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«Ich sehe die Eheöffnung deutlich entspannter als meine Partei»

Herr Nause, waren Sie bereits als Teilnehmer an einer Pride oder ist die Pride Ouest in Bern Ihre erste Pride überhaupt?
An einer Pride als solches war ich in der Tat noch nie. Aber ich hatte die Streetparade in ihren Anfängen in den Neunzigerjahren durchaus auch als einen Anziehungspunkt für die LGBTIQ-Community erlebt. Da war ich mehrfach anzutreffen und hab die farbenfrohen Umzüge und Veranstaltungen genossen.

Der Sternmarsch mit sechs verschiedenen «Strahlen» durch die Berner Innenstadt ist ein relativ neues Konzept. War eine konventionelle Pride-Parade, wie man sie in anderen Städten kennt, aufgrund der engen Berner Gassen nicht möglich?
Das Konzept des Sternenmarsches war meines Wissens von Anfang an Wunsch der Veranstalter. Diesem sind wir nachgekommen, obwohl ein solcher Marsch organisatorisch und verkehrstechnisch für die Stadt eigentlich viel schwieriger zu handhaben ist, als ein Umzug auf einer einzigen Route.

Werden Sie am Sternmarsch teilnehmen?
Nein, ich werde leider erst relativ knapp auf dem Bundesplatz eintreffen.


Die Pride Ouest fordert die Öffnung der Ehe. Ihre Partei, die CVP, ist allerdings seit Jahren eine vehemente Gegnerin.
Ich persönlich sehe das deutlich entspannter als meine Partei.

Sie befürworten also die Eheöffnung für gleichgeschlechtliche Paare mit all ihren Rechten und Pflichten?
Ich sehe im Sinne der Gleichberechtigung keine Gründe, was einer solchen Öffnung entgegensprechen sollte. Entschieden wird hier aber auf Bundes- und nicht auf kommunaler Ebene

Sich zum Beispiel bei einer Wohnungsbewerbung als homosexuelles Paar zu outen ist leider noch immer nicht selbstverständlich.

Sie treten am Bundesplatz als Redner auf. Was ist Ihrer Meinung nach die grösste Herausforderung für die Schweizer LGBTIQ-Community?
Ich denke die Vorurteile in der Gesellschaft sind immer noch sehr stark verankert. Sich zum Beispiel bei einer Wohnungsbewerbung als homosexuelles Paar zu outen ist leider noch immer nicht selbstverständlich. Auch stelle ich es mir in der Arbeitswelt schwierig vor, wenn es zum Beispiel um Transgeschlechtlichkeit geht. In gewissen Bereichen und Branchen unserer Gesellschaft sind die Tabus nach wie vor sehr gross, so dass LGBTIQ-Menschen sich verstellen müssen. Das dürfte in einem mitteleuropäischen Land wie der Schweiz im 21. Jahrhundert eigentlich nicht mehr sein.


Siebzehn Jahre seit der letzten Pride in Bern ist eine lange Zeit. Würden Sie eine jährlich wiederkehrende Pride-Veranstaltung in Bern begrüssen?
Ja, warum nicht! Die Pride ist in Bern herzlich willkommen und ist mit offenen Armen empfangen worden. Ausserdem liegt Bern verkehrstechnisch für alle Landesteile und auch das nahe Ausland perfekt und ist gut erreichbar. Bern hat sich als Event-Location einen europäischen Ruf geschaffen. Die Kulisse des Weltkulturerbes und der symbolträchtige Bundesplatz sind perfekt für eine solche Veranstaltung.

Nach 17 Jahren wieder eine Pride in Bern: Nach einer langwierigen Sponsorensuche kann das Organisationskomitee nun ein vielseitiges Rahmen­programm an mehreren Stand­orten auf die Beine stellen (MANNSCHAFT berichtete).


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