hab das sechs oder sieben Jahre gemacht. Es wird dann irgendwann Routine, deshalb finde ich, das sollten auch mal andere machen. Ich hab dann den CSD-Verein anders unterstützt, mal durch eine Spende oder so. Ich bin für mich auch privat so ein bisschen CSD-müde geworden und war auch gar nicht mehr da, weil ich auch viel arbeiten musste. Ich hätte jetzt aber auch wieder Lust, und gehe nächstes Jahr mal wieder privat hin und laufe in der Parade mit.

Wenn man sich für LGBTI-Rechte einsetzt und dann sieht, dass Schwule und Lesben AfD wählen, fragt man sich da nicht: Was läuft hier eigentlich falsch?
(seufzt) Ich verstehe das auch nicht. Ich glaube aber, egal welche Sexualität du hast, dass diese Parolen-Politik, wo du einfach nur mit Schlagwörtern arbeitest, ihre Anhänger findet, auch bei uns in der Community. Dass man einfach nur noch sagen muss: Ja, genau! Ohne es zu hinterfragen. Ich kenne ja die Kommentare, wenn Leute aufschreien und sagen: Wie kann das sein, dass Schwule AfD wählen?! Ich glaube: Weil wir alle Menschen sind und auch im queeren Bereich gibt es Menschen, die von vielen Dinge angepisst sind, die aber zu faul sind oder keinen Bock haben, sich näher zu informieren, und die springen dann auf diesen sehr einfachen Zug auf.

Wenn ich das bei GayRomeo lese: keine Fetten, keine Opas – da geht mir immer die Galle hoch!

Oder sie machen selber Politik, wie Alice Weidel.
Es ist ja schon unfassbar interessant, ich hab das neulich auf der Bühne gesagt: eine lesbische Frau, die mit einer Ausländerin zusammen ist, in der Schweiz lebt und hier bei uns rechte Politik macht. Da habe ich gedacht, jetzt habe ich alles gesehen, jetzt kann ich auch sterben. Ich weiß nicht, was da falsch läuft. Es wundert mich aber auch alles nicht: Wenn du mal bei Grindr oder bei Gayromeo so guckst, und dann steht da: keine Mingvasen, kein dies, kein jenes. Diesen Rassismus findet man ja auch dort! Ich sage den Leuten dann: Du kannst doch nicht nach Toleranz schreien und dann sowas schreiben! Und dann sagte einer, aber ich habe keinen Bock auf Asiaten und dann nervt mich das, wen die mich anschreiben. Dann sage ich: Sorry, aber wenn du ficken gehen willst, dann musst du damit leben, auch auf solchen Seiten, dass manchmal Leute kommen, auf die du keinen Bock hast. Wenn ich das lese: keine Fetten, keine Opas etc., da geht mir immer die Galle hoch. Aber dieses Verhalten ist übergreifend, egal welche Sexualität du hast.

Du bist ja ein alter Musicalhase und machst mit bei der Show „Boybands Forever“, die am 3. Oktober in München Weltpremiere feiert.
Ja, ich darf die Premiere spielen. Es geht darum, wie Boybands eigentlich produziert werden, was braucht man für Archetypen usw. Ich moderiere das und hab auch ein, zwei kleine Songs, die ich auch singen darf, „Pray“ von Take That. Um mich rum fünf professionelle Jungs aus den USA und vom Londoner Westend, extra gecastet. Mit 48 krieg ich das mit dem Waschbrettbauch nicht mehr hin. Texte und Regie sind von Thomas Herrmanns, das ist sehr lustig geworden. Wir wollen an dem Abend die Boyband-Zeiten aufleben lassen: Es muss mitgesungen und mitgeschrieben werden – und man kann auch einfach mal zwei Stunden durchheulen, so wie früher, und Teddybären schmeißen.

Vorher steht noch eine dritte Premiere ins Haus: Die Ehe für alle. Am 1. Oktober geht es los. Hast Du schon entsprechende Pläne mit Deinem Partner?
Nein, wir reden da bisher gar nicht drüber. Ich weiß aber, wenn mein Mann irgendwann auf die Knie geht und um meine Hand anhält, würde ich in Tränen ausbrechen und eher Ja schreien, bevor er die Frage überhaupt stellen kann.

Wir verlosen 3 x 2 Freikarten für die Premiere „Homofröhlich“ im Berliner Quatsch Comedy Club am 2. Oktober.

Die Verlosung wurde beendet.

Teilnahmebedingungen: Teilnahmeschluss ist Donnerstag, 28. September 2017. Die Gewinner werden per E-Mail am darauffolgenden Tag benachrichtigt. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Tickets werden am Abend der Vorstellung auf den Namen des Gewinners an der Abendkasse hinterlegt und können weder in bar ausbezahlt noch auf ein anderes Datum umgetauscht werden.


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