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«Wer sich selbst akzeptiert, hat weniger Angst vor Fremdem»

Jazzmin, gemeinsam mit UTO KULT und Pink Nights organisierst du den Anlass «UTO KULT goes PRIDE» – wie ist es dazu gekommen?
Ich hatte bereits zweimal das Vergnügen, Programmabende im UTO KULT zu kuratieren. Beide Anlässe waren sehr schön! Ich liebe das UTO KULT und die Art und Weise, wie dort alternative Kunst auf die Bühne gebracht wird. Diesmal war es so, dass ich von Pride-Präsident David Reichlin angefragt worden war, ob ich Interesse daran hätte, eine Politveranstaltung im Rahmen der Pride auf die Beine zu stellen. Das wollte ich sehr gerne machen, und so ging ich auf die Betreiberinnen des UTO KULT zu und fragte sie für eine weitere Zusammenarbeit an.

Du moderierst die Diskussionsrunde, die unter dem Titel «Building Bridges» und «No Fear To Be You» steht. Worum geht es dir bei dieser Diskussion?
Die beiden Themen hängen stark zusammen. Der Gedanke hinter «Building Bridges» ist, dass man lernt, eigene Ängste loszulassen und auf fremde Menschen und Kulturen zuzugehen. Dies gelingt einem erst, wenn man sich selbst akzeptiert – Selbstakzeptanz ist eine wichtige Voraussetzung, um sich wohl zu fühlen und Berührungsängste abzubauen. Hier kommt «No Fear To Be You» ins Spiel. Je authentischer und ehrlicher man mit sich selbst ist, umso authentischer wirkt man gegen aussen – so kann man auch leichter mit anderen in Kontakt treten. Um diese Themen dreht sich der Abend. Die Idee ist, dass das Publikum bei der Podiumsdiskussion auch mitreden und seine Fragen stellen kann.

Wie hast du deine Talk-Gäste ausgesucht?
Sie stehen für unsere Anliegen ein. Gwen Versluis etwa schafft es, über ihre Kunst zu kommunizieren und Brücken zu bauen. Kunst ist eine Sprache für sich. Eine Sprache, mit der man sowohl nach innen und aussen kommunizieren kann. Ein weiterer Gast ist zum Beispiel die niederländische Botschafterin Anne Elisabeth Luwema, die sich für eine offene und tolerante Gesellschaft engagiert. Die Niederlande haben in Bezug auf die Situation von LGBT-Menschen schon viel geschafft, doch sind noch nicht alle Ziele erreicht. Frau Luwema setzt sich dafür ein, dass man nicht träge und passiv wird, sondern weiterkämpft – denn Stillstand bedeutet allzu oft Rückschritt. Ich freue mich auch riesig auf die Performances der extra angereisten Sängerin Megn sowie des transidenten Dancehall- und Reggae-Sängers Msoke.


Jazzmin Dian Moor macht sich für die Gleichstellung von LGBTIQ-Menschen stark.

Du selbst, so scheint es, trittst in letzter Zeit etwas weniger im Rahmen von Partys, sondern vermehrt in politischen Kontexten auf – stimmt dieser Eindruck?
Nun, ich war schon immer politisch aktiv, aber eher im Hintergrund. In den letzten Monaten habe ich meine Strategie dahingehend angepasst, dass ich mich vermehrt auch öffentlich politisch engagiere – gemäss dem Credo «make my voice be heard». Ich bin gut vernetzt und kann dazu beitragen, dass wertvolle Verbindungen zwischen Menschen entstehen. Ich bin der Ansicht, dass wir aufhören sollten, unsere eigenen kleinen Gärtchen zu pflegen und stattdessen zusammenarbeiten, und das auch über Landesgrenzen hinweg. In dem Sinne gewichte ich meine politisch gefärbten Auftritte zurzeit etwas stärker. Dass ich nicht mehr an jeder Party auftauche, hat auch einen ganz einfachen Grund: Es fehlt mir schlicht die Energie dazu. Ich kann nicht bis in alle Puppen feiern und am nächsten Tag eine seriöse Rede oder Sitzung halten – diese Rechnung geht nicht auf. Ich will Fehler vermeiden, deshalb bin ich sehr fokussiert unterwegs.

Am 11. Juni findet in Zürich eine weitere LGBTI-Kundgebung statt, die ebenfalls auf deiner Initiative beruht. Was darf man sich darunter vorstellen?
An diesem Tag ist in Washington DC ein grosser LGBT-Pride-Marsch geplant, der «Equality March for Unity and Pride». Unser Anlass, den Solidarity For Humanity und ich gemeinsam organisieren, ist sozusagen eine kleine Schwesterveranstaltung, um den Equality March im Rahmen der Zurich Pride zu unterstützen. Wir führen keine Parade durch, da ja am Tag zuvor bereits der grosse Umzug stattfindet. Vielmehr wird es ein Zusammenkommen verschiedenster Leute sein – egal ob Mann oder Frau, hetero, homo, bi, trans oder cis, schwarz oder weiss. Es gibt zahlreiche kleine Reden, wobei jede Ansprache höchsten drei Minuten dauert. Und eine Performance von Megn erwartet die Teilnehmenden – ich freue mich!

UTO KULT goes Pride!
Mittwoch, 7. Juni 2017
Kalkbreitestrasse 3
8003 Zürich
Türöffnung: 19.30 Uhr
www.facebook.com


Equality March for Unity and Pride, Zurich
Sonntag, 11. Juni 2017, von 12-14 Uhr
Förrlibuckstrasse 180
8005 Zürich
www.facebook.com


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